Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

CVI h. von dem heiratsgute
cap. 3, s. 49, s. 128 fg. Die haus- oder die aus-
steuer ist eine teutsche sache; mithin sind anderer
rechtsgelehrten aus dem römischen rechte hirher
gezerrete gedanken unschicklich. Von parapher-
nalien wußte der Teutsche nichts, Carl Wilh.
Gaertners
dist. iur. Rom. inter dotem et parapher-
na foris Germ. non esse accommod.
Leipz. 1729,
4t, Boehmer T. II, P. I, cons. 525, n. 5. Heu-
te zu tage kan sich wohl eine frau etwas von iren
einkünften, oder gütern ausdrücklich vor- und aus-
behalten, von Gaertner am a. o. § XII. Bei
den Teutschen werden sowohl der son, als auch
die tochter ausgesteuert. Man nennet es: das
mitgeben, oder das beiwenden, nämlich was der
bräutigam der braut zuwendet. Dises bestehet
bald im gelte, bald in ligenden gründen (§ 791
des 1ten th. und § 729 des 3ten th.), meine abh.
de adparatu et instruct. nuptarum etc, § 46, s. 30,
Grupen in der teutschen frau, s. 58 fg. Nach
der regel gebüret, ausser Sachsens, die ausstat-
tung, und was die frau an kleidern, leinen, und
andern geräte zugebracht, den kindern von der ver-
storbenen mutter, eb. s. 61 fg., § 84. Wie es
zur zeit der mutter ableiben sich befunden hat; da-
fern keine gesäze, noch gedinge entgegen stehen.
Was aber verbrauchet ist, dessen wert wird den
kindern erstattet; imgleichen, was an die stelle wä-
render ehe ist angeschaffet worden, von Leyser im
specim. 304, med. 3, s. 203, specim. 301, med.
3, s. 152, vol. V. Was hergegen der ehemann
ihr sonst wärender ehe an kleidung angeschaffet hat,
das fället in die erbschaft, von Leyser im specim.
30, med.
4. Ausserdem fället die mitgift einer
aus der väterlichen gewalt getretenen tochter eigen-
tümlich zu; woraus sich deutlich erbricht: daß,
weil die teutsche sitten von den römischen gänzlich

abwei-

CVI h. von dem heiratsgute
cap. 3, ſ. 49, ſ. 128 fg. Die haus- oder die aus-
ſteuer iſt eine teutſche ſache; mithin ſind anderer
rechtsgelehrten aus dem roͤmiſchen rechte hirher
gezerrete gedanken unſchicklich. Von parapher-
nalien wußte der Teutſche nichts, Carl Wilh.
Gaertners
diſt. iur. Rom. inter dotem et parapher-
na foris Germ. non eſſe accommod.
Leipz. 1729,
4t, Boehmer T. II, P. I, conſ. 525, n. 5. Heu-
te zu tage kan ſich wohl eine frau etwas von iren
einkuͤnften, oder guͤtern ausdruͤcklich vor- und aus-
behalten, von Gaertner am a. o. § XII. Bei
den Teutſchen werden ſowohl der ſon, als auch
die tochter ausgeſteuert. Man nennet es: das
mitgeben, oder das beiwenden, naͤmlich was der
braͤutigam der braut zuwendet. Diſes beſtehet
bald im gelte, bald in ligenden gruͤnden (§ 791
des 1ten th. und § 729 des 3ten th.), meine abh.
de adparatu et inſtruct. nuptarum etc, § 46, ſ. 30,
Grupen in der teutſchen frau, ſ. 58 fg. Nach
der regel gebuͤret, auſſer Sachſens, die ausſtat-
tung, und was die frau an kleidern, leinen, und
andern geraͤte zugebracht, den kindern von der ver-
ſtorbenen mutter, eb. ſ. 61 fg., § 84. Wie es
zur zeit der mutter ableiben ſich befunden hat; da-
fern keine geſaͤze, noch gedinge entgegen ſtehen.
Was aber verbrauchet iſt, deſſen wert wird den
kindern erſtattet; imgleichen, was an die ſtelle waͤ-
render ehe iſt angeſchaffet worden, von Leyſer im
ſpecim. 304, med. 3, ſ. 203, ſpecim. 301, med.
3, ſ. 152, vol. V. Was hergegen der ehemann
ihr ſonſt waͤrender ehe an kleidung angeſchaffet hat,
das faͤllet in die erbſchaft, von Leyſer im ſpecim.
30, med.
4. Auſſerdem faͤllet die mitgift einer
aus der vaͤterlichen gewalt getretenen tochter eigen-
tuͤmlich zu; woraus ſich deutlich erbricht: daß,
weil die teutſche ſitten von den roͤmiſchen gaͤnzlich

abwei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0500" n="476"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">CVI</hi> h. von dem heiratsgute</hi></fw><lb/>
cap. 3, &#x017F;. 49, &#x017F;. 128 fg. Die haus- oder die aus-<lb/>
&#x017F;teuer i&#x017F;t eine teut&#x017F;che &#x017F;ache; mithin &#x017F;ind anderer<lb/>
rechtsgelehrten aus dem ro&#x0364;mi&#x017F;chen rechte hirher<lb/>
gezerrete gedanken un&#x017F;chicklich. Von parapher-<lb/>
nalien wußte der Teut&#x017F;che nichts, <hi rendition="#fr">Carl Wilh.<lb/>
Gaertners</hi> <hi rendition="#aq">di&#x017F;t. iur. Rom. inter dotem et parapher-<lb/>
na foris Germ. non e&#x017F;&#x017F;e accommod.</hi> Leipz. 1729,<lb/>
4t, <hi rendition="#fr">Boehmer</hi> <hi rendition="#aq">T. II, P. I, con&#x017F;.</hi> 525, n. 5. Heu-<lb/>
te zu tage kan &#x017F;ich wohl eine frau etwas von iren<lb/>
einku&#x0364;nften, oder gu&#x0364;tern ausdru&#x0364;cklich vor- und aus-<lb/>
behalten, <hi rendition="#fr">von Gaertner</hi> am a. o. § <hi rendition="#aq">XII.</hi> Bei<lb/>
den Teut&#x017F;chen werden &#x017F;owohl der &#x017F;on, als auch<lb/>
die tochter ausge&#x017F;teuert. Man nennet es: das<lb/>
mitgeben, oder das beiwenden, na&#x0364;mlich was der<lb/>
bra&#x0364;utigam der braut zuwendet. Di&#x017F;es be&#x017F;tehet<lb/>
bald im gelte, bald in ligenden gru&#x0364;nden (§ 791<lb/>
des 1ten th. und § 729 des 3ten th.), meine abh.<lb/><hi rendition="#aq">de adparatu et in&#x017F;truct. nuptarum etc,</hi> § 46, &#x017F;. 30,<lb/><hi rendition="#fr">Grupen</hi> in der teut&#x017F;chen frau, &#x017F;. 58 fg. Nach<lb/>
der regel gebu&#x0364;ret, au&#x017F;&#x017F;er Sach&#x017F;ens, die aus&#x017F;tat-<lb/>
tung, und was die frau an kleidern, leinen, und<lb/>
andern gera&#x0364;te zugebracht, den kindern von der ver-<lb/>
&#x017F;torbenen mutter, <hi rendition="#fr">eb.</hi> &#x017F;. 61 fg., § 84. Wie es<lb/>
zur zeit der mutter ableiben &#x017F;ich befunden hat; da-<lb/>
fern keine ge&#x017F;a&#x0364;ze, noch gedinge entgegen &#x017F;tehen.<lb/>
Was aber verbrauchet i&#x017F;t, de&#x017F;&#x017F;en wert wird den<lb/>
kindern er&#x017F;tattet; imgleichen, was an die &#x017F;telle wa&#x0364;-<lb/>
render ehe i&#x017F;t ange&#x017F;chaffet worden, <hi rendition="#fr">von Ley&#x017F;er</hi> im<lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;pecim. 304, med.</hi> 3, &#x017F;. 203, <hi rendition="#aq">&#x017F;pecim. 301, med.</hi><lb/>
3, &#x017F;. 152, vol. <hi rendition="#aq">V.</hi> Was hergegen der ehemann<lb/>
ihr &#x017F;on&#x017F;t wa&#x0364;render ehe an kleidung ange&#x017F;chaffet hat,<lb/>
das fa&#x0364;llet in die erb&#x017F;chaft, <hi rendition="#fr">von Ley&#x017F;er</hi> im <hi rendition="#aq">&#x017F;pecim.<lb/>
30, med.</hi> 4. Au&#x017F;&#x017F;erdem fa&#x0364;llet die mitgift einer<lb/>
aus der va&#x0364;terlichen gewalt getretenen tochter eigen-<lb/>
tu&#x0364;mlich zu; woraus &#x017F;ich deutlich erbricht: daß,<lb/>
weil die teut&#x017F;che &#x017F;itten von den ro&#x0364;mi&#x017F;chen ga&#x0364;nzlich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">abwei-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[476/0500] CVI h. von dem heiratsgute cap. 3, ſ. 49, ſ. 128 fg. Die haus- oder die aus- ſteuer iſt eine teutſche ſache; mithin ſind anderer rechtsgelehrten aus dem roͤmiſchen rechte hirher gezerrete gedanken unſchicklich. Von parapher- nalien wußte der Teutſche nichts, Carl Wilh. Gaertners diſt. iur. Rom. inter dotem et parapher- na foris Germ. non eſſe accommod. Leipz. 1729, 4t, Boehmer T. II, P. I, conſ. 525, n. 5. Heu- te zu tage kan ſich wohl eine frau etwas von iren einkuͤnften, oder guͤtern ausdruͤcklich vor- und aus- behalten, von Gaertner am a. o. § XII. Bei den Teutſchen werden ſowohl der ſon, als auch die tochter ausgeſteuert. Man nennet es: das mitgeben, oder das beiwenden, naͤmlich was der braͤutigam der braut zuwendet. Diſes beſtehet bald im gelte, bald in ligenden gruͤnden (§ 791 des 1ten th. und § 729 des 3ten th.), meine abh. de adparatu et inſtruct. nuptarum etc, § 46, ſ. 30, Grupen in der teutſchen frau, ſ. 58 fg. Nach der regel gebuͤret, auſſer Sachſens, die ausſtat- tung, und was die frau an kleidern, leinen, und andern geraͤte zugebracht, den kindern von der ver- ſtorbenen mutter, eb. ſ. 61 fg., § 84. Wie es zur zeit der mutter ableiben ſich befunden hat; da- fern keine geſaͤze, noch gedinge entgegen ſtehen. Was aber verbrauchet iſt, deſſen wert wird den kindern erſtattet; imgleichen, was an die ſtelle waͤ- render ehe iſt angeſchaffet worden, von Leyſer im ſpecim. 304, med. 3, ſ. 203, ſpecim. 301, med. 3, ſ. 152, vol. V. Was hergegen der ehemann ihr ſonſt waͤrender ehe an kleidung angeſchaffet hat, das faͤllet in die erbſchaft, von Leyſer im ſpecim. 30, med. 4. Auſſerdem faͤllet die mitgift einer aus der vaͤterlichen gewalt getretenen tochter eigen- tuͤmlich zu; woraus ſich deutlich erbricht: daß, weil die teutſche ſitten von den roͤmiſchen gaͤnzlich abwei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/500
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/500>, abgerufen am 22.11.2024.