Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite
CXV h. von der aelterlichen gewalt.
Hundert und funfzehntes haubtstück
von der aelterlichen gewalt.
§ 869

Nach den teutschen rechten wird die aelterliche
gewalt als eine völlige regirung und gerecht-
same beiderseits aeltern über irer kinder personen an-
gesehen (§ 859 des Iten th.), vermöge deren sie
ire kinder wohl auferzihen (§ 456 des Iten th.),
unterhalten, auch deren sittliche handelungen zu
irem ewigen, und zeitlichen wohl, zur ere gottes,
und des staates besten lenken, auch sie hirzu durch
gebürliche zwangsmittel anhalten, und züchtigen
können; gleichwohl nicht töden dürfen, Cleffel am
a. o. cap. 2, § 4, s. 87 fgg., cap. 3, s. 120 fgg.
Die erzihung der kinder bei den Teutschen war
hart, Cleffel s. 122 fg. Diweil nun beiderseits
aeltern die kinder erzilen; so hat auch die mutter,
nach maaßgebung der teutschen rechte, bei erzihung
derselben so vil zu sagen, als der vater; imgleichen
an der verwaltung der eigenen güter iren anteil;
immassen die ehefrau sich in gemeinschaft mit dem
ehemanne befindet (§ 699 fgg., § 713, § 729,
§ 763 fg. des 3ten th.). Und wenn auch schon
dem ehemanne in der ehelichen gesellschaft das di-
rectorium gebüret; so machet dennoch dises, nach
den teutschen rechten, keine oberherrschaft über die
ehefrau aus. Dise aelterliche gewalt ist von den
pflichten der aeltern gegen ire kinder unterschiden.
Allso gehöret der unterhalt, welcher den kindern
zu reichen ist, nicht zur aelterlichen gewalt; son-
dern zu den pflichten der aeltern; wozu der vater
vorzüglich verbunden ist (§ 863 des Iten th.),
Schoepff im consil. 38, consil. 61, cons. 71,
und cons. 108, vol. VIII, cons. Tub. 1, Joh.

Go. tfr.
K k 2
CXV h. von der aelterlichen gewalt.
Hundert und funfzehntes haubtſtuͤck
von der aelterlichen gewalt.
§ 869

Nach den teutſchen rechten wird die aelterliche
gewalt als eine voͤllige regirung und gerecht-
ſame beiderſeits aeltern uͤber irer kinder perſonen an-
geſehen (§ 859 des Iten th.), vermoͤge deren ſie
ire kinder wohl auferzihen (§ 456 des Iten th.),
unterhalten, auch deren ſittliche handelungen zu
irem ewigen, und zeitlichen wohl, zur ere gottes,
und des ſtaates beſten lenken, auch ſie hirzu durch
gebuͤrliche zwangsmittel anhalten, und zuͤchtigen
koͤnnen; gleichwohl nicht toͤden duͤrfen, Cleffel am
a. o. cap. 2, § 4, ſ. 87 fgg., cap. 3, ſ. 120 fgg.
Die erzihung der kinder bei den Teutſchen war
hart, Cleffel ſ. 122 fg. Diweil nun beiderſeits
aeltern die kinder erzilen; ſo hat auch die mutter,
nach maaßgebung der teutſchen rechte, bei erzihung
derſelben ſo vil zu ſagen, als der vater; imgleichen
an der verwaltung der eigenen guͤter iren anteil;
immaſſen die ehefrau ſich in gemeinſchaft mit dem
ehemanne befindet (§ 699 fgg., § 713, § 729,
§ 763 fg. des 3ten th.). Und wenn auch ſchon
dem ehemanne in der ehelichen geſellſchaft das di-
rectorium gebuͤret; ſo machet dennoch diſes, nach
den teutſchen rechten, keine oberherrſchaft uͤber die
ehefrau aus. Diſe aelterliche gewalt iſt von den
pflichten der aeltern gegen ire kinder unterſchiden.
Allſo gehoͤret der unterhalt, welcher den kindern
zu reichen iſt, nicht zur aelterlichen gewalt; ſon-
dern zu den pflichten der aeltern; wozu der vater
vorzuͤglich verbunden iſt (§ 863 des Iten th.),
Schoepff im conſil. 38, conſil. 61, conſ. 71,
und conſ. 108, vol. VIII, conſ. Tub. 1, Joh.

Go. tfr.
K k 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0539" n="515"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">CXV</hi> h. von der aelterlichen gewalt.</hi> </fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Hundert und funfzehntes haubt&#x017F;tu&#x0364;ck<lb/>
von der aelterlichen gewalt.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 869</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">N</hi>ach den teut&#x017F;chen rechten wird die aelterliche<lb/>
gewalt als eine vo&#x0364;llige regirung und gerecht-<lb/>
&#x017F;ame beider&#x017F;eits aeltern u&#x0364;ber irer kinder per&#x017F;onen an-<lb/>
ge&#x017F;ehen (§ 859 des <hi rendition="#aq">I</hi>ten th.), vermo&#x0364;ge deren &#x017F;ie<lb/>
ire kinder wohl auferzihen (§ 456 des <hi rendition="#aq">I</hi>ten th.),<lb/>
unterhalten, auch deren &#x017F;ittliche handelungen zu<lb/>
irem ewigen, und zeitlichen wohl, zur ere gottes,<lb/>
und des &#x017F;taates be&#x017F;ten lenken, auch &#x017F;ie hirzu durch<lb/>
gebu&#x0364;rliche zwangsmittel anhalten, und zu&#x0364;chtigen<lb/>
ko&#x0364;nnen; gleichwohl nicht to&#x0364;den du&#x0364;rfen, <hi rendition="#fr">Cleffel</hi> am<lb/>
a. o. <hi rendition="#aq">cap.</hi> 2, § 4, &#x017F;. 87 fgg., <hi rendition="#aq">cap.</hi> 3, &#x017F;. 120 fgg.<lb/>
Die erzihung der kinder bei den Teut&#x017F;chen war<lb/>
hart, <hi rendition="#fr">Cleffel</hi> &#x017F;. 122 fg. Diweil nun beider&#x017F;eits<lb/>
aeltern die kinder erzilen; &#x017F;o hat auch die mutter,<lb/>
nach maaßgebung der teut&#x017F;chen rechte, bei erzihung<lb/>
der&#x017F;elben &#x017F;o vil zu &#x017F;agen, als der vater; imgleichen<lb/>
an der verwaltung der eigenen gu&#x0364;ter iren anteil;<lb/>
imma&#x017F;&#x017F;en die ehefrau &#x017F;ich in gemein&#x017F;chaft mit dem<lb/>
ehemanne befindet (§ 699 fgg., § 713, § 729,<lb/>
§ 763 fg. des 3ten th.). Und wenn auch &#x017F;chon<lb/>
dem ehemanne in der ehelichen ge&#x017F;ell&#x017F;chaft das di-<lb/>
rectorium gebu&#x0364;ret; &#x017F;o machet dennoch di&#x017F;es, nach<lb/>
den teut&#x017F;chen rechten, keine oberherr&#x017F;chaft u&#x0364;ber die<lb/>
ehefrau aus. Di&#x017F;e aelterliche gewalt i&#x017F;t von den<lb/>
pflichten der aeltern gegen ire kinder unter&#x017F;chiden.<lb/>
All&#x017F;o geho&#x0364;ret der unterhalt, welcher den kindern<lb/>
zu reichen i&#x017F;t, nicht zur aelterlichen gewalt; &#x017F;on-<lb/>
dern zu den pflichten der aeltern; wozu der vater<lb/>
vorzu&#x0364;glich verbunden i&#x017F;t (§ 863 des <hi rendition="#aq">I</hi>ten th.),<lb/><hi rendition="#fr">Schoepff</hi> im <hi rendition="#aq">con&#x017F;il. 38, con&#x017F;il. 61, con&#x017F;.</hi> 71,<lb/>
und <hi rendition="#aq">con&#x017F;.</hi> 108, vol. <hi rendition="#aq">VIII, con&#x017F;. Tub.</hi> 1, <hi rendition="#fr">Joh.</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k 2</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Go. tfr.</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[515/0539] CXV h. von der aelterlichen gewalt. Hundert und funfzehntes haubtſtuͤck von der aelterlichen gewalt. § 869 Nach den teutſchen rechten wird die aelterliche gewalt als eine voͤllige regirung und gerecht- ſame beiderſeits aeltern uͤber irer kinder perſonen an- geſehen (§ 859 des Iten th.), vermoͤge deren ſie ire kinder wohl auferzihen (§ 456 des Iten th.), unterhalten, auch deren ſittliche handelungen zu irem ewigen, und zeitlichen wohl, zur ere gottes, und des ſtaates beſten lenken, auch ſie hirzu durch gebuͤrliche zwangsmittel anhalten, und zuͤchtigen koͤnnen; gleichwohl nicht toͤden duͤrfen, Cleffel am a. o. cap. 2, § 4, ſ. 87 fgg., cap. 3, ſ. 120 fgg. Die erzihung der kinder bei den Teutſchen war hart, Cleffel ſ. 122 fg. Diweil nun beiderſeits aeltern die kinder erzilen; ſo hat auch die mutter, nach maaßgebung der teutſchen rechte, bei erzihung derſelben ſo vil zu ſagen, als der vater; imgleichen an der verwaltung der eigenen guͤter iren anteil; immaſſen die ehefrau ſich in gemeinſchaft mit dem ehemanne befindet (§ 699 fgg., § 713, § 729, § 763 fg. des 3ten th.). Und wenn auch ſchon dem ehemanne in der ehelichen geſellſchaft das di- rectorium gebuͤret; ſo machet dennoch diſes, nach den teutſchen rechten, keine oberherrſchaft uͤber die ehefrau aus. Diſe aelterliche gewalt iſt von den pflichten der aeltern gegen ire kinder unterſchiden. Allſo gehoͤret der unterhalt, welcher den kindern zu reichen iſt, nicht zur aelterlichen gewalt; ſon- dern zu den pflichten der aeltern; wozu der vater vorzuͤglich verbunden iſt (§ 863 des Iten th.), Schoepff im conſil. 38, conſil. 61, conſ. 71, und conſ. 108, vol. VIII, conſ. Tub. 1, Joh. Go. tfr. K k 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/539
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/539>, abgerufen am 22.11.2024.