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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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CXXII h. von den vormunden,
potest. et tut. princ. lib. II, tit. 8, s. 301 -- s. 310,
Mevius L. V, dec. 32, n. 6, Gundling in Gund-
ling. de auctor. tut.
Derohalben sind dijenige, wel-
che unter der gewalt des vormundes stehen, kei-
nesweges bei den Teutschen ire eigene herren; folg-
lich können sie auch für sich, one bewilligung der
vormunden, keine freie, noch inen nachteilige han-
delungen unternemen, noch etwas verschenken,
noch sich verheiraten. Denn, wofern die vor-
munden an aeltern statt da sind, und deren einwilli-
gung nohtwendig erfodert wird; so ist auch der
vormunden gehelung unumgänglich nohtwendig,
Martin Gottlieb Pauli vtrum ii, qui sub tutela
viuunt hodie sui sunt, vel alieni iuris homines?

Danz. 1757, 4t, cap. 2, cap. 3, s. 36 fgg.,
von Leyser im specim. 334, med. 2, s. 505 fg.,
vol. V. Dahingegen pfleget ein vormund die han-
delungen für seinen pflegbefolenen allein zu unter-
nemen. Kreitmayr th. I, s. 231 fg., auch zu
veräussern auf eine rechtmässige art, von Neu-
mann
s. 309 fg., § 481, von Leyser am a. o.;
er muß um die belehnung nachsuchen, und wenn
auch derselbe gesangen wird; sezet dennoch der pfle-
ger seine vormundschaft fort. Derohalben hat ein
teutscher vormund mehr, als ein römischer, zu sa-
gen. Denn jener hat sowohl über die person, als
deren sachen zu wachen, und hat des pupillens
bewilligung nicht nötig, noch fraget ein gericht
nach dem minderjärigen; vilmehr kan er dem pfleg-
befolenen verweise geben, denselben züchtigen, und
wenn er etwa unter einem regimente stehet, in ar-
rest sezen lassen; er vergibet pfarren, schulmeisters-
dinste; nimmet jüden an; lässet deren schulen zu-
schlüssen; lässet leibeigene auf eine rechtmässige wei-
se loß; tritt erbschaften an; wobei er jedoch wohl
tut, wenn er erst den obervormund um raht fra-

get;

CXXII h. von den vormunden,
poteſt. et tut. princ. lib. II, tit. 8, ſ. 301 — ſ. 310,
Mevius L. V, dec. 32, n. 6, Gundling in Gund-
ling. de auctor. tut.
Derohalben ſind dijenige, wel-
che unter der gewalt des vormundes ſtehen, kei-
nesweges bei den Teutſchen ire eigene herren; folg-
lich koͤnnen ſie auch fuͤr ſich, one bewilligung der
vormunden, keine freie, noch inen nachteilige han-
delungen unternemen, noch etwas verſchenken,
noch ſich verheiraten. Denn, wofern die vor-
munden an aeltern ſtatt da ſind, und deren einwilli-
gung nohtwendig erfodert wird; ſo iſt auch der
vormunden gehelung unumgaͤnglich nohtwendig,
Martin Gottlieb Pauli vtrum ii, qui ſub tutela
viuunt hodie ſui ſunt, vel alieni iuris homines?

Danz. 1757, 4t, cap. 2, cap. 3, ſ. 36 fgg.,
von Leyſer im ſpecim. 334, med. 2, ſ. 505 fg.,
vol. V. Dahingegen pfleget ein vormund die han-
delungen fuͤr ſeinen pflegbefolenen allein zu unter-
nemen. Kreitmayr th. I, ſ. 231 fg., auch zu
veraͤuſſern auf eine rechtmaͤſſige art, von Neu-
mann
ſ. 309 fg., § 481, von Leyſer am a. o.;
er muß um die belehnung nachſuchen, und wenn
auch derſelbe geſangen wird; ſezet dennoch der pfle-
ger ſeine vormundſchaft fort. Derohalben hat ein
teutſcher vormund mehr, als ein roͤmiſcher, zu ſa-
gen. Denn jener hat ſowohl uͤber die perſon, als
deren ſachen zu wachen, und hat des pupillens
bewilligung nicht noͤtig, noch fraget ein gericht
nach dem minderjaͤrigen; vilmehr kan er dem pfleg-
befolenen verweiſe geben, denſelben zuͤchtigen, und
wenn er etwa unter einem regimente ſtehet, in ar-
reſt ſezen laſſen; er vergibet pfarren, ſchulmeiſters-
dinſte; nimmet juͤden an; laͤſſet deren ſchulen zu-
ſchluͤſſen; laͤſſet leibeigene auf eine rechtmaͤſſige wei-
ſe loß; tritt erbſchaften an; wobei er jedoch wohl
tut, wenn er erſt den obervormund um raht fra-

get;
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[584/0608] CXXII h. von den vormunden, poteſt. et tut. princ. lib. II, tit. 8, ſ. 301 — ſ. 310, Mevius L. V, dec. 32, n. 6, Gundling in Gund- ling. de auctor. tut. Derohalben ſind dijenige, wel- che unter der gewalt des vormundes ſtehen, kei- nesweges bei den Teutſchen ire eigene herren; folg- lich koͤnnen ſie auch fuͤr ſich, one bewilligung der vormunden, keine freie, noch inen nachteilige han- delungen unternemen, noch etwas verſchenken, noch ſich verheiraten. Denn, wofern die vor- munden an aeltern ſtatt da ſind, und deren einwilli- gung nohtwendig erfodert wird; ſo iſt auch der vormunden gehelung unumgaͤnglich nohtwendig, Martin Gottlieb Pauli vtrum ii, qui ſub tutela viuunt hodie ſui ſunt, vel alieni iuris homines? Danz. 1757, 4t, cap. 2, cap. 3, ſ. 36 fgg., von Leyſer im ſpecim. 334, med. 2, ſ. 505 fg., vol. V. Dahingegen pfleget ein vormund die han- delungen fuͤr ſeinen pflegbefolenen allein zu unter- nemen. Kreitmayr th. I, ſ. 231 fg., auch zu veraͤuſſern auf eine rechtmaͤſſige art, von Neu- mann ſ. 309 fg., § 481, von Leyſer am a. o.; er muß um die belehnung nachſuchen, und wenn auch derſelbe geſangen wird; ſezet dennoch der pfle- ger ſeine vormundſchaft fort. Derohalben hat ein teutſcher vormund mehr, als ein roͤmiſcher, zu ſa- gen. Denn jener hat ſowohl uͤber die perſon, als deren ſachen zu wachen, und hat des pupillens bewilligung nicht noͤtig, noch fraget ein gericht nach dem minderjaͤrigen; vilmehr kan er dem pfleg- befolenen verweiſe geben, denſelben zuͤchtigen, und wenn er etwa unter einem regimente ſtehet, in ar- reſt ſezen laſſen; er vergibet pfarren, ſchulmeiſters- dinſte; nimmet juͤden an; laͤſſet deren ſchulen zu- ſchluͤſſen; laͤſſet leibeigene auf eine rechtmaͤſſige wei- ſe loß; tritt erbſchaften an; wobei er jedoch wohl tut, wenn er erſt den obervormund um raht fra- get;

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 584. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/608>, abgerufen am 22.11.2024.