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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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II b., XLVI h. von dem eigentume,
§ 1860
von den war-
zeichen der
übergaben.

Die Teutsche haben ebenfalls, wie die Rö-
mer, warzeichen (symbola) gehabt. Dise richte-
ten sich bei den Teutschen nach den zu übergeben-
den sachen, auch nach der teutschen neigung. Die
gerichtliche übergabe erfoderte allso warzeichen
(§ 2989 des 2ten th. und § 1856 des 3ten th.).
Von Franken sihe die von Cramerische obs. 44,
s. 175. Bevor aber der Teutsche zum gerichte ge-
het, will er zuförderst einen richtigen handel haben,
welcher vor zeugen gestiftet worden ist; wiwohl
auch bei den gerichtlichen handelungen zeugen ge-
brauchet worden sind, Faber am a. o. im 99ten
th. Die Teutsche bedinten sich bei iren feierlichen
handelungen nicht allezeit einer höflichen begegnung,
besonders gegen die jugend, welche die sache de-
sto besser merken sollte; vilmehr gaben sie als kri-
gerische, und rauhe leute den jungen leuten, so-
gar zum denkzedel, maulschellen, wie noch heuti-
ges tages bei grenz- und flur-bezihungen gemeinig-
lich zu geschehen pfleget. Disemnach waren die
Teutsche auf den beweiß durch zeugen bedacht. Das
zeichen des rasens, oder der erdschollen ist noch
heute zu tage bei aeckern, wisen, gärten etc bräuch-
lich; besonders bei den besiznemungen, oder ein-
weisungen der gläubiger in der schuldener gedach-
te grundstücke; falls der schuldener dem bezalungs-
besele nicht gelebet; jedoch wird das messer, wo-
mit man den rasen ausgestochen hat, nicht mehr
mit übergeben. Bei den einem gläubiger ange-
wisenen obstgärten, oder waldungen wird ein
zweig übergeben. Bestehen sie aber aus verschi-
denen arten von holzungen, z. e. eichen, buchen,
tannen, fichten etc; so muß er von einer jeden art
einen zweig haben Bei der gerichtlichen einwei-
sung des gläubigers in das bei bezalung säumigen

schul-
II b., XLVI h. von dem eigentume,
§ 1860
von den war-
zeichen der
uͤbergaben.

Die Teutſche haben ebenfalls, wie die Roͤ-
mer, warzeichen (ſymbola) gehabt. Diſe richte-
ten ſich bei den Teutſchen nach den zu uͤbergeben-
den ſachen, auch nach der teutſchen neigung. Die
gerichtliche uͤbergabe erfoderte allſo warzeichen
(§ 2989 des 2ten th. und § 1856 des 3ten th.).
Von Franken ſihe die von Crameriſche obſ. 44,
ſ. 175. Bevor aber der Teutſche zum gerichte ge-
het, will er zufoͤrderſt einen richtigen handel haben,
welcher vor zeugen geſtiftet worden iſt; wiwohl
auch bei den gerichtlichen handelungen zeugen ge-
brauchet worden ſind, Faber am a. o. im 99ten
th. Die Teutſche bedinten ſich bei iren feierlichen
handelungen nicht allezeit einer hoͤflichen begegnung,
beſonders gegen die jugend, welche die ſache de-
ſto beſſer merken ſollte; vilmehr gaben ſie als kri-
geriſche, und rauhe leute den jungen leuten, ſo-
gar zum denkzedel, maulſchellen, wie noch heuti-
ges tages bei grenz- und flur-bezihungen gemeinig-
lich zu geſchehen pfleget. Diſemnach waren die
Teutſche auf den beweiß durch zeugen bedacht. Das
zeichen des raſens, oder der erdſchollen iſt noch
heute zu tage bei aeckern, wiſen, gaͤrten ꝛc braͤuch-
lich; beſonders bei den beſiznemungen, oder ein-
weiſungen der glaͤubiger in der ſchuldener gedach-
te grundſtuͤcke; falls der ſchuldener dem bezalungs-
beſele nicht gelebet; jedoch wird das meſſer, wo-
mit man den raſen ausgeſtochen hat, nicht mehr
mit uͤbergeben. Bei den einem glaͤubiger ange-
wiſenen obſtgaͤrten, oder waldungen wird ein
zweig uͤbergeben. Beſtehen ſie aber aus verſchi-
denen arten von holzungen, z. e. eichen, buchen,
tannen, fichten ꝛc; ſo muß er von einer jeden art
einen zweig haben Bei der gerichtlichen einwei-
ſung des glaͤubigers in das bei bezalung ſaͤumigen

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[808/0832] II b., XLVI h. von dem eigentume, § 1860 Die Teutſche haben ebenfalls, wie die Roͤ- mer, warzeichen (ſymbola) gehabt. Diſe richte- ten ſich bei den Teutſchen nach den zu uͤbergeben- den ſachen, auch nach der teutſchen neigung. Die gerichtliche uͤbergabe erfoderte allſo warzeichen (§ 2989 des 2ten th. und § 1856 des 3ten th.). Von Franken ſihe die von Crameriſche obſ. 44, ſ. 175. Bevor aber der Teutſche zum gerichte ge- het, will er zufoͤrderſt einen richtigen handel haben, welcher vor zeugen geſtiftet worden iſt; wiwohl auch bei den gerichtlichen handelungen zeugen ge- brauchet worden ſind, Faber am a. o. im 99ten th. Die Teutſche bedinten ſich bei iren feierlichen handelungen nicht allezeit einer hoͤflichen begegnung, beſonders gegen die jugend, welche die ſache de- ſto beſſer merken ſollte; vilmehr gaben ſie als kri- geriſche, und rauhe leute den jungen leuten, ſo- gar zum denkzedel, maulſchellen, wie noch heuti- ges tages bei grenz- und flur-bezihungen gemeinig- lich zu geſchehen pfleget. Diſemnach waren die Teutſche auf den beweiß durch zeugen bedacht. Das zeichen des raſens, oder der erdſchollen iſt noch heute zu tage bei aeckern, wiſen, gaͤrten ꝛc braͤuch- lich; beſonders bei den beſiznemungen, oder ein- weiſungen der glaͤubiger in der ſchuldener gedach- te grundſtuͤcke; falls der ſchuldener dem bezalungs- beſele nicht gelebet; jedoch wird das meſſer, wo- mit man den raſen ausgeſtochen hat, nicht mehr mit uͤbergeben. Bei den einem glaͤubiger ange- wiſenen obſtgaͤrten, oder waldungen wird ein zweig uͤbergeben. Beſtehen ſie aber aus verſchi- denen arten von holzungen, z. e. eichen, buchen, tannen, fichten ꝛc; ſo muß er von einer jeden art einen zweig haben Bei der gerichtlichen einwei- ſung des glaͤubigers in das bei bezalung ſaͤumigen ſchul-

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 808. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/832>, abgerufen am 22.11.2024.