Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite
von den erläuterungs-gründen.
vierbeinigte und zweybeinigte hasen, hier
verstehet man die letztern:
Vsum: Man ge-
brauchts nicht gerne in öffentlichen reden
und ansehnlicher gesellschafft, lieber in gantz
vulgairen reden:
Synonymiam: Heist eben
so viel als ein stocknarre, possenreisser, lusti-
ger iuncker, lächerlicher kerl,
bouffon, morio
stultus, lepidus homo, lepidum caput
geloto-
ponos: Exergasiam: Er ist ein hase, heist so
viel als: Er hat ins hasenfett getreten: Hat
einen sparrren zu viel: Jst geschossen: Hat
einen wurm: Piquiret sich
bons mots zu ma-
chen und lacht am ersten darüber.
Jch könte
noch hinzusetzen es sey ein nomen s&fb;bstantiuum
generis communis, singularis numeri, vocatiui ca-
sus, cuiusuis declinationis:
so wäre die gantze in-
terpretatio und analysis grammatica richtig.

§. 5. Wenn man aber die gedancken oder
sache selbst, deutlich und nach seinen absichten
fürmahlen soll, so suchet man zu ende solche
worte aus, welche nicht nur in ihrer hauptidee,
sondern auch in ihrer neben-idee, ia in ihrem
fall und klange, in ihren buchstaben, die sache
nach ihren eigenschaften in dem gemüth des
zuhörers oder lesers bilden, man erwehlet sol-
che beywörter, welche das haupt-wort, entwe-
der mit deutlich machen, oder dessen inbegrif
determiniren, man wiederholet ein wort etliche
mahl, man führet ausdruckungen an, die zwar
eben das bedeuten aber etwas von der iedee so
wir bereits davon gemacht, abnehmen, oder
hinzusetzen, oder dieselbe corrigiren, oder auf
etwas bekanntes kurtz führen, oder ich spreche

die
G 3
von den erlaͤuterungs-gruͤnden.
vierbeinigte und zweybeinigte haſen, hier
verſtehet man die letztern:
Vſum: Man ge-
brauchts nicht gerne in oͤffentlichen reden
und anſehnlicher geſellſchafft, lieber in gantz
vulgairen reden:
Synonymiam: Heiſt eben
ſo viel als ein ſtocknarre, poſſenreiſſer, luſti-
ger iuncker, laͤcherlicher kerl,
bouffon, morio
ſtultus, lepidus homo, lepidum caput
γελωτο-
πονος: Exergaſiam: Er iſt ein haſe, heiſt ſo
viel als: Er hat ins haſenfett getreten: Hat
einen ſparrren zu viel: Jſt geſchoſſen: Hat
einen wurm: Piquiret ſich
bons mots zu ma-
chen und lacht am erſten daruͤber.
Jch koͤnte
noch hinzuſetzen es ſey ein nomen ſ&fb;bſtantiuum
generis communis, ſingularis numeri, vocatiui ca-
ſus, cuiuſuis declinationis:
ſo waͤre die gantze in-
terpretatio und analyſis grammatica richtig.

§. 5. Wenn man aber die gedancken oder
ſache ſelbſt, deutlich und nach ſeinen abſichten
fuͤrmahlen ſoll, ſo ſuchet man zu ende ſolche
worte aus, welche nicht nur in ihrer hauptidee,
ſondern auch in ihrer neben-idee, ia in ihrem
fall und klange, in ihren buchſtaben, die ſache
nach ihren eigenſchaften in dem gemuͤth des
zuhoͤrers oder leſers bilden, man erwehlet ſol-
che beywoͤrter, welche das haupt-wort, entwe-
der mit deutlich machen, oder deſſen inbegrif
determiniren, man wiederholet ein wort etliche
mahl, man fuͤhret ausdruckungen an, die zwar
eben das bedeuten aber etwas von der iedee ſo
wir bereits davon gemacht, abnehmen, oder
hinzuſetzen, oder dieſelbe corrigiren, oder auf
etwas bekanntes kurtz fuͤhren, oder ich ſpreche

die
G 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <list>
            <item><pb facs="#f0119" n="101"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von den                                     erla&#x0364;uterungs-gru&#x0364;nden.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">vierbeinigte und zweybeinigte ha&#x017F;en,                                 hier<lb/>
ver&#x017F;tehet man die letztern:</hi><hi rendition="#aq">V&#x017F;um:</hi><hi rendition="#fr">Man ge-<lb/>
brauchts nicht gerne in                                 o&#x0364;ffentlichen reden<lb/>
und an&#x017F;ehnlicher                                 ge&#x017F;ell&#x017F;chafft, lieber in gantz<lb/>
vulgairen                                 reden:</hi><hi rendition="#aq">Synonymiam:</hi><hi rendition="#fr">Hei&#x017F;t eben<lb/>
&#x017F;o viel als ein                                 &#x017F;tocknarre, po&#x017F;&#x017F;enrei&#x017F;&#x017F;er,                                 lu&#x017F;ti-<lb/>
ger iuncker, la&#x0364;cherlicher kerl,</hi><hi rendition="#aq">bouffon, morio<lb/>
&#x017F;tultus, lepidus homo,                                 lepidum caput</hi> &#x03B3;&#x03B5;&#x03BB;&#x03C9;&#x03C4;&#x03BF;-<lb/>
&#x03C0;&#x03BF;&#x03BD;&#x03BF;&#x03C2;: <hi rendition="#aq">Exerga&#x017F;iam:</hi> <hi rendition="#fr">Er i&#x017F;t ein ha&#x017F;e, hei&#x017F;t                                 &#x017F;o<lb/>
viel als: Er hat ins ha&#x017F;enfett getreten:                                 Hat<lb/>
einen &#x017F;parrren zu viel: J&#x017F;t                                 ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en: Hat<lb/>
einen wurm: Piquiret                                 &#x017F;ich</hi> <hi rendition="#aq">bons mots</hi> <hi rendition="#fr">zu ma-<lb/>
chen und lacht am er&#x017F;ten                                 daru&#x0364;ber.</hi> Jch ko&#x0364;nte<lb/>
noch hinzu&#x017F;etzen                             es &#x017F;ey ein <hi rendition="#aq">nomen                                 &#x017F;&amp;fb;b&#x017F;tantiuum<lb/>
generis communis,                                 &#x017F;ingularis numeri, vocatiui ca-<lb/>
&#x017F;us,                                 cuiu&#x017F;uis declinationis:</hi> &#x017F;o wa&#x0364;re die                             gantze in-<lb/>
terpretatio und analy&#x017F;is grammatica                             richtig.</item>
          </list><lb/>
          <p>§. 5. Wenn man aber die gedancken oder<lb/>
&#x017F;ache                         &#x017F;elb&#x017F;t, deutlich und nach &#x017F;einen ab&#x017F;ichten<lb/>
fu&#x0364;rmahlen &#x017F;oll, &#x017F;o &#x017F;uchet man zu ende                         &#x017F;olche<lb/>
worte aus, welche nicht nur in ihrer hauptidee,<lb/>
&#x017F;ondern auch in ihrer neben-idee, ia in ihrem<lb/>
fall und klange,                         in ihren buch&#x017F;taben, die &#x017F;ache<lb/>
nach ihren                         eigen&#x017F;chaften in dem gemu&#x0364;th des<lb/>
zuho&#x0364;rers oder                         le&#x017F;ers bilden, man erwehlet &#x017F;ol-<lb/>
che beywo&#x0364;rter,                         welche das haupt-wort, entwe-<lb/>
der mit deutlich machen, oder                         de&#x017F;&#x017F;en inbegrif<lb/>
determiniren, man wiederholet ein wort                         etliche<lb/>
mahl, man fu&#x0364;hret ausdruckungen an, die zwar<lb/>
eben                         das bedeuten aber etwas von der iedee &#x017F;o<lb/>
wir bereits davon                         gemacht, abnehmen, oder<lb/>
hinzu&#x017F;etzen, oder die&#x017F;elbe                         corrigiren, oder auf<lb/>
etwas bekanntes kurtz fu&#x0364;hren, oder ich &#x017F;preche<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 3</fw><fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0119] von den erlaͤuterungs-gruͤnden. vierbeinigte und zweybeinigte haſen, hier verſtehet man die letztern: Vſum: Man ge- brauchts nicht gerne in oͤffentlichen reden und anſehnlicher geſellſchafft, lieber in gantz vulgairen reden: Synonymiam: Heiſt eben ſo viel als ein ſtocknarre, poſſenreiſſer, luſti- ger iuncker, laͤcherlicher kerl, bouffon, morio ſtultus, lepidus homo, lepidum caput γελωτο- πονος: Exergaſiam: Er iſt ein haſe, heiſt ſo viel als: Er hat ins haſenfett getreten: Hat einen ſparrren zu viel: Jſt geſchoſſen: Hat einen wurm: Piquiret ſich bons mots zu ma- chen und lacht am erſten daruͤber. Jch koͤnte noch hinzuſetzen es ſey ein nomen ſ&fb;bſtantiuum generis communis, ſingularis numeri, vocatiui ca- ſus, cuiuſuis declinationis: ſo waͤre die gantze in- terpretatio und analyſis grammatica richtig. §. 5. Wenn man aber die gedancken oder ſache ſelbſt, deutlich und nach ſeinen abſichten fuͤrmahlen ſoll, ſo ſuchet man zu ende ſolche worte aus, welche nicht nur in ihrer hauptidee, ſondern auch in ihrer neben-idee, ia in ihrem fall und klange, in ihren buchſtaben, die ſache nach ihren eigenſchaften in dem gemuͤth des zuhoͤrers oder leſers bilden, man erwehlet ſol- che beywoͤrter, welche das haupt-wort, entwe- der mit deutlich machen, oder deſſen inbegrif determiniren, man wiederholet ein wort etliche mahl, man fuͤhret ausdruckungen an, die zwar eben das bedeuten aber etwas von der iedee ſo wir bereits davon gemacht, abnehmen, oder hinzuſetzen, oder dieſelbe corrigiren, oder auf etwas bekanntes kurtz fuͤhren, oder ich ſpreche die G 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/119
Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/119>, abgerufen am 28.11.2024.