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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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von den erläuterungs-gründen.
die sache artig aus, daß der zuhörer oder leser
sich genöthiget siehet, dabey stehen zu bleiben
und selbige recht einzunehmen, von welchen
allen in folgenden andern theil ausführlich zu
handeln.

Z. e. Jch sage: Die leute sind der eitelkeit ietzo
sehr ergeben:
Illustratio; Verbis emphaticis: Das
tichten und trachten des menschlichen her-
tzens ist nur auf ein eitles wesen gerichtet:
Das menschliche bertz hänget an der eitelkeit:

O quantum est in rebus inane! Jst es nicht zube-
iammern, daß die heutige welt so erschrecklich
denen vanitäten nachhänget[?]
Epithetis: Die
verblendeten sterblichen, sind der thörichten
eitelkeit von gantzem hertzen zugeihan: Jr-
dischgesinnte menschen haben sich beständig
der vergänglichen eitelkeit gewiedmet.
Repe-
titione:
Die menschen sind hent zu tage der ei-
telkeit sehr ergeben, der eitelkeit, welche sie
von GOtt abführet, der eitelkeit, welche sie
zu thoren macht: etc. Die menschen sind in
der eitelkeit gantz ersoffen: Sie sind der ei-
telkeit nicht gram: sie lieben solche vielmehr
von gantzem hertzen: der menschliche ver-
stand sinnet nur auf eitle lust: der wille
und die neigungen des menschen fliehen nur
dasienige, was nicht nach der eitelkeit
schmeckt und begehren eyffrigst, was in dieses
reich der thorbeit gehöret:
Allusione: Der
prediger Salomo solte ietzt auftreten, da
würde er materie zu reden bekommen und
den text recht lesen können: Die menschen lie-
ben in allen gern die freyheit, nur von der ei-
telkeit lassen sie sich gerne sclaven fessel anlegen
und diese tragen sie mit lust: Das menschli-
che hertz ist ein altar, auf welchem dem un-

be-

von den erlaͤuterungs-gruͤnden.
die ſache artig aus, daß der zuhoͤrer oder leſer
ſich genoͤthiget ſiehet, dabey ſtehen zu bleiben
und ſelbige recht einzunehmen, von welchen
allen in folgenden andern theil ausfuͤhrlich zu
handeln.

Z. e. Jch ſage: Die leute ſind der eitelkeit ietzo
ſehr ergeben:
Illuſtratio; Verbis emphaticis: Das
tichten und trachten des menſchlichen her-
tzens iſt nur auf ein eitles weſen gerichtet:
Das menſchliche bertz haͤnget an der eitelkeit:

O quantum eſt in rebus inane! Jſt es nicht zube-
iammern, daß die heutige welt ſo erſchrecklich
denen vanitaͤten nachhaͤnget[?]
Epithetis: Die
verblendeten ſterblichen, ſind der thoͤrichten
eitelkeit von gantzem hertzen zugeihan: Jr-
diſchgeſinnte menſchen haben ſich beſtaͤndig
der vergaͤnglichen eitelkeit gewiedmet.
Repe-
titione:
Die menſchen ſind hent zu tage der ei-
telkeit ſehr ergeben, der eitelkeit, welche ſie
von GOtt abfuͤhret, der eitelkeit, welche ſie
zu thoren macht: ꝛc. Die menſchen ſind in
der eitelkeit gantz erſoffen: Sie ſind der ei-
telkeit nicht gram: ſie lieben ſolche vielmehr
von gantzem hertzen: der menſchliche ver-
ſtand ſinnet nur auf eitle luſt: der wille
und die neigungen des menſchen fliehen nur
dasienige, was nicht nach der eitelkeit
ſchmeckt und begehren eyffrigſt, was in dieſes
reich der thorbeit gehoͤret:
Alluſione: Der
prediger Salomo ſolte ietzt auftreten, da
wuͤrde er materie zu reden bekommen und
den text recht leſen koͤnnen: Die menſchen lie-
ben in allen gern die freyheit, nur von der ei-
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[102/0120] von den erlaͤuterungs-gruͤnden. die ſache artig aus, daß der zuhoͤrer oder leſer ſich genoͤthiget ſiehet, dabey ſtehen zu bleiben und ſelbige recht einzunehmen, von welchen allen in folgenden andern theil ausfuͤhrlich zu handeln. Z. e. Jch ſage: Die leute ſind der eitelkeit ietzo ſehr ergeben: Illuſtratio; Verbis emphaticis: Das tichten und trachten des menſchlichen her- tzens iſt nur auf ein eitles weſen gerichtet: Das menſchliche bertz haͤnget an der eitelkeit: O quantum eſt in rebus inane! Jſt es nicht zube- iammern, daß die heutige welt ſo erſchrecklich denen vanitaͤten nachhaͤnget? Epithetis: Die verblendeten ſterblichen, ſind der thoͤrichten eitelkeit von gantzem hertzen zugeihan: Jr- diſchgeſinnte menſchen haben ſich beſtaͤndig der vergaͤnglichen eitelkeit gewiedmet. Repe- titione: Die menſchen ſind hent zu tage der ei- telkeit ſehr ergeben, der eitelkeit, welche ſie von GOtt abfuͤhret, der eitelkeit, welche ſie zu thoren macht: ꝛc. Die menſchen ſind in der eitelkeit gantz erſoffen: Sie ſind der ei- telkeit nicht gram: ſie lieben ſolche vielmehr von gantzem hertzen: der menſchliche ver- ſtand ſinnet nur auf eitle luſt: der wille und die neigungen des menſchen fliehen nur dasienige, was nicht nach der eitelkeit ſchmeckt und begehren eyffrigſt, was in dieſes reich der thorbeit gehoͤret: Alluſione: Der prediger Salomo ſolte ietzt auftreten, da wuͤrde er materie zu reden bekommen und den text recht leſen koͤnnen: Die menſchen lie- ben in allen gern die freyheit, nur von der ei- telkeit laſſen ſie ſich gerne ſclaven feſſel anlegen und dieſe tragen ſie mit luſt: Das menſchli- che hertz iſt ein altar, auf welchem dem un- be-

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/120>, abgerufen am 14.05.2024.