Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite
von den erläuterungs-gründen
ist, dem trauet man nicht mehr: Oder ich sag-
te: Grosse Herren sind einem manchmahl oh-
ne raison gram,
und setzte hinzu Tacit. A. 6.
48. 2. Multi potentibus inuisi, non culpa, sed vt
flagitiorum impatientes.

§. 14. Ein simile ist, wann ich eine idee
oder satz mit dem andern vergleiche, und ohn-
geachtet beyde ein ander nichts angehen, den-
noch ein oder mehr eigenschaften und ideen be-
mercke, darinn sie einander gleich kommen,
solche idee oder eigenschaft nennet man so dann
das tertium comparationis. Man kan die
gleichheit eines dinges mit dem andern durch
ein wort oder bild bemercken, durch etliche ei-
genschaften durchführen, die gleichheit so wohl
als ungleichheit insonderheit andeuten, und
beyder verhältniß gegen einander abmessen,
auch wohl iedwede absonderlich ausführen.

Z. e. Thesis: Schwelgerey ist ein schädlicher af-
fect:
Illustr. Metaph. Sie ist ein weg, der
uns zum verderben führet:
Simile: Ein wa-
gen, darauf man zur hölle fähret:
Allegor.
Bernhardi: Defluit luxuria, quae tamquam currus
quadrigis voluitur vitiorum, ingluuie ventris, li-
bidine coitus, mollitie vestium, otii soporisque re-
solutione, trahitur equis duobus. prosperitate vitae
et rerum abundantia. Et his qui praesident, duo
sunt aurigae, torpor & securitas. Comparatio:

Sie ist eine zauberische Circe, gleichwie diese
des Ulysses gesellen in mancherley thiere als
schweine, affen, bunde und dergleichen ver-
wandelte, so verändert auch die schwelgerey
die menschen in allerhand viehische gestalten,
und da die Circe doch noch denen metamor-
phosirten ihre vorige gestalt wiedergeben
konte, so ist dieses die schwelgerey nicht ver-

mö-
von den erlaͤuterungs-gruͤnden
iſt, dem trauet man nicht mehr: Oder ich ſag-
te: Groſſe Herren ſind einem manchmahl oh-
ne raiſon gram,
und ſetzte hinzu Tacit. A. 6.
48. 2. Multi potentibus inuiſi, non culpa, ſed vt
flagitiorum impatientes.

§. 14. Ein ſimile iſt, wann ich eine idee
oder ſatz mit dem andern vergleiche, und ohn-
geachtet beyde ein ander nichts angehen, den-
noch ein oder mehr eigenſchaften und ideen be-
mercke, darinn ſie einander gleich kommen,
ſolche idee oder eigenſchaft nennet man ſo dann
das tertium comparationis. Man kan die
gleichheit eines dinges mit dem andern durch
ein wort oder bild bemercken, durch etliche ei-
genſchaften durchfuͤhren, die gleichheit ſo wohl
als ungleichheit inſonderheit andeuten, und
beyder verhaͤltniß gegen einander abmeſſen,
auch wohl iedwede abſonderlich ausfuͤhren.

Z. e. Theſis: Schwelgerey iſt ein ſchaͤdlicher af-
fect:
Illuſtr. Metaph. Sie iſt ein weg, der
uns zum verderben fuͤhret:
Simile: Ein wa-
gen, darauf man zur hoͤlle faͤhret:
Allegor.
Bernhardi: Defluit luxuria, quae tamquam currus
quadrigis voluitur vitiorum, ingluuie ventris, li-
bidine coitus, mollitie veſtium, otii ſoporisque re-
ſolutione, trahitur equis duobus. proſperitate vitae
et rerum abundantia. Et his qui praeſident, duo
ſunt aurigae, torpor & ſecuritas. Comparatio:

Sie iſt eine zauberiſche Circe, gleichwie dieſe
des Ulyſſes geſellen in mancherley thiere als
ſchweine, affen, bunde und dergleichen ver-
wandelte, ſo veraͤndert auch die ſchwelgerey
die menſchen in allerhand viehiſche geſtalten,
und da die Circe doch noch denen metamor-
phoſirten ihre vorige geſtalt wiedergeben
konte, ſo iſt dieſes die ſchwelgerey nicht ver-

moͤ-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <list>
            <item><pb facs="#f0129" n="111"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von den                                     erla&#x0364;uterungs-gru&#x0364;nden</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">i&#x017F;t, dem trauet man nicht mehr:</hi> Oder ich                             &#x017F;ag-<lb/>
te: <hi rendition="#fr">Gro&#x017F;&#x017F;e Herren                                 &#x017F;ind einem manchmahl oh-<lb/>
ne rai&#x017F;on gram,</hi> und                             &#x017F;etzte hinzu Tacit. <hi rendition="#aq">A. 6.<lb/>
48. 2. Multi                                 potentibus inui&#x017F;i, non culpa, &#x017F;ed vt<lb/>
flagitiorum                                 impatientes.</hi></item>
          </list><lb/>
          <p>§. 14. Ein &#x017F;imile i&#x017F;t, wann ich eine idee<lb/>
oder &#x017F;atz                         mit dem andern vergleiche, und ohn-<lb/>
geachtet beyde ein ander nichts                         angehen, den-<lb/>
noch ein oder mehr eigen&#x017F;chaften und ideen                         be-<lb/>
mercke, darinn &#x017F;ie einander gleich kommen,<lb/>
&#x017F;olche idee oder eigen&#x017F;chaft nennet man &#x017F;o dann<lb/>
das tertium comparationis. Man kan die<lb/>
gleichheit eines dinges mit dem                         andern durch<lb/>
ein wort oder bild bemercken, durch etliche ei-<lb/>
gen&#x017F;chaften durchfu&#x0364;hren, die gleichheit &#x017F;o wohl<lb/>
als ungleichheit in&#x017F;onderheit andeuten, und<lb/>
beyder                         verha&#x0364;ltniß gegen einander abme&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
auch wohl                         iedwede ab&#x017F;onderlich ausfu&#x0364;hren.</p><lb/>
          <list>
            <item>Z. e. <hi rendition="#aq">The&#x017F;is:</hi> <hi rendition="#fr">Schwelgerey i&#x017F;t ein                                 &#x017F;cha&#x0364;dlicher af-<lb/>
fect:</hi> <hi rendition="#aq">Illu&#x017F;tr. Metaph.</hi> <hi rendition="#fr">Sie i&#x017F;t ein weg, der<lb/>
uns zum verderben                                 fu&#x0364;hret:</hi> <hi rendition="#aq">Simile:</hi> <hi rendition="#fr">Ein wa-<lb/>
gen, darauf man zur ho&#x0364;lle                                 fa&#x0364;hret:</hi> <hi rendition="#aq">Allegor.<lb/>
Bernhardi: Defluit luxuria, quae                                 tamquam currus<lb/>
quadrigis voluitur vitiorum, ingluuie ventris,                                 li-<lb/>
bidine coitus, mollitie ve&#x017F;tium, otii                                 &#x017F;oporisque re-<lb/>
&#x017F;olutione, trahitur equis duobus.                                 pro&#x017F;peritate vitae<lb/>
et rerum abundantia. Et his qui                                 prae&#x017F;ident, duo<lb/>
&#x017F;unt aurigae, torpor &amp;                                 &#x017F;ecuritas. Comparatio:</hi><lb/><hi rendition="#fr">Sie i&#x017F;t eine zauberi&#x017F;che Circe,                                 gleichwie die&#x017F;e<lb/>
des Uly&#x017F;&#x017F;es                                 ge&#x017F;ellen in mancherley thiere als<lb/>
&#x017F;chweine,                                 affen, bunde und dergleichen ver-<lb/>
wandelte, &#x017F;o                                 vera&#x0364;ndert auch die &#x017F;chwelgerey<lb/>
die                                 men&#x017F;chen in allerhand viehi&#x017F;che ge&#x017F;talten,<lb/>
und da die Circe doch noch denen metamor-<lb/>
pho&#x017F;irten ihre                                 vorige ge&#x017F;talt wiedergeben<lb/>
konte, &#x017F;o i&#x017F;t                                 die&#x017F;es die &#x017F;chwelgerey nicht ver-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">mo&#x0364;-</hi></fw><lb/></item>
          </list>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[111/0129] von den erlaͤuterungs-gruͤnden iſt, dem trauet man nicht mehr: Oder ich ſag- te: Groſſe Herren ſind einem manchmahl oh- ne raiſon gram, und ſetzte hinzu Tacit. A. 6. 48. 2. Multi potentibus inuiſi, non culpa, ſed vt flagitiorum impatientes. §. 14. Ein ſimile iſt, wann ich eine idee oder ſatz mit dem andern vergleiche, und ohn- geachtet beyde ein ander nichts angehen, den- noch ein oder mehr eigenſchaften und ideen be- mercke, darinn ſie einander gleich kommen, ſolche idee oder eigenſchaft nennet man ſo dann das tertium comparationis. Man kan die gleichheit eines dinges mit dem andern durch ein wort oder bild bemercken, durch etliche ei- genſchaften durchfuͤhren, die gleichheit ſo wohl als ungleichheit inſonderheit andeuten, und beyder verhaͤltniß gegen einander abmeſſen, auch wohl iedwede abſonderlich ausfuͤhren. Z. e. Theſis: Schwelgerey iſt ein ſchaͤdlicher af- fect: Illuſtr. Metaph. Sie iſt ein weg, der uns zum verderben fuͤhret: Simile: Ein wa- gen, darauf man zur hoͤlle faͤhret: Allegor. Bernhardi: Defluit luxuria, quae tamquam currus quadrigis voluitur vitiorum, ingluuie ventris, li- bidine coitus, mollitie veſtium, otii ſoporisque re- ſolutione, trahitur equis duobus. proſperitate vitae et rerum abundantia. Et his qui praeſident, duo ſunt aurigae, torpor & ſecuritas. Comparatio: Sie iſt eine zauberiſche Circe, gleichwie dieſe des Ulyſſes geſellen in mancherley thiere als ſchweine, affen, bunde und dergleichen ver- wandelte, ſo veraͤndert auch die ſchwelgerey die menſchen in allerhand viehiſche geſtalten, und da die Circe doch noch denen metamor- phoſirten ihre vorige geſtalt wiedergeben konte, ſo iſt dieſes die ſchwelgerey nicht ver- moͤ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/129
Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/129>, abgerufen am 14.05.2024.