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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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von den erläuterungs-gründen,
mögend. Dissimil. Pythagoras aß kraut und
rüben und lebte mäßig, führte hingegen seine
nachfolger zur weißheit: Die schwelgerey
hingegen erlaubt ihren anhängern alles, und
macht sie zu narren:
A minori ad maius: Ein
vernünftiges thier lässet sich nicht zwingen
unmäßig zu fressen und zu sauffen, wie viel-
mehr wird sich ein vernünftiger mensch fürzu-
sehen haben, daß er nicht von selbsten in das
laster der schwelgerey verfalle.
Prot. und Apod:
Gleichwie das panterthier, da es den wein
liebt, auch dadurch um seine freyheit kommt:
Also wird auch der mensch, welcher der
schwelgerey ergeben; dadurch um seine wohl-
fahrt gebracht: Die schwelgerey ist ein glat-
tes eiß, darauf man gar zu leichte fällt, ein
Sodoms-apfel, der auswendig schön, inwen-
dig voll asche ist, eine rose mit dornen, eine
güldne sclaven kette, eine thür zum grabe, ein
weg zur höllen, ein prophete, der den bettel-
stab vorher anzeiget, ein zeichen, daran man
abnehmen kan, daß der verstand nicht zu hau-
se, oder wohl gar die unvernunfft besitzerin
des hauses. etc.
Siehe oben cap. 3. §. 29.

§. 15. Die ungleichheit eines dinges kan ich
zeigen, mit denen ihm entgegen gesetzten ideen
und sätzen, welche entweder bloß disparata
sind, oder contraria und contradictoria. Bey
ienen ist nicht viel zu erinnern, indem alle simi-
lia auch dissimilia seyn und von solchen in vori-
gen §. gesagt worden, diese aber heissen eigent-
lich opposita und in sätzen obiectiones, und
dienen dazu, daß man durch die regeln einer
guten eintheilung und opposition finde, was
dem vorhabenden obiecto könne entgegen ge-

setzet
von den erlaͤuterungs-gruͤnden,
moͤgend. Diſſimil. Pythagoras aß kraut und
ruͤben und lebte maͤßig, fuͤhrte hingegen ſeine
nachfolger zur weißheit: Die ſchwelgerey
hingegen erlaubt ihren anhaͤngern alles, und
macht ſie zu narren:
A minori ad maius: Ein
vernuͤnftiges thier laͤſſet ſich nicht zwingen
unmaͤßig zu freſſen und zu ſauffen, wie viel-
mehr wird ſich ein vernuͤnftiger menſch fuͤrzu-
ſehen haben, daß er nicht von ſelbſten in das
laſter der ſchwelgerey verfalle.
Prot. und Apod:
Gleichwie das panterthier, da es den wein
liebt, auch dadurch um ſeine freyheit kommt:
Alſo wird auch der menſch, welcher der
ſchwelgerey ergeben; dadurch um ſeine wohl-
fahrt gebracht: Die ſchwelgerey iſt ein glat-
tes eiß, darauf man gar zu leichte faͤllt, ein
Sodoms-apfel, der auswendig ſchoͤn, inwen-
dig voll aſche iſt, eine roſe mit dornen, eine
guͤldne ſclaven kette, eine thuͤr zum grabe, ein
weg zur hoͤllen, ein prophete, der den bettel-
ſtab vorher anzeiget, ein zeichen, daran man
abnehmen kan, daß der verſtand nicht zu hau-
ſe, oder wohl gar die unvernunfft beſitzerin
des hauſes. ꝛc.
Siehe oben cap. 3. §. 29.

§. 15. Die ungleichheit eines dinges kan ich
zeigen, mit denen ihm entgegen geſetzten ideen
und ſaͤtzen, welche entweder bloß diſparata
ſind, oder contraria und contradictoria. Bey
ienen iſt nicht viel zu erinnern, indem alle ſimi-
lia auch diſſimilia ſeyn und von ſolchen in vori-
gen §. geſagt worden, dieſe aber heiſſen eigent-
lich oppoſita und in ſaͤtzen obiectiones, und
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[112/0130] von den erlaͤuterungs-gruͤnden, moͤgend. Diſſimil. Pythagoras aß kraut und ruͤben und lebte maͤßig, fuͤhrte hingegen ſeine nachfolger zur weißheit: Die ſchwelgerey hingegen erlaubt ihren anhaͤngern alles, und macht ſie zu narren: A minori ad maius: Ein vernuͤnftiges thier laͤſſet ſich nicht zwingen unmaͤßig zu freſſen und zu ſauffen, wie viel- mehr wird ſich ein vernuͤnftiger menſch fuͤrzu- ſehen haben, daß er nicht von ſelbſten in das laſter der ſchwelgerey verfalle. Prot. und Apod: Gleichwie das panterthier, da es den wein liebt, auch dadurch um ſeine freyheit kommt: Alſo wird auch der menſch, welcher der ſchwelgerey ergeben; dadurch um ſeine wohl- fahrt gebracht: Die ſchwelgerey iſt ein glat- tes eiß, darauf man gar zu leichte faͤllt, ein Sodoms-apfel, der auswendig ſchoͤn, inwen- dig voll aſche iſt, eine roſe mit dornen, eine guͤldne ſclaven kette, eine thuͤr zum grabe, ein weg zur hoͤllen, ein prophete, der den bettel- ſtab vorher anzeiget, ein zeichen, daran man abnehmen kan, daß der verſtand nicht zu hau- ſe, oder wohl gar die unvernunfft beſitzerin des hauſes. ꝛc. Siehe oben cap. 3. §. 29. §. 15. Die ungleichheit eines dinges kan ich zeigen, mit denen ihm entgegen geſetzten ideen und ſaͤtzen, welche entweder bloß diſparata ſind, oder contraria und contradictoria. Bey ienen iſt nicht viel zu erinnern, indem alle ſimi- lia auch diſſimilia ſeyn und von ſolchen in vori- gen §. geſagt worden, dieſe aber heiſſen eigent- lich oppoſita und in ſaͤtzen obiectiones, und dienen dazu, daß man durch die regeln einer guten eintheilung und oppoſition finde, was dem vorhabenden obiecto koͤnne entgegen ge- ſetzet

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/130>, abgerufen am 14.05.2024.