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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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von bewegungs-gründen.
nen harpax einen ehrgeitzigen einen feuerfax,
und einen wollüstigen einen flirax nennete
einen menschen aber, wo alle drey haupt-affe-
cten in grosser kraft, raseten, mit dem nahmen
des fünften temperaments, nemlich eines ge-
schossenen bechrete. Und ich gestehe, daß bey
dieser letzteren art leute, man fast an der kraft
der beredsamkeit desperiren möchte.
b) Das wissen unsere disputier-meister und sonst
die windmacher wohl zu practiciren. Denn
wann sie mit einem hauffen studenten zu thun
haben, so erwegen sie leicht, daß die meisten stu-
denten wollüstig seyn, und also reden sie ihnen
auch lauter solche artige einfälle und angeneh-
me sachen für, daß sie ohnschwer den andern,
mit allen seinen neuen wahrheiten zum geläch-
ter machen, und das prä behalten.

§. 15. Aus den benannten haupt-affecten
entspringen allerhand neben-affecten und re-
gungen des willens, deren natur und beschaf-
fenheit aus der Moral und erfahrung man sich
bekannt zu machen. Jm reden ist es nöthig
selbige entweder rege zu machen oder fürzust el-
len oder zu unterdrucken. Jeden affect re ge
zu machen, muß man überlegen, seine Morali-
sche und Physicalische beschaffenheit, wie er
sich zu unserer sache und übrigen umständen
schicke, ins besondere, wie sich der zuhörer dazu
disponiret befinde; nachgehends sucht man
nicht eben allemahl grade auf den affect durch-
zudringen, und ihn zu erregen, sondern man
macht sich etwan zuförderst an die mit ihm ver-
bundene neben-affecten; man sucht den zuhö-
rer immer bey der sache zu erhalten, seiner auf-

merck-
J 3
von bewegungs-gruͤnden.
nen harpax einen ehrgeitzigen einen feuerfax,
und einen wolluͤſtigen einen flirax nennete
einen menſchen aber, wo alle drey haupt-affe-
cten in groſſer kraft, raſeten, mit dem nahmen
des fuͤnften temperaments, nemlich eines ge-
ſchoſſenen bechrete. Und ich geſtehe, daß bey
dieſer letzteren art leute, man faſt an der kraft
der beredſamkeit deſperiren moͤchte.
b) Das wiſſen unſere diſputier-meiſter und ſonſt
die windmacher wohl zu practiciren. Denn
wann ſie mit einem hauffen ſtudenten zu thun
haben, ſo erwegen ſie leicht, daß die meiſten ſtu-
denten wolluͤſtig ſeyn, und alſo reden ſie ihnen
auch lauter ſolche artige einfaͤlle und angeneh-
me ſachen fuͤr, daß ſie ohnſchwer den andern,
mit allen ſeinen neuen wahrheiten zum gelaͤch-
ter machen, und das praͤ behalten.

§. 15. Aus den benannten haupt-affecten
entſpringen allerhand neben-affecten und re-
gungen des willens, deren natur und beſchaf-
fenheit aus der Moral und erfahrung man ſich
bekannt zu machen. Jm reden iſt es noͤthig
ſelbige entweder rege zu machen oder fuͤrzuſt el-
len oder zu unterdrucken. Jeden affect re ge
zu machen, muß man uͤberlegen, ſeine Morali-
ſche und Phyſicaliſche beſchaffenheit, wie er
ſich zu unſerer ſache und uͤbrigen umſtaͤnden
ſchicke, ins beſondere, wie ſich der zuhoͤrer dazu
diſponiret befinde; nachgehends ſucht man
nicht eben allemahl grade auf den affect durch-
zudringen, und ihn zu erregen, ſondern man
macht ſich etwan zufoͤrderſt an die mit ihm ver-
bundene neben-affecten; man ſucht den zuhoͤ-
rer immer bey der ſache zu erhalten, ſeiner auf-

merck-
J 3
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[133/0151] von bewegungs-gruͤnden. a⁾ nen harpax einen ehrgeitzigen einen feuerfax, und einen wolluͤſtigen einen flirax nennete einen menſchen aber, wo alle drey haupt-affe- cten in groſſer kraft, raſeten, mit dem nahmen des fuͤnften temperaments, nemlich eines ge- ſchoſſenen bechrete. Und ich geſtehe, daß bey dieſer letzteren art leute, man faſt an der kraft der beredſamkeit deſperiren moͤchte. b⁾ Das wiſſen unſere diſputier-meiſter und ſonſt die windmacher wohl zu practiciren. Denn wann ſie mit einem hauffen ſtudenten zu thun haben, ſo erwegen ſie leicht, daß die meiſten ſtu- denten wolluͤſtig ſeyn, und alſo reden ſie ihnen auch lauter ſolche artige einfaͤlle und angeneh- me ſachen fuͤr, daß ſie ohnſchwer den andern, mit allen ſeinen neuen wahrheiten zum gelaͤch- ter machen, und das praͤ behalten. §. 15. Aus den benannten haupt-affecten entſpringen allerhand neben-affecten und re- gungen des willens, deren natur und beſchaf- fenheit aus der Moral und erfahrung man ſich bekannt zu machen. Jm reden iſt es noͤthig ſelbige entweder rege zu machen oder fuͤrzuſt el- len oder zu unterdrucken. Jeden affect re ge zu machen, muß man uͤberlegen, ſeine Morali- ſche und Phyſicaliſche beſchaffenheit, wie er ſich zu unſerer ſache und uͤbrigen umſtaͤnden ſchicke, ins beſondere, wie ſich der zuhoͤrer dazu diſponiret befinde; nachgehends ſucht man nicht eben allemahl grade auf den affect durch- zudringen, und ihn zu erregen, ſondern man macht ſich etwan zufoͤrderſt an die mit ihm ver- bundene neben-affecten; man ſucht den zuhoͤ- rer immer bey der ſache zu erhalten, ſeiner auf- merck- J 3

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/151>, abgerufen am 29.11.2024.