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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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von dem ausdruck
empfindung ankomme, so wirft sich der ge-
brauch, so zu reden, zu einem allgemeinen
sprachrichter auf, und tyrannisiret dergestalt,
daß man auch durch die regeln der vernunft
kaum vermögend ist, ihn einiger massen im
zaum zu halten. Und dieser ist eine gleichför-
migkeit oder übereinstimmung einer gewissen
nation oder societät, in dem ausdruck, betref-
fend die worte, redens-arten, und derselben be-
deutung und anwendung.

§. 13. Dieser gebrauch siehet entweder bloß
auf die worte, so ist es ein Grammaticalischer
concept, und leget den grund zur Grammatick,
a) oder er siehet auf die idee, welche mit einem
worte ausgedruckt wird, so ist er das funda-
ment der Rhetorick, und gehört hieher. Er
ist aber so dann universel, wann er bey einer
gantzen nation, in einer gantzen sprache, ein-
geführet, oder particular, wann er von einem
gewissen theil der nation, durch einhelligen con-
sens angenommen worden. Der universelle
gebrauch, herrschet sonderlich bey sensuellen
dingen. erfindet selbige auszudrucken wörter
und führet sie ein,b) macht die stamm-wör-
ter nach der phantasie der erfinder, bindet die
ideen an die worte und verändert sie auch
wohl nach und nach, wird daher überall im
gemeinen leben beobachtete) und auch als
der grund des particularen angesehen. Jhn
zu erkennen und zu appliciren braucht man
weiter nichts als die erfahrung und memorie.


a) Die-

von dem ausdruck
empfindung ankomme, ſo wirft ſich der ge-
brauch, ſo zu reden, zu einem allgemeinen
ſprachrichter auf, und tyranniſiret dergeſtalt,
daß man auch durch die regeln der vernunft
kaum vermoͤgend iſt, ihn einiger maſſen im
zaum zu halten. Und dieſer iſt eine gleichfoͤr-
migkeit oder uͤbereinſtimmung einer gewiſſen
nation oder ſocietaͤt, in dem ausdruck, betref-
fend die worte, redens-arten, und derſelben be-
deutung und anwendung.

§. 13. Dieſer gebrauch ſiehet entweder bloß
auf die worte, ſo iſt es ein Grammaticaliſcher
concept, und leget den grund zur Grammatick,
a) oder er ſiehet auf die idee, welche mit einem
worte ausgedruckt wird, ſo iſt er das funda-
ment der Rhetorick, und gehoͤrt hieher. Er
iſt aber ſo dann univerſel, wann er bey einer
gantzen nation, in einer gantzen ſprache, ein-
gefuͤhret, oder particular, wann er von einem
gewiſſen theil der nation, durch einhelligen con-
ſens angenommen worden. Der univerſelle
gebrauch, herrſchet ſonderlich bey ſenſuellen
dingen. erfindet ſelbige auszudrucken woͤrter
und fuͤhret ſie ein,b) macht die ſtamm-woͤr-
ter nach der phantaſie der erfinder, bindet die
ideen an die worte und veraͤndert ſie auch
wohl nach und nach, wird daher uͤberall im
gemeinen leben beobachtete) und auch als
der grund des particularen angeſehen. Jhn
zu erkennen und zu appliciren braucht man
weiter nichts als die erfahrung und memorie.


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[172/0190] von dem ausdruck empfindung ankomme, ſo wirft ſich der ge- brauch, ſo zu reden, zu einem allgemeinen ſprachrichter auf, und tyranniſiret dergeſtalt, daß man auch durch die regeln der vernunft kaum vermoͤgend iſt, ihn einiger maſſen im zaum zu halten. Und dieſer iſt eine gleichfoͤr- migkeit oder uͤbereinſtimmung einer gewiſſen nation oder ſocietaͤt, in dem ausdruck, betref- fend die worte, redens-arten, und derſelben be- deutung und anwendung. §. 13. Dieſer gebrauch ſiehet entweder bloß auf die worte, ſo iſt es ein Grammaticaliſcher concept, und leget den grund zur Grammatick, a⁾ oder er ſiehet auf die idee, welche mit einem worte ausgedruckt wird, ſo iſt er das funda- ment der Rhetorick, und gehoͤrt hieher. Er iſt aber ſo dann univerſel, wann er bey einer gantzen nation, in einer gantzen ſprache, ein- gefuͤhret, oder particular, wann er von einem gewiſſen theil der nation, durch einhelligen con- ſens angenommen worden. Der univerſelle gebrauch, herrſchet ſonderlich bey ſenſuellen dingen. erfindet ſelbige auszudrucken woͤrter und fuͤhret ſie ein, b⁾ macht die ſtamm-woͤr- ter nach der phantaſie der erfinder, bindet die ideen an die worte und veraͤndert ſie auch wohl nach und nach, wird daher uͤberall im gemeinen leben beobachtet e⁾ und auch als der grund des particularen angeſehen. Jhn zu erkennen und zu appliciren braucht man weiter nichts als die erfahrung und memorie. a) Die-

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/190>, abgerufen am 26.11.2024.