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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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von der disposition überhaupt.
sarg ansiehet, kömmt es ihm vor, als würde
ihm zugeruffen, da liegt die stütze deines ge-
schlechts, die freude deines alters, der trost in
deinen betrübnüssen.
Chria III. de solatio,
Protasis: Doch die betrübten eltern können sich
zufrieden geben.
AEtiol. I. Denn sie haben ihr kind nicht verloh[r]en,
sondern nur vorangeschickt.
AEtiol. II. Es wird ihnen viel artiger wieder ge-
schencket.
Conclusio, quae continet gratiarum actionem: Dieses
könte schon genug troffes seyn, allein es
kömmt noch hinzu, daß die hochzuehrende
leichenibegleiter gleichfals bezeugen durchibre
gegenwart, daß sie glauben, es sey dieses
kind imhimmel viel schöner; und sie wollen
durch diese gegenwart eben dieses denen be-
trübten leidtragenden versichern.
Consequens: Dannenhero kan nicht der danck zu-
rücke bleiben, welcher in erwegung dessen, mir
aufgetragen worden, denenselben abzustatten,
ich wünsche etc.

§. 8. Die neigungen des auditoris, erlauben
dem redner gar selten, seinen satz gleich anfangs
zu proponiren dannenhero muß er sich vorhero
bemühen, des zuhörers gemüth zu präpariren,
und solches geschicht im exordio. Es ist also
nöthig, daß er darinn die argumenta conci-
liantia am stärcksten anbringe, es von denen
general-concepten seines thematis, denen äus-
serlichen umständen, argumentis illustrantibus
und probantibus, auch wohl patheticis her-
nehme, mit welchen die proposition so unge-

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von der diſpoſition uͤberhaupt.
ſarg anſiehet, koͤmmt es ihm vor, als wuͤrde
ihm zugeruffen, da liegt die ſtuͤtze deines ge-
ſchlechts, die freude deines alters, der troſt in
deinen betruͤbnuͤſſen.
Chria III. de ſolatio,
Protaſis: Doch die betruͤbten eltern koͤnnen ſich
zufrieden geben.
Ætiol. I. Denn ſie haben ihr kind nicht verloh[r]en,
ſondern nur vorangeſchickt.
Ætiol. II. Es wird ihnen viel artiger wieder ge-
ſchencket.
Concluſio, quæ continet gratiarum actionem: Dieſes
koͤnte ſchon genug troffes ſeyn, allein es
koͤmmt noch hinzu, daß die hochzuehrende
leichenibegleiter gleichfals bezeugen durchibre
gegenwart, daß ſie glauben, es ſey dieſes
kind imhimmel viel ſchoͤner; und ſie wollen
durch dieſe gegenwart eben dieſes denen be-
truͤbten leidtragenden verſichern.
Conſequens: Dannenhero kan nicht der danck zu-
ruͤcke bleiben, welcher in erwegung deſſen, mir
aufgetragen worden, denenſelben abzuſtatten,
ich wuͤnſche ꝛc.

§. 8. Die neigungen des auditoris, erlauben
dem redner gar ſelten, ſeinen ſatz gleich anfangs
zu proponiren dannenhero muß er ſich vorhero
bemuͤhen, des zuhoͤrers gemuͤth zu praͤpariren,
und ſolches geſchicht im exordio. Es iſt alſo
noͤthig, daß er darinn die argumenta conci-
liantia am ſtaͤrckſten anbringe, es von denen
general-concepten ſeines thematis, denen aͤuſ-
ſerlichen umſtaͤnden, argumentis illuſtrantibus
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[403/0421] von der diſpoſition uͤberhaupt. ſarg anſiehet, koͤmmt es ihm vor, als wuͤrde ihm zugeruffen, da liegt die ſtuͤtze deines ge- ſchlechts, die freude deines alters, der troſt in deinen betruͤbnuͤſſen. Chria III. de ſolatio, Protaſis: Doch die betruͤbten eltern koͤnnen ſich zufrieden geben. Ætiol. I. Denn ſie haben ihr kind nicht verlohren, ſondern nur vorangeſchickt. Ætiol. II. Es wird ihnen viel artiger wieder ge- ſchencket. Concluſio, quæ continet gratiarum actionem: Dieſes koͤnte ſchon genug troffes ſeyn, allein es koͤmmt noch hinzu, daß die hochzuehrende leichenibegleiter gleichfals bezeugen durchibre gegenwart, daß ſie glauben, es ſey dieſes kind imhimmel viel ſchoͤner; und ſie wollen durch dieſe gegenwart eben dieſes denen be- truͤbten leidtragenden verſichern. Conſequens: Dannenhero kan nicht der danck zu- ruͤcke bleiben, welcher in erwegung deſſen, mir aufgetragen worden, denenſelben abzuſtatten, ich wuͤnſche ꝛc. §. 8. Die neigungen des auditoris, erlauben dem redner gar ſelten, ſeinen ſatz gleich anfangs zu proponiren dannenhero muß er ſich vorhero bemuͤhen, des zuhoͤrers gemuͤth zu praͤpariren, und ſolches geſchicht im exordio. Es iſt alſo noͤthig, daß er darinn die argumenta conci- liantia am ſtaͤrckſten anbringe, es von denen general-concepten ſeines thematis, denen aͤuſ- ſerlichen umſtaͤnden, argumentis illuſtrantibus und probantibus, auch wohl patheticis her- nehme, mit welchen die propoſition ſo unge- zwun- C c 2

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/421>, abgerufen am 24.11.2024.