Der andere: Jnbrünstig dancket, und dabey seuftze ich:
Laß mein gebet herr feurig seyn, Und durch dasselb ersterben, Den alten Adam der allein Begehret mein verderben: So kan ich nach der bösen zeit, Dich brünstig in der ewigkeit, Als rath und helfer preisen. Amen.
Daß ich mir die zungen der gläubigen als zerthei- let und feurig fürstelle, und zwar wie sie eines theils feurig beten, dazu bieten mir die im Ev- angelio auftretende aussätzige, sichere gelegenheit. Sie sind elende leute, sie erkennen ihr elend, sie suchen rath und hülfe, und da bricht die angst ihres hertzens, in lichte flammen aus, wenn sie ruffen: JEsu liebster meister erbarme dich un- ser. Endlich wird auch ihr gebet durch eine wunderthätige errettung versiegelt. Elende leu- te sind sie, denn sie sind aussätzig, und in der elen- desten beschaffenheit. Der aussatz ist eine, denen morgenländern bekannte, unheilbare, abscheuli- che kranckheit. Wen dieses gift entzündet, der wurde so fort gleichsam unter die todten verban- net, und aus aller menschlichen gesellschaft aus- geschlossen. Das gesetz, als ein strenger zucht- meister, legte ihm bey seinem unglückseeligen zu- stande, so viel unerträgliche bürden auf, da- runter auch wohl ein starcker gesunder hätte zu boden sincken mögen. Bey diesen allen saht man den aussatz an, als eine derienigen straffen,
womit
oder geiſtlichen reden.
Der andere: Jnbruͤnſtig dancket, und dabey ſeuftze ich:
Laß mein gebet herr feurig ſeyn, Und durch daſſelb erſterben, Den alten Adam der allein Begehret mein verderben: So kan ich nach der boͤſen zeit, Dich bruͤnſtig in der ewigkeit, Als rath und helfer preiſen. Amen.
Daß ich mir die zungen der glaͤubigen als zerthei- let und feurig fuͤrſtelle, und zwar wie ſie eines theils feurig beten, dazu bieten mir die im Ev- angelio auftretende auſſaͤtzige, ſichere gelegenheit. Sie ſind elende leute, ſie erkennen ihr elend, ſie ſuchen rath und huͤlfe, und da bricht die angſt ihres hertzens, in lichte flammen aus, wenn ſie ruffen: JEſu liebſter meiſter erbarme dich un- ſer. Endlich wird auch ihr gebet durch eine wunderthaͤtige errettung verſiegelt. Elende leu- te ſind ſie, denn ſie ſind auſſaͤtzig, und in der elen- deſten beſchaffenheit. Der auſſatz iſt eine, denen morgenlaͤndern bekannte, unheilbare, abſcheuli- che kranckheit. Wen dieſes gift entzuͤndet, der wurde ſo fort gleichſam unter die todten verban- net, und aus aller menſchlichen geſellſchaft aus- geſchloſſen. Das geſetz, als ein ſtrenger zucht- meiſter, legte ihm bey ſeinem ungluͤckſeeligen zu- ſtande, ſo viel unertraͤgliche buͤrden auf, da- runter auch wohl ein ſtarcker geſunder haͤtte zu boden ſincken moͤgen. Bey dieſen allen ſaht man den auſſatz an, als eine derienigen ſtraffen,
womit
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0525"n="507"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">oder geiſtlichen reden.</hi></fw><lb/><p>Der andere: <hirendition="#fr">Jnbruͤnſtig dancket,</hi> und dabey<lb/>ſeuftze ich:</p><lb/><lgtype="poem"><l>Laß mein gebet herr feurig ſeyn,</l><lb/><l>Und durch daſſelb erſterben,</l><lb/><l>Den alten Adam der allein</l><lb/><l>Begehret mein verderben:</l><lb/><l>So kan ich nach der boͤſen zeit,</l><lb/><l>Dich bruͤnſtig in der ewigkeit,</l><lb/><l>Als rath und helfer preiſen. Amen.</l></lg><lb/><p>Daß ich mir die zungen der glaͤubigen als zerthei-<lb/>
let und feurig fuͤrſtelle, und zwar wie ſie <hirendition="#fr">eines<lb/>
theils feurig beten,</hi> dazu bieten mir die im Ev-<lb/>
angelio auftretende auſſaͤtzige, ſichere gelegenheit.<lb/>
Sie ſind elende leute, ſie erkennen ihr elend, ſie<lb/>ſuchen rath und huͤlfe, und da bricht die angſt<lb/>
ihres hertzens, in lichte flammen aus, wenn ſie<lb/>
ruffen: JEſu liebſter meiſter erbarme dich un-<lb/>ſer. Endlich wird auch ihr gebet durch eine<lb/>
wunderthaͤtige errettung verſiegelt. Elende leu-<lb/>
te ſind ſie, denn ſie ſind auſſaͤtzig, und in der elen-<lb/>
deſten beſchaffenheit. Der auſſatz iſt eine, denen<lb/>
morgenlaͤndern bekannte, unheilbare, abſcheuli-<lb/>
che kranckheit. Wen dieſes gift entzuͤndet, der<lb/>
wurde ſo fort gleichſam unter die todten verban-<lb/>
net, und aus aller menſchlichen geſellſchaft aus-<lb/>
geſchloſſen. Das geſetz, als ein ſtrenger zucht-<lb/>
meiſter, legte ihm bey ſeinem ungluͤckſeeligen zu-<lb/>ſtande, ſo viel unertraͤgliche buͤrden auf, da-<lb/>
runter auch wohl ein ſtarcker geſunder haͤtte zu<lb/>
boden ſincken moͤgen. Bey dieſen allen ſaht<lb/>
man den auſſatz an, als eine derienigen ſtraffen,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">womit</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[507/0525]
oder geiſtlichen reden.
Der andere: Jnbruͤnſtig dancket, und dabey
ſeuftze ich:
Laß mein gebet herr feurig ſeyn,
Und durch daſſelb erſterben,
Den alten Adam der allein
Begehret mein verderben:
So kan ich nach der boͤſen zeit,
Dich bruͤnſtig in der ewigkeit,
Als rath und helfer preiſen. Amen.
Daß ich mir die zungen der glaͤubigen als zerthei-
let und feurig fuͤrſtelle, und zwar wie ſie eines
theils feurig beten, dazu bieten mir die im Ev-
angelio auftretende auſſaͤtzige, ſichere gelegenheit.
Sie ſind elende leute, ſie erkennen ihr elend, ſie
ſuchen rath und huͤlfe, und da bricht die angſt
ihres hertzens, in lichte flammen aus, wenn ſie
ruffen: JEſu liebſter meiſter erbarme dich un-
ſer. Endlich wird auch ihr gebet durch eine
wunderthaͤtige errettung verſiegelt. Elende leu-
te ſind ſie, denn ſie ſind auſſaͤtzig, und in der elen-
deſten beſchaffenheit. Der auſſatz iſt eine, denen
morgenlaͤndern bekannte, unheilbare, abſcheuli-
che kranckheit. Wen dieſes gift entzuͤndet, der
wurde ſo fort gleichſam unter die todten verban-
net, und aus aller menſchlichen geſellſchaft aus-
geſchloſſen. Das geſetz, als ein ſtrenger zucht-
meiſter, legte ihm bey ſeinem ungluͤckſeeligen zu-
ſtande, ſo viel unertraͤgliche buͤrden auf, da-
runter auch wohl ein ſtarcker geſunder haͤtte zu
boden ſincken moͤgen. Bey dieſen allen ſaht
man den auſſatz an, als eine derienigen ſtraffen,
womit
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/525>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.