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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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oder geistlichen reden.
himmel, und entzünde die erkalteten hertzen, die
schweren zungen, welche sich so schwerlich zum
gebet und lobe des Allerhöchsten bewegen, derer-
ienigen, welche aus einer geistlichen unempfind-
lichkeit, ihre noth nicht erkennen, und sprechen:
Wir sind reich und haben gar satt, und dürffen
nichts, und wissen nicht, daß sie sind elend iäm-
merlich blind und bloß. Der barmhertzige va-
ter locket uns, wie eine henne ihre küchlein un-
ter seine flügel, daß wir gläuben sollen, er sey
unser rechter vater, und wir seine rechte kinder,
auf daß wir getrost und mit rechter zuversicht ihn
bitten sollen, wie die lieben kinder ihren lieben
vater. Und dennoch sind die menschen so blind
und taub, daß sie sich nicht entschliessen können,
hinzuzutreten mit freudigkeit zu dem gnaden-
stuhl, auf daß sie barmhertzigkeit erlangen, und
gnade finden, auf die zeit, da ihnen hülfe noth
seyn möchte. Wenn aber der zuchtmeister der
trübsal kommt, so erinnern sie sich der gnaden-
thür, kommen und klopfen an, aber, da sie so
lange nicht an GOtt gedacht, und jetzo nur mit
den lippen an ihn gedencken, und sich zu ihm na-
hen, so bleibet ihnen die gnaden-thüre verschlos-
sen, und es erschallet die donner-stimme in ihren
ohren: Jch habe euch noch nie erkannt, weichet
alle von mir, ihr übelthäter. Andere bewegen zwar
wohl ihre zunge zum gebete, aber das hertz ist
nicht dabey, es ist kein feuriges gebet, das in ei-
nem zerknirschten bußfertigen hertzen durch den
rechten glauben angezündet wäre. Zuweilen

heist
K k 3

oder geiſtlichen reden.
himmel, und entzuͤnde die erkalteten hertzen, die
ſchweren zungen, welche ſich ſo ſchwerlich zum
gebet und lobe des Allerhoͤchſten bewegen, derer-
ienigen, welche aus einer geiſtlichen unempfind-
lichkeit, ihre noth nicht erkennen, und ſprechen:
Wir ſind reich und haben gar ſatt, und duͤrffen
nichts, und wiſſen nicht, daß ſie ſind elend iaͤm-
merlich blind und bloß. Der barmhertzige va-
ter locket uns, wie eine henne ihre kuͤchlein un-
ter ſeine fluͤgel, daß wir glaͤuben ſollen, er ſey
unſer rechter vater, und wir ſeine rechte kinder,
auf daß wir getroſt und mit rechter zuverſicht ihn
bitten ſollen, wie die lieben kinder ihren lieben
vater. Und dennoch ſind die menſchen ſo blind
und taub, daß ſie ſich nicht entſchlieſſen koͤnnen,
hinzuzutreten mit freudigkeit zu dem gnaden-
ſtuhl, auf daß ſie barmhertzigkeit erlangen, und
gnade finden, auf die zeit, da ihnen huͤlfe noth
ſeyn moͤchte. Wenn aber der zuchtmeiſter der
truͤbſal kommt, ſo erinnern ſie ſich der gnaden-
thuͤr, kommen und klopfen an, aber, da ſie ſo
lange nicht an GOtt gedacht, und jetzo nur mit
den lippen an ihn gedencken, und ſich zu ihm na-
hen, ſo bleibet ihnen die gnaden-thuͤre verſchloſ-
ſen, und es erſchallet die donner-ſtimme in ihren
ohren: Jch habe euch noch nie erkannt, weichet
alle von mir, ihr uͤbelthaͤter. Andere bewegen zwar
wohl ihre zunge zum gebete, aber das hertz iſt
nicht dabey, es iſt kein feuriges gebet, das in ei-
nem zerknirſchten bußfertigen hertzen durch den
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[517/0535] oder geiſtlichen reden. himmel, und entzuͤnde die erkalteten hertzen, die ſchweren zungen, welche ſich ſo ſchwerlich zum gebet und lobe des Allerhoͤchſten bewegen, derer- ienigen, welche aus einer geiſtlichen unempfind- lichkeit, ihre noth nicht erkennen, und ſprechen: Wir ſind reich und haben gar ſatt, und duͤrffen nichts, und wiſſen nicht, daß ſie ſind elend iaͤm- merlich blind und bloß. Der barmhertzige va- ter locket uns, wie eine henne ihre kuͤchlein un- ter ſeine fluͤgel, daß wir glaͤuben ſollen, er ſey unſer rechter vater, und wir ſeine rechte kinder, auf daß wir getroſt und mit rechter zuverſicht ihn bitten ſollen, wie die lieben kinder ihren lieben vater. Und dennoch ſind die menſchen ſo blind und taub, daß ſie ſich nicht entſchlieſſen koͤnnen, hinzuzutreten mit freudigkeit zu dem gnaden- ſtuhl, auf daß ſie barmhertzigkeit erlangen, und gnade finden, auf die zeit, da ihnen huͤlfe noth ſeyn moͤchte. Wenn aber der zuchtmeiſter der truͤbſal kommt, ſo erinnern ſie ſich der gnaden- thuͤr, kommen und klopfen an, aber, da ſie ſo lange nicht an GOtt gedacht, und jetzo nur mit den lippen an ihn gedencken, und ſich zu ihm na- hen, ſo bleibet ihnen die gnaden-thuͤre verſchloſ- ſen, und es erſchallet die donner-ſtimme in ihren ohren: Jch habe euch noch nie erkannt, weichet alle von mir, ihr uͤbelthaͤter. Andere bewegen zwar wohl ihre zunge zum gebete, aber das hertz iſt nicht dabey, es iſt kein feuriges gebet, das in ei- nem zerknirſchten bußfertigen hertzen durch den rechten glauben angezuͤndet waͤre. Zuweilen heiſt K k 3

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/535>, abgerufen am 22.11.2024.