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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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dem schreiben und ausreden.
den buchstaben, man erspahret, so viel sich thun
läst, die grossen buchstaben. Jn gewissen fäl-
len, wo man nemlich zu seiner eigenen nachricht
schreibt, ist die takhugraphia eine besondere ange-
nehme kunst, durch abbreviaturen, ziffern, weg-
lassung der vocalium, der artickel, und präpo-
sitionen, etc. zu schreiben, wie man den von
Crucigern rühmt, daß er so geschwinde schrei-
ben, als andere reden können, s. Reimmann
III. 85. Hist litt. Morhofs Polyhist. l. IIII.
II.
3. Jn der buchdruckerey, welche gewiß
vieler verbesserung und beyhülffe brauchte, hat
Becher eine erfindung gehabt, so geschwinde
zu setzen, als andere schreiben können, s. Reim-
mann
l. c. 218.
b) Also ist es eine üble sache, wann die leute eine
schlechte hand schreiben, und sich wohl gar mit
dem axiomate entschuldigen: Docti male pin-
gunt.
Dem man leicht ein anderes entgegen
setzen kan: Si non vis intelligi, non debes legi.
Wann man auch für andere leute schreibet, ist
die takhugraphia nicht viel nütze. Zur verständ-
lichkeit hilft sonst der unterscheid der buchsta-
ben in ansehung ihrer grösse und verschiedenen
characteren, am allermeisten aber die interpun-
ction, davon oben P. II. cap. 1. und 2. gesagt.
c) Diese geben vieles zu beobachten, z. e. daß
man gewisse spatia lasse, nicht zur unzeit abbre-
viire, und andere dergleichen dinge, die man
besser aus der erfahrung lernet.

§. 2. Es ist eine besondere kunst, so zu
schreiben, daß nur gewisse personen unsere
fchriften lesen können, mit welchen wir des-
falls ein verständniß haben, dazu bedienet
man sich der buchstaben, der ziffern, verschie-

dener
dem ſchreiben und ausreden.
den buchſtaben, man erſpahret, ſo viel ſich thun
laͤſt, die groſſen buchſtaben. Jn gewiſſen faͤl-
len, wo man nemlich zu ſeiner eigenen nachricht
ſchreibt, iſt die ταχυγραφία eine beſondere ange-
nehme kunſt, durch abbreviaturen, ziffern, weg-
laſſung der vocalium, der artickel, und praͤpo-
ſitionen, ꝛc. zu ſchreiben, wie man den von
Crucigern ruͤhmt, daß er ſo geſchwinde ſchrei-
ben, als andere reden koͤnnen, ſ. Reimmann
III. 85. Hiſt litt. Morhofs Polyhiſt. l. IIII.
II.
3. Jn der buchdruckerey, welche gewiß
vieler verbeſſerung und beyhuͤlffe brauchte, hat
Becher eine erfindung gehabt, ſo geſchwinde
zu ſetzen, als andere ſchreiben koͤnnen, ſ. Reim-
mann
l. c. 218.
b) Alſo iſt es eine uͤble ſache, wann die leute eine
ſchlechte hand ſchreiben, und ſich wohl gar mit
dem axiomate entſchuldigen: Docti male pin-
gunt.
Dem man leicht ein anderes entgegen
ſetzen kan: Si non vis intelligi, non debes legi.
Wann man auch fuͤr andere leute ſchreibet, iſt
die ταχυγραφία nicht viel nuͤtze. Zur verſtaͤnd-
lichkeit hilft ſonſt der unterſcheid der buchſta-
ben in anſehung ihrer groͤſſe und verſchiedenen
characteren, am allermeiſten aber die interpun-
ction, davon oben P. II. cap. 1. und 2. geſagt.
c) Dieſe geben vieles zu beobachten, z. e. daß
man gewiſſe ſpatia laſſe, nicht zur unzeit abbre-
viire, und andere dergleichen dinge, die man
beſſer aus der erfahrung lernet.

§. 2. Es iſt eine beſondere kunſt, ſo zu
ſchreiben, daß nur gewiſſe perſonen unſere
fchriften leſen koͤnnen, mit welchen wir des-
falls ein verſtaͤndniß haben, dazu bedienet
man ſich der buchſtaben, der ziffern, verſchie-

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[525/0543] dem ſchreiben und ausreden. a⁾ den buchſtaben, man erſpahret, ſo viel ſich thun laͤſt, die groſſen buchſtaben. Jn gewiſſen faͤl- len, wo man nemlich zu ſeiner eigenen nachricht ſchreibt, iſt die ταχυγραφία eine beſondere ange- nehme kunſt, durch abbreviaturen, ziffern, weg- laſſung der vocalium, der artickel, und praͤpo- ſitionen, ꝛc. zu ſchreiben, wie man den von Crucigern ruͤhmt, daß er ſo geſchwinde ſchrei- ben, als andere reden koͤnnen, ſ. Reimmann III. 85. Hiſt litt. Morhofs Polyhiſt. l. IIII. II. 3. Jn der buchdruckerey, welche gewiß vieler verbeſſerung und beyhuͤlffe brauchte, hat Becher eine erfindung gehabt, ſo geſchwinde zu ſetzen, als andere ſchreiben koͤnnen, ſ. Reim- mann l. c. 218. b⁾ Alſo iſt es eine uͤble ſache, wann die leute eine ſchlechte hand ſchreiben, und ſich wohl gar mit dem axiomate entſchuldigen: Docti male pin- gunt. Dem man leicht ein anderes entgegen ſetzen kan: Si non vis intelligi, non debes legi. Wann man auch fuͤr andere leute ſchreibet, iſt die ταχυγραφία nicht viel nuͤtze. Zur verſtaͤnd- lichkeit hilft ſonſt der unterſcheid der buchſta- ben in anſehung ihrer groͤſſe und verſchiedenen characteren, am allermeiſten aber die interpun- ction, davon oben P. II. cap. 1. und 2. geſagt. c⁾ Dieſe geben vieles zu beobachten, z. e. daß man gewiſſe ſpatia laſſe, nicht zur unzeit abbre- viire, und andere dergleichen dinge, die man beſſer aus der erfahrung lernet. §. 2. Es iſt eine beſondere kunſt, ſo zu ſchreiben, daß nur gewiſſe perſonen unſere fchriften leſen koͤnnen, mit welchen wir des- falls ein verſtaͤndniß haben, dazu bedienet man ſich der buchſtaben, der ziffern, verſchie- dener

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/543>, abgerufen am 22.11.2024.