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Falke, Jakob von: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1858.

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III. Die Neuzeit.
Adelsspiegel von Herzog Wilhelm von Sachsen erzählt. "Der-
selbe hatte einen stattlichen von Adel am Hofe, welcher etwas
ungebräuchlich zerschnittene Kleider zu tragen angefangen, damit
der Fürst nicht allerdings zufrieden gewesen und derhalben ein-
mal zu ihm gesagt: Lieber, thue das zerflammete Fatzenwerk
hinweg und gehe zu meinem Hofschneider und laß dir ein Kleid
machen, wie ich trage, ich will befehlen, er soll dir eins von dem
besten Gewand schneiden. Der Edelmann aber darauf gesagt:
Gnädiger Fürst, ich habe aber Lust solche Kleidung zu tragen,
bin deren nun auch gewöhnt und mag kein ander Muster haben.
Darauf der Fürst zu ihm gesprochen: So bin ich's aber nicht ge-
wöhnet und mag solche Kleider an meinem Hofe nicht wissen,
und hat ihm alsbald hiermit seinen Abscheid geben, und ist die-
sem eigensinnigen Junker ebendamit recht geschehen."

Die Geistlichkeit stellte sich ebenfalls auf die Seite des spa-
nischen Beinkleids, der "Pumphose", wie sie in Deutschland im
Gegensatz zur Pluderhose genannt wurde. Fischart redet auch
von den "spanischen Heerpauken" im Gegensatz zu den "Schwei-
zer Hemdfähnlein." -- "Die Pomphosen zieren wohl", heißt es
in der Predigt des Johann Strauß, "wenn sie ohne Lätz gemacht
werden und nicht so gar weit; jetzt aber müssen sie mit Haar aus-
gefüllt sein, daß einer darin pauset wie ein Malzsack." Diese
Worte beziehen sich vielleicht schon auf ein drittes Beinkleid, wel-
ches, das deutsche und spanische zum Theil vereinigend, beide
verdrängen sollte. Es war die Pumphose, welchen Namen sie be-
hielt, nicht mit den kurzen Polstern, welche über das lange tricot-
artige Beinkleid angezogen wurden, sondern eine den Strumpf
zur Ergänzung erfordernde Kniehose, deren Ausstopfung an den
Hüften beginnend bis zum Knie herablief. Ihre erste Ausbil-
dung mag sie in Frankreich oder wahrscheinlicher in Italien er-
halten haben, in welchen Ländern wir sie am frühsten in dieser
Gestalt erblicken. Zerschlitzung und Ausbauschung findet bei ihr
gar nicht statt, wohl aber Besatz von Knöpfen, Sammetstreifen,
Spitzen und anderem namentlich an der Seitennaht herab. In
den Niederlanden gelangte sie zuerst wieder zu groteskerer Ge-

III. Die Neuzeit.
Adelsſpiegel von Herzog Wilhelm von Sachſen erzählt. „Der-
ſelbe hatte einen ſtattlichen von Adel am Hofe, welcher etwas
ungebräuchlich zerſchnittene Kleider zu tragen angefangen, damit
der Fürſt nicht allerdings zufrieden geweſen und derhalben ein-
mal zu ihm geſagt: Lieber, thue das zerflammete Fatzenwerk
hinweg und gehe zu meinem Hofſchneider und laß dir ein Kleid
machen, wie ich trage, ich will befehlen, er ſoll dir eins von dem
beſten Gewand ſchneiden. Der Edelmann aber darauf geſagt:
Gnädiger Fürſt, ich habe aber Luſt ſolche Kleidung zu tragen,
bin deren nun auch gewöhnt und mag kein ander Muſter haben.
Darauf der Fürſt zu ihm geſprochen: So bin ich’s aber nicht ge-
wöhnet und mag ſolche Kleider an meinem Hofe nicht wiſſen,
und hat ihm alsbald hiermit ſeinen Abſcheid geben, und iſt die-
ſem eigenſinnigen Junker ebendamit recht geſchehen.“

Die Geiſtlichkeit ſtellte ſich ebenfalls auf die Seite des ſpa-
niſchen Beinkleids, der „Pumphoſe“, wie ſie in Deutſchland im
Gegenſatz zur Pluderhoſe genannt wurde. Fiſchart redet auch
von den „ſpaniſchen Heerpauken“ im Gegenſatz zu den „Schwei-
zer Hemdfähnlein.“ — „Die Pomphoſen zieren wohl“, heißt es
in der Predigt des Johann Strauß, „wenn ſie ohne Lätz gemacht
werden und nicht ſo gar weit; jetzt aber müſſen ſie mit Haar aus-
gefüllt ſein, daß einer darin pauſet wie ein Malzſack.“ Dieſe
Worte beziehen ſich vielleicht ſchon auf ein drittes Beinkleid, wel-
ches, das deutſche und ſpaniſche zum Theil vereinigend, beide
verdrängen ſollte. Es war die Pumphoſe, welchen Namen ſie be-
hielt, nicht mit den kurzen Polſtern, welche über das lange tricot-
artige Beinkleid angezogen wurden, ſondern eine den Strumpf
zur Ergänzung erfordernde Kniehoſe, deren Ausſtopfung an den
Hüften beginnend bis zum Knie herablief. Ihre erſte Ausbil-
dung mag ſie in Frankreich oder wahrſcheinlicher in Italien er-
halten haben, in welchen Ländern wir ſie am frühſten in dieſer
Geſtalt erblicken. Zerſchlitzung und Ausbauſchung findet bei ihr
gar nicht ſtatt, wohl aber Beſatz von Knöpfen, Sammetſtreifen,
Spitzen und anderem namentlich an der Seitennaht herab. In
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[122/0134] III. Die Neuzeit. Adelsſpiegel von Herzog Wilhelm von Sachſen erzählt. „Der- ſelbe hatte einen ſtattlichen von Adel am Hofe, welcher etwas ungebräuchlich zerſchnittene Kleider zu tragen angefangen, damit der Fürſt nicht allerdings zufrieden geweſen und derhalben ein- mal zu ihm geſagt: Lieber, thue das zerflammete Fatzenwerk hinweg und gehe zu meinem Hofſchneider und laß dir ein Kleid machen, wie ich trage, ich will befehlen, er ſoll dir eins von dem beſten Gewand ſchneiden. Der Edelmann aber darauf geſagt: Gnädiger Fürſt, ich habe aber Luſt ſolche Kleidung zu tragen, bin deren nun auch gewöhnt und mag kein ander Muſter haben. Darauf der Fürſt zu ihm geſprochen: So bin ich’s aber nicht ge- wöhnet und mag ſolche Kleider an meinem Hofe nicht wiſſen, und hat ihm alsbald hiermit ſeinen Abſcheid geben, und iſt die- ſem eigenſinnigen Junker ebendamit recht geſchehen.“ Die Geiſtlichkeit ſtellte ſich ebenfalls auf die Seite des ſpa- niſchen Beinkleids, der „Pumphoſe“, wie ſie in Deutſchland im Gegenſatz zur Pluderhoſe genannt wurde. Fiſchart redet auch von den „ſpaniſchen Heerpauken“ im Gegenſatz zu den „Schwei- zer Hemdfähnlein.“ — „Die Pomphoſen zieren wohl“, heißt es in der Predigt des Johann Strauß, „wenn ſie ohne Lätz gemacht werden und nicht ſo gar weit; jetzt aber müſſen ſie mit Haar aus- gefüllt ſein, daß einer darin pauſet wie ein Malzſack.“ Dieſe Worte beziehen ſich vielleicht ſchon auf ein drittes Beinkleid, wel- ches, das deutſche und ſpaniſche zum Theil vereinigend, beide verdrängen ſollte. Es war die Pumphoſe, welchen Namen ſie be- hielt, nicht mit den kurzen Polſtern, welche über das lange tricot- artige Beinkleid angezogen wurden, ſondern eine den Strumpf zur Ergänzung erfordernde Kniehoſe, deren Ausſtopfung an den Hüften beginnend bis zum Knie herablief. Ihre erſte Ausbil- dung mag ſie in Frankreich oder wahrſcheinlicher in Italien er- halten haben, in welchen Ländern wir ſie am frühſten in dieſer Geſtalt erblicken. Zerſchlitzung und Ausbauſchung findet bei ihr gar nicht ſtatt, wohl aber Beſatz von Knöpfen, Sammetſtreifen, Spitzen und anderem namentlich an der Seitennaht herab. In den Niederlanden gelangte ſie zuerſt wieder zu groteskerer Ge-

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Zitationshilfe: Falke, Jakob von: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/falke_trachten02_1858/134>, abgerufen am 21.11.2024.