Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.vernehmen lässet. Eure eigentlichen Worte aber lauten also: Nec enim
Als Tacitus dieses vernommen sagte er: Es jammert mich, mein atrox Q 2
vernehmen laͤſſet. Eure eigentlichen Worte aber lauten alſo: Nec enim
Als Tacitus dieſes vernommen ſagte er: Es jammert mich, mein atrox Q 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0167" n="123"/> <hi rendition="#fr">vernehmen laͤſſet. Eure eigentlichen Worte aber lauten alſo:</hi> <hi rendition="#aq">Nec enim<lb/> unquam atrocioribus Populi Romani cladibus magis ve juſtis judiciis appro-<lb/> batum eſt, non eſſe curæ Diis ſecuritatem noſtram eſſe ultionem,</hi> <hi rendition="#fr">es ſey aus<lb/> keiner Niederlag derer Roͤmer ſo eigentlich geſpuͤret worden, daß<lb/> GOtt nicht unſere Wohlfarth ſondern nur ſich an uns zu raͤchen ſuche.<lb/> Und kan euch in dieſem eurem Irrthum nichts als das einige entſchul-<lb/> digen, daß ihr dem unverſtaͤndigen</hi> <hi rendition="#aq">Poë</hi> <hi rendition="#fr">ten</hi> <hi rendition="#aq">Lucano</hi> <hi rendition="#fr">nachgefolget ſeyd,<lb/> welcher vor euch eben ſolcher Meynung geweſen, indem er dieſe Verſe<lb/> geſchrieben:</hi> </p><lb/> <cit> <quote> <lg type="poem"> <l> <hi rendition="#aq">Felix Roma quidem civesque habitura ſuperbos,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Si libertatis Superis tam cura placeret,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Quam vindicta placet.</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Rom waͤre vor gluͤckſelig zu halten, wann denen Goͤttern</hi> </l><lb/> <l>ihre Freyheit ſo ſehr, als dieſelbige zu ſtraffen angelegen waͤre.</l> </lg> </quote> </cit><lb/> <p>Als <hi rendition="#aq">Tacitus</hi> dieſes vernommen ſagte er: <hi rendition="#fr">Es jammert mich, mein<lb/> lieber</hi> <hi rendition="#aq">Lipſie!</hi> <hi rendition="#fr">daß ihr euch oͤffentlich vor denjenigen habt ausge-<lb/> geben, der allein den verborgenen Verſtand meiner Schrifften<lb/> habe wiſſen auszulegen, und habt hernach, in einer ſo hochwichti-<lb/> gen Sache, und da meiner</hi> <hi rendition="#aq">Reputation</hi> <hi rendition="#fr">viel angelegen, ſo groͤblich<lb/> geirret. Denn meine Worte, wie ihr ſie jetzund verleſen habt,<lb/> ſeynd nicht allein, wie ihr vorgebet, keinesweges gottloß ſondern,<lb/> ich halte ſie auch vor gut und Heilig. Euch aber deſſen, was ich<lb/> vvrgebe, deſto beſſer zu unterrichten, will ich dieſe meine Mey-<lb/> nung mit weitlaͤufftigen und vielen Worten auslegen, welche ihr,<lb/> weil ich ſie, meinem Gebrauch nach kurtz gefaſſet, nicht habt be-<lb/> greiffen koͤnnen. Nachdem ich im Anfang meiner Hiſtorien dem<lb/> Leſer zu wiſſen gethan, wovon ich in dieſem gantzen</hi> <hi rendition="#aq">Tractat</hi> <hi rendition="#fr">zu<lb/> handeln willens waͤre, habe ich geſagt, daß ich mich einer Arbeit<lb/> unterfange, in welcher mancherley Faͤlle vorkommen wuͤrden,</hi><lb/> <fw place="bottom" type="sig">Q 2</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">atrox</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [123/0167]
vernehmen laͤſſet. Eure eigentlichen Worte aber lauten alſo: Nec enim
unquam atrocioribus Populi Romani cladibus magis ve juſtis judiciis appro-
batum eſt, non eſſe curæ Diis ſecuritatem noſtram eſſe ultionem, es ſey aus
keiner Niederlag derer Roͤmer ſo eigentlich geſpuͤret worden, daß
GOtt nicht unſere Wohlfarth ſondern nur ſich an uns zu raͤchen ſuche.
Und kan euch in dieſem eurem Irrthum nichts als das einige entſchul-
digen, daß ihr dem unverſtaͤndigen Poëten Lucano nachgefolget ſeyd,
welcher vor euch eben ſolcher Meynung geweſen, indem er dieſe Verſe
geſchrieben:
Felix Roma quidem civesque habitura ſuperbos,
Si libertatis Superis tam cura placeret,
Quam vindicta placet.
Rom waͤre vor gluͤckſelig zu halten, wann denen Goͤttern
ihre Freyheit ſo ſehr, als dieſelbige zu ſtraffen angelegen waͤre.
Als Tacitus dieſes vernommen ſagte er: Es jammert mich, mein
lieber Lipſie! daß ihr euch oͤffentlich vor denjenigen habt ausge-
geben, der allein den verborgenen Verſtand meiner Schrifften
habe wiſſen auszulegen, und habt hernach, in einer ſo hochwichti-
gen Sache, und da meiner Reputation viel angelegen, ſo groͤblich
geirret. Denn meine Worte, wie ihr ſie jetzund verleſen habt,
ſeynd nicht allein, wie ihr vorgebet, keinesweges gottloß ſondern,
ich halte ſie auch vor gut und Heilig. Euch aber deſſen, was ich
vvrgebe, deſto beſſer zu unterrichten, will ich dieſe meine Mey-
nung mit weitlaͤufftigen und vielen Worten auslegen, welche ihr,
weil ich ſie, meinem Gebrauch nach kurtz gefaſſet, nicht habt be-
greiffen koͤnnen. Nachdem ich im Anfang meiner Hiſtorien dem
Leſer zu wiſſen gethan, wovon ich in dieſem gantzen Tractat zu
handeln willens waͤre, habe ich geſagt, daß ich mich einer Arbeit
unterfange, in welcher mancherley Faͤlle vorkommen wuͤrden,
atrox
Q 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |