[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802ten wir morgen davon. Darum begehrt der Auch von uns, meine Brüder, sagen vielleicht ten wir morgen davon. Darum begehrt der Auch von uns, meine Bruͤder, ſagen vielleicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0250" n="232"/> ten wir morgen davon. Darum begehrt der<lb/> Weiſe das Irrdiſche nicht als ein Unſterblicher,<lb/> und haͤlt es nicht feſt, als ein Sterblicher. Er<lb/> verachtet nicht, was der andere Theil ſeiner Na-<lb/> tur fordert, aber er giebt ſich ihm nicht hin; er<lb/> umfaßt die Pflichten, die ihm ſeine Verhaͤltniſſe<lb/> im Einzelnen auflegen, aber er vergißt ihren<lb/><hi rendition="#g">Grund</hi> nicht, der ihn auf das Hoͤhere leitet;<lb/> er horcht in den großen Akkorden der Natur nur<lb/><hi rendition="#g">den</hi> Harmonien mit Wonne, die aus einer andern<lb/> Welt in ſie heruͤber toͤnen. So nimmt er die<lb/> Gabe der Freude mit dankbarer Hand an, ſo<lb/> genießt er das Gute und Schoͤne mit Maͤßigung<lb/> und Wuͤrde, ſo ertraͤgt er das Unabwendbare<lb/> und gebietet frei, wie ein Koͤnig in ſeinem Kreiſe.<lb/> Und wenn auch ihm die letzte Stunde im letzten<lb/> Tage des letzten Jahres ſchlaͤgt, ſo reicht er freu-<lb/> dig dem kommenden Engel die Hand entgegen,<lb/> und uͤbt <hi rendition="#g">als Meiſter</hi> die Kunſt, die er durch<lb/> ſein ganzes Leben voruͤbte, die ihm die Lehrerin<lb/> des wahren Lebens war, die Kunſt zu ſterben.</p><lb/> <p>Auch von uns, meine Bruͤder, ſagen vielleicht<lb/> einſt unſere Kinder, unſere Freunde, oder die<lb/> Jahrbuͤcher des O.: im Jahr 1800 ſtarb unſer<lb/> Vater, unſer Freund, unſer Bruder. — Wie<lb/> ſoll der Nekrolog ihrer Herzen unſere Namen<lb/> bezeichnen? — <hi rendition="#g">Unſere</hi> Herzen antworten darauf;<lb/> und froͤhlich ergreifen wir aus des Ewigen Va-<lb/> terhand das Geſchenk eines neuen Jahres, in dem<lb/> wir durch neuen Eifer der Liebe, die Liebe unſe-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [232/0250]
ten wir morgen davon. Darum begehrt der
Weiſe das Irrdiſche nicht als ein Unſterblicher,
und haͤlt es nicht feſt, als ein Sterblicher. Er
verachtet nicht, was der andere Theil ſeiner Na-
tur fordert, aber er giebt ſich ihm nicht hin; er
umfaßt die Pflichten, die ihm ſeine Verhaͤltniſſe
im Einzelnen auflegen, aber er vergißt ihren
Grund nicht, der ihn auf das Hoͤhere leitet;
er horcht in den großen Akkorden der Natur nur
den Harmonien mit Wonne, die aus einer andern
Welt in ſie heruͤber toͤnen. So nimmt er die
Gabe der Freude mit dankbarer Hand an, ſo
genießt er das Gute und Schoͤne mit Maͤßigung
und Wuͤrde, ſo ertraͤgt er das Unabwendbare
und gebietet frei, wie ein Koͤnig in ſeinem Kreiſe.
Und wenn auch ihm die letzte Stunde im letzten
Tage des letzten Jahres ſchlaͤgt, ſo reicht er freu-
dig dem kommenden Engel die Hand entgegen,
und uͤbt als Meiſter die Kunſt, die er durch
ſein ganzes Leben voruͤbte, die ihm die Lehrerin
des wahren Lebens war, die Kunſt zu ſterben.
Auch von uns, meine Bruͤder, ſagen vielleicht
einſt unſere Kinder, unſere Freunde, oder die
Jahrbuͤcher des O.: im Jahr 1800 ſtarb unſer
Vater, unſer Freund, unſer Bruder. — Wie
ſoll der Nekrolog ihrer Herzen unſere Namen
bezeichnen? — Unſere Herzen antworten darauf;
und froͤhlich ergreifen wir aus des Ewigen Va-
terhand das Geſchenk eines neuen Jahres, in dem
wir durch neuen Eifer der Liebe, die Liebe unſe-
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