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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803.

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keit, Philosophie, oder wie Sie es nennen wollen,
was hier waltet, und das wir nie ganz zu erfor-
schen hoffen dürfen. -- Doch ich kann mich Ihnen
nicht ganz verständlich machen. Sie müßten unter
uns leben, um das kennen zu lernen, was wir, ganz
der Geschichte und den Urkunden gemäß, Geist der
Maurerei
nennen. Worte machen dies auch nicht
deutlich, aber wir fühlen es tief, was maurerische
Gesinnung ist, und wir bemühen uns, dies einzige
und wahre Geheimniß, das für jeden geweihten Pro-
fanen ein Geheimniß bleibt, und wenn es auf den
Dächern gepredigt würde, immer tiefer zu ergründen.

Es war eine feierliche Stille, so lange Br. G. redete
und sie dauerte fort, als er schon aufgehört hatte. Ich
drückte ihm die Hand, und wir gingen, nachdem alles
wieder verschlossen war, sehr ernsthaft nach Hause.

An diesem Abende speiste ich mit einigen BB.
und deren Frauen, bei dem ehrwürdigen M. in der
Mitte seiner Familie. Mir war unbeschreiblich wohl
in diesem Zirkel, in dem eine sehr feine Geselligkeit,
und eben so liebenswürdige Herzlichkeit herrschte.
Bei Tische nannte mich einer zufällig Bruder.

Sie sind auch Maurer? sagte die geistreiche
Frau des Br. G., nun das ist recht schön. -- Es ist
etwas seltenes, erwiederte ich, daß die Frauen der
Maurer mit der Maurerei zufrieden sind.

Ei, wie denn so? fragten mehrere.

Ich. Weil die Männer sie oft verlassen, um
in die Loge zu gehen.

Mad. G. Können wir doch auch nicht bei
ihnen seyn, wenn wir in unsern Geschäften sind.


keit, Philoſophie, oder wie Sie es nennen wollen,
was hier waltet, und das wir nie ganz zu erfor-
ſchen hoffen duͤrfen. — Doch ich kann mich Ihnen
nicht ganz verſtaͤndlich machen. Sie muͤßten unter
uns leben, um das kennen zu lernen, was wir, ganz
der Geſchichte und den Urkunden gemaͤß, Geiſt der
Maurerei
nennen. Worte machen dies auch nicht
deutlich, aber wir fuͤhlen es tief, was maureriſche
Geſinnung iſt, und wir bemuͤhen uns, dies einzige
und wahre Geheimniß, das fuͤr jeden geweihten Pro-
fanen ein Geheimniß bleibt, und wenn es auf den
Daͤchern gepredigt wuͤrde, immer tiefer zu ergruͤnden.

Es war eine feierliche Stille, ſo lange Br. G. redete
und ſie dauerte fort, als er ſchon aufgehoͤrt hatte. Ich
druͤckte ihm die Hand, und wir gingen, nachdem alles
wieder verſchloſſen war, ſehr ernſthaft nach Hauſe.

An dieſem Abende ſpeiſte ich mit einigen BB.
und deren Frauen, bei dem ehrwuͤrdigen M. in der
Mitte ſeiner Familie. Mir war unbeſchreiblich wohl
in dieſem Zirkel, in dem eine ſehr feine Geſelligkeit,
und eben ſo liebenswuͤrdige Herzlichkeit herrſchte.
Bei Tiſche nannte mich einer zufaͤllig Bruder.

Sie ſind auch Maurer? ſagte die geiſtreiche
Frau des Br. G., nun das iſt recht ſchoͤn. — Es iſt
etwas ſeltenes, erwiederte ich, daß die Frauen der
Maurer mit der Maurerei zufrieden ſind.

Ei, wie denn ſo? fragten mehrere.

Ich. Weil die Maͤnner ſie oft verlaſſen, um
in die Loge zu gehen.

Mad. G. Koͤnnen wir doch auch nicht bei
ihnen ſeyn, wenn wir in unſern Geſchaͤften ſind.


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[250/0272] keit, Philoſophie, oder wie Sie es nennen wollen, was hier waltet, und das wir nie ganz zu erfor- ſchen hoffen duͤrfen. — Doch ich kann mich Ihnen nicht ganz verſtaͤndlich machen. Sie muͤßten unter uns leben, um das kennen zu lernen, was wir, ganz der Geſchichte und den Urkunden gemaͤß, Geiſt der Maurerei nennen. Worte machen dies auch nicht deutlich, aber wir fuͤhlen es tief, was maureriſche Geſinnung iſt, und wir bemuͤhen uns, dies einzige und wahre Geheimniß, das fuͤr jeden geweihten Pro- fanen ein Geheimniß bleibt, und wenn es auf den Daͤchern gepredigt wuͤrde, immer tiefer zu ergruͤnden. Es war eine feierliche Stille, ſo lange Br. G. redete und ſie dauerte fort, als er ſchon aufgehoͤrt hatte. Ich druͤckte ihm die Hand, und wir gingen, nachdem alles wieder verſchloſſen war, ſehr ernſthaft nach Hauſe. An dieſem Abende ſpeiſte ich mit einigen BB. und deren Frauen, bei dem ehrwuͤrdigen M. in der Mitte ſeiner Familie. Mir war unbeſchreiblich wohl in dieſem Zirkel, in dem eine ſehr feine Geſelligkeit, und eben ſo liebenswuͤrdige Herzlichkeit herrſchte. Bei Tiſche nannte mich einer zufaͤllig Bruder. Sie ſind auch Maurer? ſagte die geiſtreiche Frau des Br. G., nun das iſt recht ſchoͤn. — Es iſt etwas ſeltenes, erwiederte ich, daß die Frauen der Maurer mit der Maurerei zufrieden ſind. Ei, wie denn ſo? fragten mehrere. Ich. Weil die Maͤnner ſie oft verlaſſen, um in die Loge zu gehen. Mad. G. Koͤnnen wir doch auch nicht bei ihnen ſeyn, wenn wir in unſern Geſchaͤften ſind.

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Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/272>, abgerufen am 22.11.2024.