Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem inquisitorischen Process.
der Richter eine Person, als des Verbrechens
verdächtig, öffentlich seiner richterlichen Ge-
walt zu unterwerfen sucht, wenn er sie citirt,
Steckbriefe erlässt, incarcerirt etc. §. 554 ff)
so ist hiemit die Specialinquisition eröffnet.

§. 653.

Der eigentliche Zweck der Specialinqui-
sition ist, vollkommner Beweis der Schuld
oder der Unschuld (§. 647.). Das Hauptge-
schäft derselben ist daher: I) das Verhör des
Angeschuldigten, II) die Aufsuchung und
Darstellung solcher Beweismittel, welche ent-
weder an sich vollen Beweis der Schuld be-
gründen, oder dazu dienen, durch Vorhal-
tung den Verdächtigen zum Geständnisse zu
bringen oder auch ihn zu vertheidi-
gen.

§. 654.

Der Zweck eines jeden peinlichen Ver-
hörs
ist: 1) durch Befragung des Verdächtigen
das Geständniss seiner Schuld zu bewirken, 2)
durch seine Antworten andere Beweismittel
gegen ihn zu entdecken und endlich 3) die
Thatsachen zu erfahren, auf welche er seine
Verantwortung stützen kann *).


§. 655.
*) Kleinschrod über die Rechte. Pflichten und Klug-
heits egeln des Richters bey peinlichen Verhören u. s. w.

Archiv Bd. I. Stck. 1. u. 2.

Von dem inquiſitoriſchen Proceſs.
der Richter eine Perſon, als des Verbrechens
verdächtig, öffentlich ſeiner richterlichen Ge-
walt zu unterwerfen ſucht, wenn er ſie citirt,
Steckbriefe erläſst, incarcerirt etc. §. 554 ff)
ſo iſt hiemit die Specialinquiſition eröffnet.

§. 653.

Der eigentliche Zweck der Specialinqui-
ſition iſt, vollkommner Beweis der Schuld
oder der Unſchuld (§. 647.). Das Hauptge-
ſchäft derſelben iſt daher: I) das Verhör des
Angeſchuldigten, II) die Aufſuchung und
Darſtellung ſolcher Beweismittel, welche ent-
weder an ſich vollen Beweis der Schuld be-
gründen, oder dazu dienen, durch Vorhal-
tung den Verdächtigen zum Geſtändniſſe zu
bringen oder auch ihn zu vertheidi-
gen.

§. 654.

Der Zweck eines jeden peinlichen Ver-
hörs
iſt: 1) durch Befragung des Verdächtigen
das Geſtändniſs ſeiner Schuld zu bewirken, 2)
durch ſeine Antworten andere Beweismittel
gegen ihn zu entdecken und endlich 3) die
Thatſachen zu erfahren, auf welche er ſeine
Verantwortung ſtützen kann *).


§. 655.
*) Kleinſchrod über die Rechte. Pflichten und Klug-
heits egeln des Richters bey peinlichen Verhören u. ſ. w.

Archiv Bd. I. Stck. 1. u. 2.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <p><pb facs="#f0535" n="507"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">Von dem inqui&#x017F;itori&#x017F;chen Proce&#x017F;s.</hi></fw><lb/>
der Richter eine Per&#x017F;on, als des Verbrechens<lb/>
verdächtig, öffentlich &#x017F;einer richterlichen Ge-<lb/>
walt zu unterwerfen &#x017F;ucht, wenn er &#x017F;ie citirt,<lb/>
Steckbriefe erlä&#x017F;st, incarcerirt etc. §. 554 ff)<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t hiemit die Specialinqui&#x017F;ition eröffnet.</p>
                  </div><lb/>
                  <div n="7">
                    <head>§. 653.</head><lb/>
                    <p>Der eigentliche Zweck der Specialinqui-<lb/>
&#x017F;ition i&#x017F;t, vollkommner Beweis der Schuld<lb/>
oder der Un&#x017F;chuld (§. 647.). Das Hauptge-<lb/>
&#x017F;chäft der&#x017F;elben i&#x017F;t daher: I) das <hi rendition="#g">Verhör</hi> des<lb/>
Ange&#x017F;chuldigten, II) die Auf&#x017F;uchung und<lb/>
Dar&#x017F;tellung &#x017F;olcher Beweismittel, welche ent-<lb/>
weder an &#x017F;ich vollen Beweis der Schuld be-<lb/>
gründen, oder dazu dienen, durch Vorhal-<lb/>
tung den Verdächtigen zum Ge&#x017F;tändni&#x017F;&#x017F;e zu<lb/>
bringen oder auch ihn zu vertheidi-<lb/>
gen.</p>
                  </div><lb/>
                  <div n="7">
                    <head>§. 654.</head><lb/>
                    <p>Der Zweck eines jeden peinlichen <hi rendition="#i">Ver-<lb/>
hörs</hi> i&#x017F;t: 1) durch Befragung des Verdächtigen<lb/>
das Ge&#x017F;tändni&#x017F;s &#x017F;einer Schuld zu bewirken, 2)<lb/>
durch &#x017F;eine Antworten andere Beweismittel<lb/>
gegen ihn zu entdecken und endlich 3) die<lb/>
That&#x017F;achen zu erfahren, auf welche er &#x017F;eine<lb/>
Verantwortung &#x017F;tützen kann <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Klein&#x017F;chrod</hi><hi rendition="#i">über die Rechte. Pflichten und Klug-<lb/>
heits egeln des Richters bey peinlichen Verhören u. &#x017F;. w.</hi><lb/>
Archiv Bd. I. Stck. 1. u. 2.</note>.</p>
                  </div><lb/>
                  <fw place="bottom" type="catch">§. 655.</fw><lb/>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[507/0535] Von dem inquiſitoriſchen Proceſs. der Richter eine Perſon, als des Verbrechens verdächtig, öffentlich ſeiner richterlichen Ge- walt zu unterwerfen ſucht, wenn er ſie citirt, Steckbriefe erläſst, incarcerirt etc. §. 554 ff) ſo iſt hiemit die Specialinquiſition eröffnet. §. 653. Der eigentliche Zweck der Specialinqui- ſition iſt, vollkommner Beweis der Schuld oder der Unſchuld (§. 647.). Das Hauptge- ſchäft derſelben iſt daher: I) das Verhör des Angeſchuldigten, II) die Aufſuchung und Darſtellung ſolcher Beweismittel, welche ent- weder an ſich vollen Beweis der Schuld be- gründen, oder dazu dienen, durch Vorhal- tung den Verdächtigen zum Geſtändniſſe zu bringen oder auch ihn zu vertheidi- gen. §. 654. Der Zweck eines jeden peinlichen Ver- hörs iſt: 1) durch Befragung des Verdächtigen das Geſtändniſs ſeiner Schuld zu bewirken, 2) durch ſeine Antworten andere Beweismittel gegen ihn zu entdecken und endlich 3) die Thatſachen zu erfahren, auf welche er ſeine Verantwortung ſtützen kann *). §. 655. *) Kleinſchrod über die Rechte. Pflichten und Klug- heits egeln des Richters bey peinlichen Verhören u. ſ. w. Archiv Bd. I. Stck. 1. u. 2.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/535
Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/535>, abgerufen am 22.11.2024.