Recht habe, jedem, den es treffen mag, ob er nun selbst es wolle oder nicht, gebietend an¬ zumuthen, und den Widerstrebenden zu zwin¬ gen, daß er alles, bis auf sein Leben, in Ge¬ fahr setze? Nicht der Geist der ruhigen bür¬ gerlichen Liebe der Verfassung, und der Gesetze, sondern die verzehrende Flamme der höheren Vaterlandsliebe, die die Nation als Hülle des ewigen umfaßt, für welche der Edle mit Freu¬ den sich opfert, und der Unedle, der nur um des ersten willen da ist, sich eben opfern soll. Nicht jene bürgerliche Liebe der Verfassung ist es; diese vermag dies gar nicht, wenn sie bei Verstande bleibt. Wie es auch ergehen möge, da nicht umsonst regiert wird, so wird sich im¬ mer ein Regent für sie finden. Lasset den neuen Regenten sogar die Sklaverei wollen (und wo ist Sklaverei, außer in der Nichtachtung, und Unterdrückung der Eigenthümlichkeit eines ur¬ sprünglichen Volkes, dergleichen für jenen Sinn nicht vorhanden ist?) -- Lasset ihn auch die Sklaverei wollen, -- da aus dem Leben der Sklaven, ihrer Menge, sogar ihrem Wohl¬ stande sich Nutzung ziehen läßt, so wird, wenn
Recht habe, jedem, den es treffen mag, ob er nun ſelbſt es wolle oder nicht, gebietend an¬ zumuthen, und den Widerſtrebenden zu zwin¬ gen, daß er alles, bis auf ſein Leben, in Ge¬ fahr ſetze? Nicht der Geiſt der ruhigen buͤr¬ gerlichen Liebe der Verfaſſung, und der Geſetze, ſondern die verzehrende Flamme der hoͤheren Vaterlandsliebe, die die Nation als Huͤlle des ewigen umfaßt, fuͤr welche der Edle mit Freu¬ den ſich opfert, und der Unedle, der nur um des erſten willen da iſt, ſich eben opfern ſoll. Nicht jene buͤrgerliche Liebe der Verfaſſung iſt es; dieſe vermag dies gar nicht, wenn ſie bei Verſtande bleibt. Wie es auch ergehen moͤge, da nicht umſonſt regiert wird, ſo wird ſich im¬ mer ein Regent fuͤr ſie finden. Laſſet den neuen Regenten ſogar die Sklaverei wollen (und wo iſt Sklaverei, außer in der Nichtachtung, und Unterdruͤckung der Eigenthuͤmlichkeit eines ur¬ ſpruͤnglichen Volkes, dergleichen fuͤr jenen Sinn nicht vorhanden iſt?) — Laſſet ihn auch die Sklaverei wollen, — da aus dem Leben der Sklaven, ihrer Menge, ſogar ihrem Wohl¬ ſtande ſich Nutzung ziehen laͤßt, ſo wird, wenn
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Recht habe, jedem, den es treffen mag, ob er
nun ſelbſt es wolle oder nicht, gebietend an¬
zumuthen, und den Widerſtrebenden zu zwin¬
gen, daß er alles, bis auf ſein Leben, in Ge¬
fahr ſetze? Nicht der Geiſt der ruhigen buͤr¬
gerlichen Liebe der Verfaſſung, und der Geſetze,
ſondern die verzehrende Flamme der hoͤheren
Vaterlandsliebe, die die Nation als Huͤlle des
ewigen umfaßt, fuͤr welche der Edle mit Freu¬
den ſich opfert, und der Unedle, der nur um
des erſten willen da iſt, ſich eben opfern ſoll.
Nicht jene buͤrgerliche Liebe der Verfaſſung iſt
es; dieſe vermag dies gar nicht, wenn ſie bei
Verſtande bleibt. Wie es auch ergehen moͤge,
da nicht umſonſt regiert wird, ſo wird ſich im¬
mer ein Regent fuͤr ſie finden. Laſſet den neuen
Regenten ſogar die Sklaverei wollen (und wo
iſt Sklaverei, außer in der Nichtachtung, und
Unterdruͤckung der Eigenthuͤmlichkeit eines ur¬
ſpruͤnglichen Volkes, dergleichen fuͤr jenen
Sinn nicht vorhanden iſt?) — Laſſet ihn auch
die Sklaverei wollen, — da aus dem Leben der
Sklaven, ihrer Menge, ſogar ihrem Wohl¬
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/268>, abgerufen am 22.11.2024.
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