er nur einigermaßen ein Rechner ist, die Skla¬ verei unter ihm erträglich ausfallen. Leben und Unterhalt wenigstens werden sie immer fin¬ den. Wofür sollten sie denn also kämpfen? Nach jenen beiden ist es die Ruhe, die ihnen über alles geht. Diese wird durch die Fort¬ dauer des Kampfes nur gestört. Sie werden darum alles anwenden, daß dieser nur recht bald ein Ende nehme, sie werden sich fügen, sie werden nachgeben, und warum sollten sie nicht? Es ist ihnen ja nie um mehr zu thun gewesen, und sie haben vom Leben nie etwas weiteres gehofft, denn die Fortsetzung der Gewohn¬ heit dazuseyn unter erleidlichen Bedingungen. Die Verheißung eines Lebens auch hienieden über die Dauer des Lebens hienieden hinaus, -- allein diese ist es, die bis zum Tode fürs Vaterland begeistern kann.
So ist es auch bisher gewesen. Wo da wirklich regiert worden ist, wo bestanden wor¬ den sind ernsthafte Kämpfe, wo der Sieg er¬ rungen worden ist gegen gewaltigen Wider¬ stand, da ist es jene Verheißung ewigen Lebens gewesen, die da regierte, und kämpfte, und
er nur einigermaßen ein Rechner iſt, die Skla¬ verei unter ihm ertraͤglich ausfallen. Leben und Unterhalt wenigſtens werden ſie immer fin¬ den. Wofuͤr ſollten ſie denn alſo kaͤmpfen? Nach jenen beiden iſt es die Ruhe, die ihnen uͤber alles geht. Dieſe wird durch die Fort¬ dauer des Kampfes nur geſtoͤrt. Sie werden darum alles anwenden, daß dieſer nur recht bald ein Ende nehme, ſie werden ſich fuͤgen, ſie werden nachgeben, und warum ſollten ſie nicht? Es iſt ihnen ja nie um mehr zu thun geweſen, und ſie haben vom Leben nie etwas weiteres gehofft, denn die Fortſetzung der Gewohn¬ heit dazuſeyn unter erleidlichen Bedingungen. Die Verheißung eines Lebens auch hienieden uͤber die Dauer des Lebens hienieden hinaus, — allein dieſe iſt es, die bis zum Tode fuͤrs Vaterland begeiſtern kann.
So iſt es auch bisher geweſen. Wo da wirklich regiert worden iſt, wo beſtanden wor¬ den ſind ernſthafte Kaͤmpfe, wo der Sieg er¬ rungen worden iſt gegen gewaltigen Wider¬ ſtand, da iſt es jene Verheißung ewigen Lebens geweſen, die da regierte, und kaͤmpfte, und
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er nur einigermaßen ein Rechner iſt, die Skla¬
verei unter ihm ertraͤglich ausfallen. Leben
und Unterhalt wenigſtens werden ſie immer fin¬
den. Wofuͤr ſollten ſie denn alſo kaͤmpfen?
Nach jenen beiden iſt es die Ruhe, die ihnen
uͤber alles geht. Dieſe wird durch die Fort¬
dauer des Kampfes nur geſtoͤrt. Sie werden
darum alles anwenden, daß dieſer nur recht
bald ein Ende nehme, ſie werden ſich fuͤgen, ſie
werden nachgeben, und warum ſollten ſie nicht?
Es iſt ihnen ja nie um mehr zu thun geweſen,
und ſie haben vom Leben nie etwas weiteres
gehofft, denn die Fortſetzung der Gewohn¬
heit dazuſeyn unter erleidlichen Bedingungen.
Die Verheißung eines Lebens auch hienieden
uͤber die Dauer des Lebens hienieden hinaus,
— allein dieſe iſt es, die bis zum Tode fuͤrs
Vaterland begeiſtern kann.
So iſt es auch bisher geweſen. Wo da
wirklich regiert worden iſt, wo beſtanden wor¬
den ſind ernſthafte Kaͤmpfe, wo der Sieg er¬
rungen worden iſt gegen gewaltigen Wider¬
ſtand, da iſt es jene Verheißung ewigen Lebens
geweſen, die da regierte, und kaͤmpfte, und
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/269>, abgerufen am 25.11.2024.
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