zelne zu gehen, erlaubt mir nicht der Plan die¬ ser Reden. Nur noch die folgende tief in das Ganze greifende Bemerkung. Die Grundlage seiner Entwiklung aller Erkenntniß enthält sein Buch für Mütter; indem er unter andern gar sehr auf häusliche Erziehung rechnet. Was zuförderst diese, die häusliche Erziehung, selbst anbelangt, so wollen wir zwar mit ihm keines¬ weges über die Hofnungen, die er sich von den Müttern macht, streiten; was aber unsern hö¬ hern Begriff einer National-Erziehung anbe¬ langt, so sind wir fest überzeugt, daß diese, be¬ sonders bei den arbeitenden Ständen, im Hause der Eltern, und überhaupt ohne gänzliche Ab¬ sonderung der Kinder von ihnen, durchaus weder angefangen, noch fortgesetzt, oder voll¬ endet werden kann. Der Druk, die Angst um das tägliche Auskommen, die kleinliche Ge¬ nauigkeit, und Gewinnsucht, die sich hierzu¬ fügt, würde die Kinder nothwendig anstecken, herabziehen, und sie verhindern, einen freien Aufflug in die Welt des Gedankens zu nehmen. Dies ist auch eine der Voraussetzungen, die bei der Ausführung unsers Plans unbedingt ist, und auf keine Weise zu erlassen. Was daraus
zelne zu gehen, erlaubt mir nicht der Plan die¬ ſer Reden. Nur noch die folgende tief in das Ganze greifende Bemerkung. Die Grundlage ſeiner Entwiklung aller Erkenntniß enthaͤlt ſein Buch fuͤr Muͤtter; indem er unter andern gar ſehr auf haͤusliche Erziehung rechnet. Was zufoͤrderſt dieſe, die haͤusliche Erziehung, ſelbſt anbelangt, ſo wollen wir zwar mit ihm keines¬ weges uͤber die Hofnungen, die er ſich von den Muͤttern macht, ſtreiten; was aber unſern hoͤ¬ hern Begriff einer National-Erziehung anbe¬ langt, ſo ſind wir feſt uͤberzeugt, daß dieſe, be¬ ſonders bei den arbeitenden Staͤnden, im Hauſe der Eltern, und uͤberhaupt ohne gaͤnzliche Ab¬ ſonderung der Kinder von ihnen, durchaus weder angefangen, noch fortgeſetzt, oder voll¬ endet werden kann. Der Druk, die Angſt um das taͤgliche Auskommen, die kleinliche Ge¬ nauigkeit, und Gewinnſucht, die ſich hierzu¬ fuͤgt, wuͤrde die Kinder nothwendig anſtecken, herabziehen, und ſie verhindern, einen freien Aufflug in die Welt des Gedankens zu nehmen. Dies iſt auch eine der Vorausſetzungen, die bei der Ausfuͤhrung unſers Plans unbedingt iſt, und auf keine Weiſe zu erlaſſen. Was daraus
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zelne zu gehen, erlaubt mir nicht der Plan die¬
ſer Reden. Nur noch die folgende tief in das
Ganze greifende Bemerkung. Die Grundlage
ſeiner Entwiklung aller Erkenntniß enthaͤlt ſein
Buch fuͤr Muͤtter; indem er unter andern gar
ſehr auf haͤusliche Erziehung rechnet. Was
zufoͤrderſt dieſe, die haͤusliche Erziehung, ſelbſt
anbelangt, ſo wollen wir zwar mit ihm keines¬
weges uͤber die Hofnungen, die er ſich von den
Muͤttern macht, ſtreiten; was aber unſern hoͤ¬
hern Begriff einer National-Erziehung anbe¬
langt, ſo ſind wir feſt uͤberzeugt, daß dieſe, be¬
ſonders bei den arbeitenden Staͤnden, im Hauſe
der Eltern, und uͤberhaupt ohne gaͤnzliche Ab¬
ſonderung der Kinder von ihnen, durchaus
weder angefangen, noch fortgeſetzt, oder voll¬
endet werden kann. Der Druk, die Angſt um
das taͤgliche Auskommen, die kleinliche Ge¬
nauigkeit, und Gewinnſucht, die ſich hierzu¬
fuͤgt, wuͤrde die Kinder nothwendig anſtecken,
herabziehen, und ſie verhindern, einen freien
Aufflug in die Welt des Gedankens zu nehmen.
Dies iſt auch eine der Vorausſetzungen, die bei
der Ausfuͤhrung unſers Plans unbedingt iſt,
und auf keine Weiſe zu erlaſſen. Was daraus
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/308>, abgerufen am 22.11.2024.
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