Eindrücke der dasselbe umgebenden Natur zu¬ gleich ein, und vermischen sich zu einem dum¬ pfen Chaos, in welchem nichts einzelnes aus dem allgemeinen Gewühl hervorsteht. Wie soll es jemals herauskommen aus dieser Dumpf¬ heit? Es bedarf der Hülfe anderer; es kann diese Hülfe auf keine andere Weise an sich brin¬ gen, denn dadurch, daß es sein Bedürfniß be¬ stimmt ausspreche, mit den Unterscheidungen von ähnlichen Bedürfnissen, die schon in der Sprache niedergelegt sind. Es wird genöthigt, nach Anleitung jener Unterscheidungen, mit Zu¬ rückziehung und Sammlung auf sich zu mer¬ ken, das, was es wirklich fühlt, zu vergleichen, und zu unterscheiden von anderem, das es wohl auch kennt, aber gegenwärtig nicht fühlt. Hier¬ durch sondert sich erst ab in ihm ein besonne¬ nes, und freies Ich. Diesen Weg nun, den Noth, und Natur mit uns anhebt, soll die Er¬ ziehung mit besonnener und freier Kunst fort¬ setzen.
Im Felde der objektiven Erkenntniß, die auf äußere Gegenstände geht, fügt die Be¬ kanntschaft mit dem Wortzeichen der Deutlich¬ keit und Bestimmtheit der innern Erkenntniß
Eindruͤcke der daſſelbe umgebenden Natur zu¬ gleich ein, und vermiſchen ſich zu einem dum¬ pfen Chaos, in welchem nichts einzelnes aus dem allgemeinen Gewuͤhl hervorſteht. Wie ſoll es jemals herauskommen aus dieſer Dumpf¬ heit? Es bedarf der Huͤlfe anderer; es kann dieſe Huͤlfe auf keine andere Weiſe an ſich brin¬ gen, denn dadurch, daß es ſein Beduͤrfniß be¬ ſtimmt ausſpreche, mit den Unterſcheidungen von aͤhnlichen Beduͤrfniſſen, die ſchon in der Sprache niedergelegt ſind. Es wird genoͤthigt, nach Anleitung jener Unterſcheidungen, mit Zu¬ ruͤckziehung und Sammlung auf ſich zu mer¬ ken, das, was es wirklich fuͤhlt, zu vergleichen, und zu unterſcheiden von anderem, das es wohl auch kennt, aber gegenwaͤrtig nicht fuͤhlt. Hier¬ durch ſondert ſich erſt ab in ihm ein beſonne¬ nes, und freies Ich. Dieſen Weg nun, den Noth, und Natur mit uns anhebt, ſoll die Er¬ ziehung mit beſonnener und freier Kunſt fort¬ ſetzen.
Im Felde der objektiven Erkenntniß, die auf aͤußere Gegenſtaͤnde geht, fuͤgt die Be¬ kanntſchaft mit dem Wortzeichen der Deutlich¬ keit und Beſtimmtheit der innern Erkenntniß
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Eindruͤcke der daſſelbe umgebenden Natur zu¬
gleich ein, und vermiſchen ſich zu einem dum¬
pfen Chaos, in welchem nichts einzelnes aus
dem allgemeinen Gewuͤhl hervorſteht. Wie ſoll
es jemals herauskommen aus dieſer Dumpf¬
heit? Es bedarf der Huͤlfe anderer; es kann
dieſe Huͤlfe auf keine andere Weiſe an ſich brin¬
gen, denn dadurch, daß es ſein Beduͤrfniß be¬
ſtimmt ausſpreche, mit den Unterſcheidungen
von aͤhnlichen Beduͤrfniſſen, die ſchon in der
Sprache niedergelegt ſind. Es wird genoͤthigt,
nach Anleitung jener Unterſcheidungen, mit Zu¬
ruͤckziehung und Sammlung auf ſich zu mer¬
ken, das, was es wirklich fuͤhlt, zu vergleichen,
und zu unterſcheiden von anderem, das es wohl
auch kennt, aber gegenwaͤrtig nicht fuͤhlt. Hier¬
durch ſondert ſich erſt ab in ihm ein beſonne¬
nes, und freies Ich. Dieſen Weg nun, den
Noth, und Natur mit uns anhebt, ſoll die Er¬
ziehung mit beſonnener und freier Kunſt fort¬
ſetzen.
Im Felde der objektiven Erkenntniß, die
auf aͤußere Gegenſtaͤnde geht, fuͤgt die Be¬
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keit und Beſtimmtheit der innern Erkenntniß
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/312>, abgerufen am 22.11.2024.
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