Finen, Eberhard: Der Seine Seele stillende David/ Und die Rechte Stelle einer stillen Zufriedenheit. Braunschweig, 1720.Eingang. Wenn ich meine Seele nicht setzete und stillete, so ward meine Seele entwehnet, wie einer von seiner Mutter entwehnet wird. In diesen Worten gibt David zu erkennen / Die mühsame Beruhigung seines Hertzens, Psalm 131. v. 2. Wenn ichs fünde erbaulich zu seyn / meinen lieben Zuhörern sehen zu lassen / daß ich unterschiedene Versiones, Commentarios und Auslegungen über diese itzt angeführte Worte gelesen / so könten davon einige Seiten voll geschrieben und mit deren Vortrag eine gute Zeit hingebracht werden; da ich aber den Nutzen davon nicht sehe / lasse ich solches andern über / und zeige nur kürtzlich / daß David vornemlich zweyerley sage: (1) Was er an seiner Seele thue: (2) Was er dadurch verhindere. Er sagt: Wenn ich meine Seele nicht setzete und stillete; gibt damit zu erkennen / daß er wohl finde und wahrnehme / wie der alte Mensch / die angebohrne affecten und Bewegungen seines Hertzens gleichsam wie ein Heffen immer aufstossen / und bald über dieses / bald über jenes wolten unruhig werden; da hätte er denn immer zu thun / daß er solchem Ubel zuvor käme / und machte / daß sich das wieder setzte / was in Bewegung kommen; Wie der Eigen-Sinn und Eigen-Wille wolle auf den von ihm betrettenen Wege der Gottseligkeit gleichsam immer Hügel aufwerffen / und es nicht eben lassen / und machte ihm also öffters viel zu schaffen / daß er das unebene wieder gleich machte; So wäre auch die stille Zufriedenheit der natürlichen angebohrnen Unart gantz was fremdes / die wolte sich in die Weise und Wege GOttes nicht schicken / sondern komme leicht zur Ungedult und Murren wider GOtt: Eingang. Wenn ich meine Seele nicht setzete und stillete, so ward meine Seele entwehnet, wie einer von seiner Mutter entwehnet wird. In diesen Worten gibt David zu erkennen / Die mühsame Beruhigung seines Hertzens, Psalm 131. v. 2. Wenn ichs fünde erbaulich zu seyn / meinen lieben Zuhörern sehen zu lassen / daß ich unterschiedene Versiones, Commentarios und Auslegungen über diese itzt angeführte Worte gelesen / so könten davon einige Seiten voll geschrieben und mit deren Vortrag eine gute Zeit hingebracht werden; da ich aber den Nutzen davon nicht sehe / lasse ich solches andern über / und zeige nur kürtzlich / daß David vornemlich zweyerley sage: (1) Was er an seiner Seele thue: (2) Was er dadurch verhindere. Er sagt: Wenn ich meine Seele nicht setzete und stillete; gibt damit zu erkennen / daß er wohl finde und wahrnehme / wie der alte Mensch / die angebohrne affecten und Bewegungen seines Hertzens gleichsam wie ein Heffen immer aufstossen / und bald über dieses / bald über jenes wolten unruhig werden; da hätte er denn immer zu thun / daß er solchem Ubel zuvor käme / und machte / daß sich das wieder setzte / was in Bewegung kommen; Wie der Eigen-Sinn und Eigen-Wille wolle auf den von ihm betrettenen Wege der Gottseligkeit gleichsam immer Hügel aufwerffen / und es nicht eben lassen / und machte ihm also öffters viel zu schaffen / daß er das unebene wieder gleich machte; So wäre auch die stille Zufriedenheit der natürlichen angebohrnen Unart gantz was fremdes / die wolte sich in die Weise und Wege GOttes nicht schicken / sondern komme leicht zur Ungedult und Murren wider GOtt: <TEI> <text> <pb facs="#f0011" n="5"/> <body> <div> <head>Eingang.<lb/></head> <p>Wenn ich meine Seele nicht setzete und stillete, so ward meine Seele entwehnet, wie einer von seiner Mutter entwehnet wird. In diesen Worten gibt David zu erkennen / Die mühsame Beruhigung seines Hertzens, Psalm 131. v. 2. Wenn ichs fünde erbaulich zu seyn / meinen lieben Zuhörern sehen zu lassen / daß ich unterschiedene Versiones, Commentarios und Auslegungen über diese itzt angeführte Worte gelesen / so könten davon einige Seiten voll geschrieben und mit deren Vortrag eine gute Zeit hingebracht werden; da ich aber den Nutzen davon nicht sehe / lasse ich solches andern über / und zeige nur kürtzlich / daß David vornemlich zweyerley sage: (1) Was er an seiner Seele thue: (2) Was er dadurch verhindere. Er sagt: Wenn ich meine Seele nicht setzete und stillete; gibt damit zu erkennen / daß er wohl finde und wahrnehme / wie der alte Mensch / die angebohrne affecten und Bewegungen seines Hertzens gleichsam wie ein Heffen immer aufstossen / und bald über dieses / bald über jenes wolten unruhig werden; da hätte er denn immer zu thun / daß er solchem Ubel zuvor käme / und machte / daß sich das wieder setzte / was in Bewegung kommen; Wie der Eigen-Sinn und Eigen-Wille wolle auf den von ihm betrettenen Wege der Gottseligkeit gleichsam immer Hügel aufwerffen / und es nicht eben lassen / und machte ihm also öffters viel zu schaffen / daß er das unebene wieder gleich machte; So wäre auch die stille Zufriedenheit der natürlichen angebohrnen Unart gantz was fremdes / die wolte sich in die Weise und Wege GOttes nicht schicken / sondern komme leicht zur Ungedult und Murren wider GOtt: </p> </div> </body> </text> </TEI> [5/0011]
Eingang.
Wenn ich meine Seele nicht setzete und stillete, so ward meine Seele entwehnet, wie einer von seiner Mutter entwehnet wird. In diesen Worten gibt David zu erkennen / Die mühsame Beruhigung seines Hertzens, Psalm 131. v. 2. Wenn ichs fünde erbaulich zu seyn / meinen lieben Zuhörern sehen zu lassen / daß ich unterschiedene Versiones, Commentarios und Auslegungen über diese itzt angeführte Worte gelesen / so könten davon einige Seiten voll geschrieben und mit deren Vortrag eine gute Zeit hingebracht werden; da ich aber den Nutzen davon nicht sehe / lasse ich solches andern über / und zeige nur kürtzlich / daß David vornemlich zweyerley sage: (1) Was er an seiner Seele thue: (2) Was er dadurch verhindere. Er sagt: Wenn ich meine Seele nicht setzete und stillete; gibt damit zu erkennen / daß er wohl finde und wahrnehme / wie der alte Mensch / die angebohrne affecten und Bewegungen seines Hertzens gleichsam wie ein Heffen immer aufstossen / und bald über dieses / bald über jenes wolten unruhig werden; da hätte er denn immer zu thun / daß er solchem Ubel zuvor käme / und machte / daß sich das wieder setzte / was in Bewegung kommen; Wie der Eigen-Sinn und Eigen-Wille wolle auf den von ihm betrettenen Wege der Gottseligkeit gleichsam immer Hügel aufwerffen / und es nicht eben lassen / und machte ihm also öffters viel zu schaffen / daß er das unebene wieder gleich machte; So wäre auch die stille Zufriedenheit der natürlichen angebohrnen Unart gantz was fremdes / die wolte sich in die Weise und Wege GOttes nicht schicken / sondern komme leicht zur Ungedult und Murren wider GOtt:
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