Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

Bild:
<< vorherige Seite

Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
dreht und von hier aus der Schalthebel i, die Welle k und das auf dieser
sitzende Stirnrad l bethätigt, welches das weiter oben erwähnte Rad f dreht.

f. Bohrmaschinen für lange Löcher. Sie haben in neuerer Zeit
eine allgemeinere Bedeutung dadurch gewonnen, dass man lange stählerne
Wellen oder Stangen in ihrer Axenrichtung durchbohrt, um etwaige Fehl-
stellen zu entdecken. Zu diesem Zweck erzeugte, bis zu 10 m lange Löcher
sind nicht selten; Ernst Schiess in Düsseldorf baut zur Zeit eine Maschine
zum Durchbohren von Schiffsschraubenwellen bis zu 23 m Länge. Sonst
kommt das Bohren langer Löcher in Frage: bei der Gewehr- und Geschütz-
verfertigung und vereinzelt für manche andere Zwecke.

Ich gedenke mich hier auf die Anführung der wesentlichsten Umstände
zu beschränken, da mir die nöthigen Unterlagen für eine eingehende Be-
handlung fehlen.

[Abbildung] Fig. 769.

Für das Bohren eines langen Loches "aus dem Vollen" sind die Selbst-
führung des Bohrers, die Beseitigung der Späne und die Abführung der
entwickelten Wärme besonders wichtig.

Der Kanonenbohrer1) und seine Abarten kommen hierfür in erster
Linie in Frage, da er sich fest gegen die erzeugte Fläche legt. Die Rück-
sichtnahme auf die beiden anderen soeben angeführten Umstände veran-
lassen aber Abweichungen, und zwar in folgender Weise: Man kann die
Wärmeabfuhr durch Wasserkühlung des Werkstücks von aussen bewirken,
zieht aber jetzt allgemein vor, innen, an der Entwicklungsstelle der Wärme
diese an einen Wasserstrom abzugeben, der durch eine Höhlung des Bohrers
eingeführt wird und durch den ringförmigen Hohlraum zwischen der erzeugten
Bohrlochwand und der hohlen Bohrerstange ins Freie gelangt. Dieses Kühl-
verfahren wirkt unmittelbarer und vermittelt gleichzeitig die Abfuhr der

1) Hermann Fischer, Allgem. Grundsätze und Mittel des mechanischen Aufbe-
reitens (Bd. 1 von Karmarsch-Fischer, Handb. d. mechan. Techn. 6. Aufl. Leipzig, S. 404.

Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
dreht und von hier aus der Schalthebel i, die Welle k und das auf dieser
sitzende Stirnrad l bethätigt, welches das weiter oben erwähnte Rad f dreht.

f. Bohrmaschinen für lange Löcher. Sie haben in neuerer Zeit
eine allgemeinere Bedeutung dadurch gewonnen, dass man lange stählerne
Wellen oder Stangen in ihrer Axenrichtung durchbohrt, um etwaige Fehl-
stellen zu entdecken. Zu diesem Zweck erzeugte, bis zu 10 m lange Löcher
sind nicht selten; Ernst Schiess in Düsseldorf baut zur Zeit eine Maschine
zum Durchbohren von Schiffsschraubenwellen bis zu 23 m Länge. Sonst
kommt das Bohren langer Löcher in Frage: bei der Gewehr- und Geschütz-
verfertigung und vereinzelt für manche andere Zwecke.

Ich gedenke mich hier auf die Anführung der wesentlichsten Umstände
zu beschränken, da mir die nöthigen Unterlagen für eine eingehende Be-
handlung fehlen.

[Abbildung] Fig. 769.

Für das Bohren eines langen Loches „aus dem Vollen“ sind die Selbst-
führung des Bohrers, die Beseitigung der Späne und die Abführung der
entwickelten Wärme besonders wichtig.

Der Kanonenbohrer1) und seine Abarten kommen hierfür in erster
Linie in Frage, da er sich fest gegen die erzeugte Fläche legt. Die Rück-
sichtnahme auf die beiden anderen soeben angeführten Umstände veran-
lassen aber Abweichungen, und zwar in folgender Weise: Man kann die
Wärmeabfuhr durch Wasserkühlung des Werkstücks von aussen bewirken,
zieht aber jetzt allgemein vor, innen, an der Entwicklungsstelle der Wärme
diese an einen Wasserstrom abzugeben, der durch eine Höhlung des Bohrers
eingeführt wird und durch den ringförmigen Hohlraum zwischen der erzeugten
Bohrlochwand und der hohlen Bohrerstange ins Freie gelangt. Dieses Kühl-
verfahren wirkt unmittelbarer und vermittelt gleichzeitig die Abfuhr der

1) Hermann Fischer, Allgem. Grundsätze und Mittel des mechanischen Aufbe-
reitens (Bd. 1 von Karmarsch-Fischer, Handb. d. mechan. Techn. 6. Aufl. Leipzig, S. 404.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0416" n="402"/><fw place="top" type="header">Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.</fw><lb/>
dreht und von hier aus der Schalthebel <hi rendition="#i">i</hi>, die Welle <hi rendition="#i">k</hi> und das auf dieser<lb/>
sitzende Stirnrad <hi rendition="#i">l</hi> bethätigt, welches das weiter oben erwähnte Rad <hi rendition="#i">f</hi> dreht.</p><lb/>
            <p>f. <hi rendition="#g">Bohrmaschinen für lange Löcher</hi>. Sie haben in neuerer Zeit<lb/>
eine allgemeinere Bedeutung dadurch gewonnen, dass man lange stählerne<lb/>
Wellen oder Stangen in ihrer Axenrichtung durchbohrt, um etwaige Fehl-<lb/>
stellen zu entdecken. Zu diesem Zweck erzeugte, bis zu 10 m lange Löcher<lb/>
sind nicht selten; Ernst Schiess in Düsseldorf baut zur Zeit eine Maschine<lb/>
zum Durchbohren von Schiffsschraubenwellen bis zu 23 m Länge. Sonst<lb/>
kommt das Bohren langer Löcher in Frage: bei der Gewehr- und Geschütz-<lb/>
verfertigung und vereinzelt für manche andere Zwecke.</p><lb/>
            <p>Ich gedenke mich hier auf die Anführung der wesentlichsten Umstände<lb/>
zu beschränken, da mir die nöthigen Unterlagen für eine eingehende Be-<lb/>
handlung fehlen.</p><lb/>
            <figure>
              <head>Fig. 769.</head>
            </figure><lb/>
            <p>Für das Bohren eines langen Loches &#x201E;aus dem Vollen&#x201C; sind die Selbst-<lb/>
führung des Bohrers, die Beseitigung der Späne und die Abführung der<lb/>
entwickelten Wärme besonders wichtig.</p><lb/>
            <p>Der Kanonenbohrer<note place="foot" n="1)">Hermann Fischer, Allgem. Grundsätze und Mittel des mechanischen Aufbe-<lb/>
reitens (Bd. 1 von Karmarsch-Fischer, Handb. d. mechan. Techn. 6. Aufl. Leipzig, S. 404.</note> und seine Abarten kommen hierfür in erster<lb/>
Linie in Frage, da er sich fest gegen die erzeugte Fläche legt. Die Rück-<lb/>
sichtnahme auf die beiden anderen soeben angeführten Umstände veran-<lb/>
lassen aber Abweichungen, und zwar in folgender Weise: Man kann die<lb/>
Wärmeabfuhr durch Wasserkühlung des Werkstücks von aussen bewirken,<lb/>
zieht aber jetzt allgemein vor, innen, an der Entwicklungsstelle der Wärme<lb/>
diese an einen Wasserstrom abzugeben, der durch eine Höhlung des Bohrers<lb/>
eingeführt wird und durch den ringförmigen Hohlraum zwischen der erzeugten<lb/>
Bohrlochwand und der hohlen Bohrerstange ins Freie gelangt. Dieses Kühl-<lb/>
verfahren wirkt unmittelbarer und vermittelt gleichzeitig die Abfuhr der<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[402/0416] Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung. dreht und von hier aus der Schalthebel i, die Welle k und das auf dieser sitzende Stirnrad l bethätigt, welches das weiter oben erwähnte Rad f dreht. f. Bohrmaschinen für lange Löcher. Sie haben in neuerer Zeit eine allgemeinere Bedeutung dadurch gewonnen, dass man lange stählerne Wellen oder Stangen in ihrer Axenrichtung durchbohrt, um etwaige Fehl- stellen zu entdecken. Zu diesem Zweck erzeugte, bis zu 10 m lange Löcher sind nicht selten; Ernst Schiess in Düsseldorf baut zur Zeit eine Maschine zum Durchbohren von Schiffsschraubenwellen bis zu 23 m Länge. Sonst kommt das Bohren langer Löcher in Frage: bei der Gewehr- und Geschütz- verfertigung und vereinzelt für manche andere Zwecke. Ich gedenke mich hier auf die Anführung der wesentlichsten Umstände zu beschränken, da mir die nöthigen Unterlagen für eine eingehende Be- handlung fehlen. [Abbildung Fig. 769. ] Für das Bohren eines langen Loches „aus dem Vollen“ sind die Selbst- führung des Bohrers, die Beseitigung der Späne und die Abführung der entwickelten Wärme besonders wichtig. Der Kanonenbohrer 1) und seine Abarten kommen hierfür in erster Linie in Frage, da er sich fest gegen die erzeugte Fläche legt. Die Rück- sichtnahme auf die beiden anderen soeben angeführten Umstände veran- lassen aber Abweichungen, und zwar in folgender Weise: Man kann die Wärmeabfuhr durch Wasserkühlung des Werkstücks von aussen bewirken, zieht aber jetzt allgemein vor, innen, an der Entwicklungsstelle der Wärme diese an einen Wasserstrom abzugeben, der durch eine Höhlung des Bohrers eingeführt wird und durch den ringförmigen Hohlraum zwischen der erzeugten Bohrlochwand und der hohlen Bohrerstange ins Freie gelangt. Dieses Kühl- verfahren wirkt unmittelbarer und vermittelt gleichzeitig die Abfuhr der 1) Hermann Fischer, Allgem. Grundsätze und Mittel des mechanischen Aufbe- reitens (Bd. 1 von Karmarsch-Fischer, Handb. d. mechan. Techn. 6. Aufl. Leipzig, S. 404.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/416
Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/416>, abgerufen am 22.11.2024.