Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem Jagd-Gezeug.
[Spaltenumbruch] Jch kan nicht umbhin dem geneigten Le-
ser von des Seel. Herrn Johann Tän-
tzers Pag. 40. herausgegebener Inventi-
on
Nachricht zu geben, allwo er Par. 19.
meldet, daß er vor gut befinde, die Fur-
ckeln unten mit Gelencken zu ordiniren;
Und weiln Niemand innewendig gerne
das Garn auffheben würde, hat er zu
solchem Ende auf den Flügel eine Winde
[Spaltenumbruch] oder Haspel verordnet, das Prell-Netze
geschwind auffzurücken, damit Niemand
wegen der Sauen in Gefahr kommen
möge; Weiln sich die Leute darvor fürch-
ten, und leicht Schaden nehmen können,
daferne sie in der Mitten solten stehen
bleiben, so aber hierdurch verhütet wer-
den kan.

Von der Wild-Trage und Wage.
[Spaltenumbruch]

Die Wild-Trage ist ein benöthigtes
Werck-Zeug, wann zur Hirsch-Feiste-
Zeit, oder umb die Schwein-Hatze bey
einem Haupt-Jagen auff dem Lauff-
Platz beym Ausstechen oder Ausschiessen
von der Herrschafft und deren anwesen-
den Cavalliers und Dames das sämtliche
Hohe und Niedere Wildpräth, als Bä-
re, Hirsche, Thiere, Tann-Hirsche und
Tann-Wild, Schweine, oder Rehe ge-
schossen und getroffen worden, hin und
her gelauffen, gefallen, und in wunder-
lichen Posituren hier und dar ziemlich als-
denn zerstreuet von einander liegen, wird
dieses Wildpräth (dann solche ha-
ben alleine die Ehre,) nach geendigter
Jagd durch die Wild-Trage mit vier
Personen behöriges Orts zusammen ge-
tragen, und, wie gebräuchlich, nach dem
Rang gestrecket, wie es anbefohlen, und
[Spaltenumbruch] eines jeden Hofs gebräuchliche Manier er-
fordert. Solche Wild-Trage ist gemei-
niglich ein Stück von einem alten ab-
gegangenen schadhafften Hirsch- oder
Schwein-Netz, welches der Grösse nach
als ein groß und breites Tisch-Tuch, mit
eben solchen Moschen und Fingersdicken
Leinchen über die Banck gestricket ist,
zu beyden Seiten kommen zwey Stan-
gen von festem Holtz, Arms starck, wel-
che billig grün und weiß mit Farben an-
gestrichen werden. Die Wage wird
nicht mit Schalen, sondern wie eine
Schnell-Wage von starckem Eisen und
Ketten mit Haacken gemachet, auf deren
Balcken die Pfunde, Steine und Cent-
ner bemercket, nach welcher Schwehre
des Wildes das Gewicht vor oder hin-
terwärts gehänget wird.

Von dem Wild-Garn.
[Spaltenumbruch]

Wann ein Herr, welcher der Ho-
hen und Niedern Jagd berechtiget, zur
Erspahrung der Unkosten, keine Tücher,
noch vorbeschriebene Hirsch- oder Sau-
Netze sich anschaffen wolte: Gleichwohl
aber gerne manchesmahl aus seinem Re-
vier einen Hirsch, Wild, Sau oder
Reh, was sich daselbst aufhalten mögte,
auff seine Tafel zu bekommen, wünschen
würde, demselbigen solte wohl dieses
Wild-Garn trefflich zu Nutzen kom-
men. Es sind derselben zweyerley, als
schwere, und leichte: Die schweren Wild-
Garne, wann sie recht beqvem verferti-
get und Busen-Reich eingetheilet werden
sollen, müssen hundert Schritt stellen,
und das Garn aus klarem und recht gu-
tem Hechel-Hanffe neunfädenich ge-
schlagen, gemachet, die Schmossen in das
gevierdte 6. Zoll über der Rück-Banck
gezogen, 18. dergleichen Schmossen hoch
[Spaltenumbruch] verfertiget, und die Leinen 20. Faden
starck geschlagen werden, so wiegt das
Netz über drey Centner, und kommt fast
an Gelde drey und dreyßig Thaler, acht
Groschen, muß aber unumbgänglich auf
den Wagen geführet werden, weiln sol-
ches zu tragen zu schwer fallen solte. Ei-
ne andere Art sind die leichte Wild-Garn,
so Kuppel-Netze genannt werden, wel-
che in Busen 60. gute Schritt stellen;
Die Leinchen, darvon solche Garn ge-
stricket werden, sind ebenfalls neunschäff-
tig, doch kleiner, als die vorigen, geschla-
gen, als eine Trommel-Leine dicke, aus
recht klarem ausgehecheltem Hanff, die
Schmossen kommen auch 6. Zoll ins Ge-
vierdte, und ist ein solch Garn 16. solche
Schmossen hoch, und werden über der
Rückbanck die Knothen dichte zugezogen.
Die Ober- und Unter-Leinen kommen
ebenfalls von 20. Faden, aber doch dün-

ner,
F f 2

Von dem Jagd-Gezeug.
[Spaltenumbruch] Jch kan nicht umbhin dem geneigten Le-
ſer von des Seel. Herrn Johann Taͤn-
tzers Pag. 40. herausgegebener Inventi-
on
Nachricht zu geben, allwo er Par. 19.
meldet, daß er vor gut befinde, die Fur-
ckeln unten mit Gelencken zu ordiniren;
Und weiln Niemand innewendig gerne
das Garn auffheben wuͤrde, hat er zu
ſolchem Ende auf den Fluͤgel eine Winde
[Spaltenumbruch] oder Haſpel verordnet, das Prell-Netze
geſchwind auffzuruͤcken, damit Niemand
wegen der Sauen in Gefahr kommen
moͤge; Weiln ſich die Leute darvor fuͤrch-
ten, und leicht Schaden nehmen koͤnnen,
daferne ſie in der Mitten ſolten ſtehen
bleiben, ſo aber hierdurch verhuͤtet wer-
den kan.

Von der Wild-Trage und Wage.
[Spaltenumbruch]

Die Wild-Trage iſt ein benoͤthigtes
Werck-Zeug, wann zur Hirſch-Feiſte-
Zeit, oder umb die Schwein-Hatze bey
einem Haupt-Jagen auff dem Lauff-
Platz beym Ausſtechen oder Ausſchieſſen
von der Herrſchafft und deren anweſen-
den Cavalliers und Dames das ſaͤmtliche
Hohe und Niedere Wildpraͤth, als Baͤ-
re, Hirſche, Thiere, Tann-Hirſche und
Tann-Wild, Schweine, oder Rehe ge-
ſchoſſen und getroffen worden, hin und
her gelauffen, gefallen, und in wunder-
lichen Poſituren hier und dar ziemlich als-
denn zerſtreuet von einander liegen, wird
dieſes Wildpraͤth (dann ſolche ha-
ben alleine die Ehre,) nach geendigter
Jagd durch die Wild-Trage mit vier
Perſonen behoͤriges Orts zuſammen ge-
tragen, und, wie gebraͤuchlich, nach dem
Rang geſtrecket, wie es anbefohlen, und
[Spaltenumbruch] eines jeden Hofs gebraͤuchliche Manier er-
fordert. Solche Wild-Trage iſt gemei-
niglich ein Stuͤck von einem alten ab-
gegangenen ſchadhafften Hirſch- oder
Schwein-Netz, welches der Groͤſſe nach
als ein groß und breites Tiſch-Tuch, mit
eben ſolchen Moſchen und Fingersdicken
Leinchen uͤber die Banck geſtricket iſt,
zu beyden Seiten kommen zwey Stan-
gen von feſtem Holtz, Arms ſtarck, wel-
che billig gruͤn und weiß mit Farben an-
geſtrichen werden. Die Wage wird
nicht mit Schalen, ſondern wie eine
Schnell-Wage von ſtarckem Eiſen und
Ketten mit Haacken gemachet, auf deren
Balcken die Pfunde, Steine und Cent-
ner bemercket, nach welcher Schwehre
des Wildes das Gewicht vor oder hin-
terwaͤrts gehaͤnget wird.

Von dem Wild-Garn.
[Spaltenumbruch]

Wann ein Herr, welcher der Ho-
hen und Niedern Jagd berechtiget, zur
Erſpahrung der Unkoſten, keine Tuͤcher,
noch vorbeſchriebene Hirſch- oder Sau-
Netze ſich anſchaffen wolte: Gleichwohl
aber gerne manchesmahl aus ſeinem Re-
vier einen Hirſch, Wild, Sau oder
Reh, was ſich daſelbſt aufhalten moͤgte,
auff ſeine Tafel zu bekommen, wuͤnſchen
wuͤrde, demſelbigen ſolte wohl dieſes
Wild-Garn trefflich zu Nutzen kom-
men. Es ſind derſelben zweyerley, als
ſchwere, und leichte: Die ſchweren Wild-
Garne, wann ſie recht beqvem verferti-
get und Buſen-Reich eingetheilet werden
ſollen, muͤſſen hundert Schritt ſtellen,
und das Garn aus klarem und recht gu-
tem Hechel-Hanffe neunfaͤdenich ge-
ſchlagen, gemachet, die Schmoſſen in das
gevierdte 6. Zoll uͤber der Ruͤck-Banck
gezogen, 18. dergleichen Schmoſſen hoch
[Spaltenumbruch] verfertiget, und die Leinen 20. Faden
ſtarck geſchlagen werden, ſo wiegt das
Netz uͤber drey Centner, und kommt faſt
an Gelde drey und dreyßig Thaler, acht
Groſchen, muß aber unumbgaͤnglich auf
den Wagen gefuͤhret werden, weiln ſol-
ches zu tragen zu ſchwer fallen ſolte. Ei-
ne andere Art ſind die leichte Wild-Garn,
ſo Kuppel-Netze genannt werden, wel-
che in Buſen 60. gute Schritt ſtellen;
Die Leinchen, darvon ſolche Garn ge-
ſtricket werden, ſind ebenfalls neunſchaͤff-
tig, doch kleiner, als die vorigen, geſchla-
gen, als eine Trommel-Leine dicke, aus
recht klarem ausgehecheltem Hanff, die
Schmoſſen kommen auch 6. Zoll ins Ge-
vierdte, und iſt ein ſolch Garn 16. ſolche
Schmoſſen hoch, und werden uͤber der
Ruͤckbanck die Knothen dichte zugezogen.
Die Ober- und Unter-Leinen kommen
ebenfalls von 20. Faden, aber doch duͤn-

ner,
F f 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0361" n="227"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von dem Jagd-Gezeug.</hi></fw><lb/><cb/>
Jch kan nicht umbhin dem geneigten Le-<lb/>
&#x017F;er von des Seel. Herrn Johann Ta&#x0364;n-<lb/>
tzers <hi rendition="#aq">Pag.</hi> 40. herausgegebener <hi rendition="#aq">Inventi-<lb/>
on</hi> Nachricht zu geben, allwo er <hi rendition="#aq">Par.</hi> 19.<lb/>
meldet, daß er vor gut befinde, die Fur-<lb/>
ckeln unten mit Gelencken zu <hi rendition="#aq">ordini</hi>ren;<lb/>
Und weiln Niemand innewendig gerne<lb/>
das Garn auffheben wu&#x0364;rde, hat er zu<lb/>
&#x017F;olchem Ende auf den Flu&#x0364;gel eine Winde<lb/><cb/>
oder Ha&#x017F;pel verordnet, das Prell-Netze<lb/>
ge&#x017F;chwind auffzuru&#x0364;cken, damit Niemand<lb/>
wegen der Sauen in Gefahr kommen<lb/>
mo&#x0364;ge; Weiln &#x017F;ich die Leute darvor fu&#x0364;rch-<lb/>
ten, und leicht Schaden nehmen ko&#x0364;nnen,<lb/>
daferne &#x017F;ie in der Mitten &#x017F;olten &#x017F;tehen<lb/>
bleiben, &#x017F;o aber hierdurch verhu&#x0364;tet wer-<lb/>
den kan.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Von der Wild-Trage und Wage.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p>Die Wild-Trage i&#x017F;t ein beno&#x0364;thigtes<lb/>
Werck-Zeug, wann zur Hir&#x017F;ch-Fei&#x017F;te-<lb/>
Zeit, oder umb die Schwein-Hatze bey<lb/>
einem Haupt-Jagen auff dem Lauff-<lb/>
Platz beym Aus&#x017F;techen oder Aus&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en<lb/>
von der Herr&#x017F;chafft und deren anwe&#x017F;en-<lb/>
den <hi rendition="#aq">Cavalliers</hi> und <hi rendition="#aq">Dames</hi> das &#x017F;a&#x0364;mtliche<lb/>
Hohe und Niedere Wildpra&#x0364;th, als Ba&#x0364;-<lb/>
re, Hir&#x017F;che, Thiere, Tann-Hir&#x017F;che und<lb/>
Tann-Wild, Schweine, oder Rehe ge-<lb/>
&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en und getroffen worden, hin und<lb/>
her gelauffen, gefallen, und in wunder-<lb/>
lichen <hi rendition="#aq">Po&#x017F;itur</hi>en hier und dar ziemlich als-<lb/>
denn zer&#x017F;treuet von einander liegen, wird<lb/>
die&#x017F;es Wildpra&#x0364;th (dann &#x017F;olche ha-<lb/>
ben alleine die Ehre,) nach geendigter<lb/>
Jagd durch die Wild-Trage mit vier<lb/>
Per&#x017F;onen beho&#x0364;riges Orts zu&#x017F;ammen ge-<lb/>
tragen, und, wie gebra&#x0364;uchlich, nach dem<lb/>
Rang ge&#x017F;trecket, wie es anbefohlen, und<lb/><cb/>
eines jeden Hofs gebra&#x0364;uchliche <hi rendition="#aq">Manier</hi> er-<lb/>
fordert. Solche Wild-Trage i&#x017F;t gemei-<lb/>
niglich ein Stu&#x0364;ck von einem alten ab-<lb/>
gegangenen &#x017F;chadhafften Hir&#x017F;ch- oder<lb/>
Schwein-Netz, welches der Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e nach<lb/>
als ein groß und breites Ti&#x017F;ch-Tuch, mit<lb/>
eben &#x017F;olchen Mo&#x017F;chen und Fingersdicken<lb/>
Leinchen u&#x0364;ber die Banck ge&#x017F;tricket i&#x017F;t,<lb/>
zu beyden Seiten kommen zwey Stan-<lb/>
gen von fe&#x017F;tem Holtz, Arms &#x017F;tarck, wel-<lb/>
che billig gru&#x0364;n und weiß mit Farben an-<lb/>
ge&#x017F;trichen werden. Die Wage wird<lb/>
nicht mit Schalen, &#x017F;ondern wie eine<lb/>
Schnell-Wage von &#x017F;tarckem Ei&#x017F;en und<lb/>
Ketten mit Haacken gemachet, auf deren<lb/>
Balcken die Pfunde, Steine und Cent-<lb/>
ner bemercket, nach welcher Schwehre<lb/>
des Wildes das Gewicht vor oder hin-<lb/>
terwa&#x0364;rts geha&#x0364;nget wird.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Von dem Wild-Garn.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p>Wann ein Herr, welcher der Ho-<lb/>
hen und Niedern Jagd berechtiget, zur<lb/>
Er&#x017F;pahrung der Unko&#x017F;ten, keine Tu&#x0364;cher,<lb/>
noch vorbe&#x017F;chriebene Hir&#x017F;ch- oder Sau-<lb/>
Netze &#x017F;ich an&#x017F;chaffen wolte: Gleichwohl<lb/>
aber gerne manchesmahl aus &#x017F;einem Re-<lb/>
vier einen Hir&#x017F;ch, Wild, Sau oder<lb/>
Reh, was &#x017F;ich da&#x017F;elb&#x017F;t aufhalten mo&#x0364;gte,<lb/>
auff &#x017F;eine Tafel zu bekommen, wu&#x0364;n&#x017F;chen<lb/>
wu&#x0364;rde, dem&#x017F;elbigen &#x017F;olte wohl die&#x017F;es<lb/>
Wild-Garn trefflich zu Nutzen kom-<lb/>
men. Es &#x017F;ind der&#x017F;elben zweyerley, als<lb/>
&#x017F;chwere, und leichte: Die &#x017F;chweren Wild-<lb/>
Garne, wann &#x017F;ie recht beqvem verferti-<lb/>
get und Bu&#x017F;en-Reich eingetheilet werden<lb/>
&#x017F;ollen, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en hundert Schritt &#x017F;tellen,<lb/>
und das Garn aus klarem und recht gu-<lb/>
tem Hechel-Hanffe neunfa&#x0364;denich ge-<lb/>
&#x017F;chlagen, gemachet, die Schmo&#x017F;&#x017F;en in das<lb/>
gevierdte 6. Zoll u&#x0364;ber der Ru&#x0364;ck-Banck<lb/>
gezogen, 18. dergleichen Schmo&#x017F;&#x017F;en hoch<lb/><cb/>
verfertiget, und die Leinen 20. Faden<lb/>
&#x017F;tarck ge&#x017F;chlagen werden, &#x017F;o wiegt das<lb/>
Netz u&#x0364;ber drey Centner, und kommt fa&#x017F;t<lb/>
an Gelde drey und dreyßig Thaler, acht<lb/>
Gro&#x017F;chen, muß aber unumbga&#x0364;nglich auf<lb/>
den Wagen gefu&#x0364;hret werden, weiln &#x017F;ol-<lb/>
ches zu tragen zu &#x017F;chwer fallen &#x017F;olte. Ei-<lb/>
ne andere Art &#x017F;ind die leichte Wild-Garn,<lb/>
&#x017F;o Kuppel-Netze genannt werden, wel-<lb/>
che in Bu&#x017F;en 60. gute Schritt &#x017F;tellen;<lb/>
Die Leinchen, darvon &#x017F;olche Garn ge-<lb/>
&#x017F;tricket werden, &#x017F;ind ebenfalls neun&#x017F;cha&#x0364;ff-<lb/>
tig, doch kleiner, als die vorigen, ge&#x017F;chla-<lb/>
gen, als eine Trommel-Leine dicke, aus<lb/>
recht klarem ausgehecheltem Hanff, die<lb/>
Schmo&#x017F;&#x017F;en kommen auch 6. Zoll ins Ge-<lb/>
vierdte, und i&#x017F;t ein &#x017F;olch Garn 16. &#x017F;olche<lb/>
Schmo&#x017F;&#x017F;en hoch, und werden u&#x0364;ber der<lb/>
Ru&#x0364;ckbanck die Knothen dichte zugezogen.<lb/>
Die Ober- und Unter-Leinen kommen<lb/>
ebenfalls von 20. Faden, aber doch du&#x0364;n-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F f 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ner,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[227/0361] Von dem Jagd-Gezeug. Jch kan nicht umbhin dem geneigten Le- ſer von des Seel. Herrn Johann Taͤn- tzers Pag. 40. herausgegebener Inventi- on Nachricht zu geben, allwo er Par. 19. meldet, daß er vor gut befinde, die Fur- ckeln unten mit Gelencken zu ordiniren; Und weiln Niemand innewendig gerne das Garn auffheben wuͤrde, hat er zu ſolchem Ende auf den Fluͤgel eine Winde oder Haſpel verordnet, das Prell-Netze geſchwind auffzuruͤcken, damit Niemand wegen der Sauen in Gefahr kommen moͤge; Weiln ſich die Leute darvor fuͤrch- ten, und leicht Schaden nehmen koͤnnen, daferne ſie in der Mitten ſolten ſtehen bleiben, ſo aber hierdurch verhuͤtet wer- den kan. Von der Wild-Trage und Wage. Die Wild-Trage iſt ein benoͤthigtes Werck-Zeug, wann zur Hirſch-Feiſte- Zeit, oder umb die Schwein-Hatze bey einem Haupt-Jagen auff dem Lauff- Platz beym Ausſtechen oder Ausſchieſſen von der Herrſchafft und deren anweſen- den Cavalliers und Dames das ſaͤmtliche Hohe und Niedere Wildpraͤth, als Baͤ- re, Hirſche, Thiere, Tann-Hirſche und Tann-Wild, Schweine, oder Rehe ge- ſchoſſen und getroffen worden, hin und her gelauffen, gefallen, und in wunder- lichen Poſituren hier und dar ziemlich als- denn zerſtreuet von einander liegen, wird dieſes Wildpraͤth (dann ſolche ha- ben alleine die Ehre,) nach geendigter Jagd durch die Wild-Trage mit vier Perſonen behoͤriges Orts zuſammen ge- tragen, und, wie gebraͤuchlich, nach dem Rang geſtrecket, wie es anbefohlen, und eines jeden Hofs gebraͤuchliche Manier er- fordert. Solche Wild-Trage iſt gemei- niglich ein Stuͤck von einem alten ab- gegangenen ſchadhafften Hirſch- oder Schwein-Netz, welches der Groͤſſe nach als ein groß und breites Tiſch-Tuch, mit eben ſolchen Moſchen und Fingersdicken Leinchen uͤber die Banck geſtricket iſt, zu beyden Seiten kommen zwey Stan- gen von feſtem Holtz, Arms ſtarck, wel- che billig gruͤn und weiß mit Farben an- geſtrichen werden. Die Wage wird nicht mit Schalen, ſondern wie eine Schnell-Wage von ſtarckem Eiſen und Ketten mit Haacken gemachet, auf deren Balcken die Pfunde, Steine und Cent- ner bemercket, nach welcher Schwehre des Wildes das Gewicht vor oder hin- terwaͤrts gehaͤnget wird. Von dem Wild-Garn. Wann ein Herr, welcher der Ho- hen und Niedern Jagd berechtiget, zur Erſpahrung der Unkoſten, keine Tuͤcher, noch vorbeſchriebene Hirſch- oder Sau- Netze ſich anſchaffen wolte: Gleichwohl aber gerne manchesmahl aus ſeinem Re- vier einen Hirſch, Wild, Sau oder Reh, was ſich daſelbſt aufhalten moͤgte, auff ſeine Tafel zu bekommen, wuͤnſchen wuͤrde, demſelbigen ſolte wohl dieſes Wild-Garn trefflich zu Nutzen kom- men. Es ſind derſelben zweyerley, als ſchwere, und leichte: Die ſchweren Wild- Garne, wann ſie recht beqvem verferti- get und Buſen-Reich eingetheilet werden ſollen, muͤſſen hundert Schritt ſtellen, und das Garn aus klarem und recht gu- tem Hechel-Hanffe neunfaͤdenich ge- ſchlagen, gemachet, die Schmoſſen in das gevierdte 6. Zoll uͤber der Ruͤck-Banck gezogen, 18. dergleichen Schmoſſen hoch verfertiget, und die Leinen 20. Faden ſtarck geſchlagen werden, ſo wiegt das Netz uͤber drey Centner, und kommt faſt an Gelde drey und dreyßig Thaler, acht Groſchen, muß aber unumbgaͤnglich auf den Wagen gefuͤhret werden, weiln ſol- ches zu tragen zu ſchwer fallen ſolte. Ei- ne andere Art ſind die leichte Wild-Garn, ſo Kuppel-Netze genannt werden, wel- che in Buſen 60. gute Schritt ſtellen; Die Leinchen, darvon ſolche Garn ge- ſtricket werden, ſind ebenfalls neunſchaͤff- tig, doch kleiner, als die vorigen, geſchla- gen, als eine Trommel-Leine dicke, aus recht klarem ausgehecheltem Hanff, die Schmoſſen kommen auch 6. Zoll ins Ge- vierdte, und iſt ein ſolch Garn 16. ſolche Schmoſſen hoch, und werden uͤber der Ruͤckbanck die Knothen dichte zugezogen. Die Ober- und Unter-Leinen kommen ebenfalls von 20. Faden, aber doch duͤn- ner, F f 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/361
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/361>, abgerufen am 24.11.2024.