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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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zur Jägerey gehörigen Materien.
[Spaltenumbruch] wovon daselbst gehandelt wird. (4) Wenn
keine andere Vermuthung Platz finden
kan; Hingegentheil, wenn der Gebrauch
aus dem Eigenthum einer Sache oder ei-
ner Schuldigkeit herfliest, so wird die
Bittweise zugelassene Handlung nicht
vermuthet.

Ja es ist unmöglich, daß es eine bitt-
liche Handlung sey, da der Rath in so
langer Zeit disponirt gehabt, das Fehm-
Geld eingehoben, und davon dem Ge-
leitsmann zu Calbe etwas gewisses, als
von jedem Schwein nicht mehr, denn ei-
nen Groschen, und dem Förster 4. Pfen-
nige zum Brenn-Geld zu gut kommen
lassen, auch eine gewisse Zahl gehalten,
und einerley Gebrauch auf eine bestän-
dige Art beobachtet, inmaassen der Rath
auch so gar das Fehm-Geld zur Bestal-
lung und Erhaltung der Mast, und die
Hirten davon zu besolden gebraucht;

Vid. Zeug. 1. 2. und 3. auf den II. Artic.
Und zwar noch das nechste Jahr.

Vid. Registratur von anno 1653.
Eines Tituli, wie sie es überkommen,
hat die Stadt nicht vonnöthen: Die
Hochlöbliche Regierung zu Halle hat
durch ein Rescript vom 28. Sept. 1681. der
Stadt injungiret, die Possession der frey-
en Mast zu bescheinigen, und daher die-
selbe vor fähig solches Mast-Rechts er-
kannt; So stehet auch die Vermuthung
des gemeinen Rechts der Stadt nicht im
Wege; Denn warum wolte nicht eine
Gemeine fähig seyn, das Mast-Recht
vor ihr Vieh in ihrem Gehöltze zu haben;
Denn ob es zwar wohl den Regalien mit
beygezehlet wird, wenn es unter eines
Fürstens Eigenthum mit begriffen, so-
wohl als das Recht zu hüten und zu hol-
tzen, so können doch solche nutzbare Jura
eben sowohl den Privat-Personen unter
dem Namen der Privilegien oder auch
von ihren Eigenthum zuständig seyn.
Ja wenn auch schon einem Besitzer
die Vermuthung des gemeinen Rechts
entgegen stehet, so ist er doch sodann eini-
gen Titulum zu erweisen nicht schuldig,
wenn er sich in einer Possess von undenck-
lichen Zeiten her befindet;
Myns. I. O. 30.
Vult. II. Cons. Marp. 32. n. 70.

Weil eben diese Possess, aus welcher die
Verjährung zuwege gebracht würde,
der rechtmäßige Weg ist, nach welchem
das Eigenthum erlanget wird,
C. I. X. de Praescript.
Wesenb. I. Cons. 4. n. 79.

[Spaltenumbruch] Auch wider seinen Ober-Herrn,
Carpzov. III. Const. 24.
weil sie die Krafft einer Special-Con-
cession
hat,
Sixtin. I. de Regal. c. 5. n. 137. seqv.
so, daß sie sich auch auff gewisse Maas-
se auff die Reservaten erstrecken,
Rosenthal. de Feud. C. V. Concl. 16.
num. 3.

Menoch. Cons. 2. n. 70. seq.

Weniger dießfalls von einem rechtmäßi-
gen ehrlichen Wege, oder von der Wissen-
schafft des Herrn die Frage seyn kan.

Ja wo bey andern Verjährungen
eine Wissenschafft vonnöthen, da ist auch
die Wissenschafft der Bedienten vor die
Wissenschafft des Herrn zu halten;
Vid. Riminald. Jun. Cons. 102. n. 18.
Surdus Dec. 4. n. 6.

Daher lehret auch Balbus überhaupt d.
praescript. II. p. 3.
daß es nicht nöthig sey,
daß der bona fides und die andern Requi-
sita
der Praescription bey einer undenck-
lichen Verjährung vonnöthen seyn, ja die
Vermuthung eines malae fidei schliesse sie
aus,
vid. Mascardus Concl. 1213. num. 54.
und habe die Krafft eines öffentlichen In-
struments,

Cravetta Consil. 685. n. 21.
so, daß man in der Meynung stehet, daß,
wenn die undenckliche Zeit erwiesen, so
sey auch das Eigenthum sattsam beschei-
niget,
Myns. I. O. 30.
Schvvanm. II. d. Process. c. 18. n. 48.

Und weil endlich das aus ihren eigenen
Schräncken vom Amt herfür gebrachte
Erb-Buch der Stadt nicht schaden kan
in diesem Fall, indem solches nur (1)
neulich, und von Anno 1642. auffgerich-
tet ist, da die Stadt ihr Recht bereits er-
sessen hat; (2) Einseitig und ohne Zuzie-
hung derselben, da doch dergleichen Bü-
cher nicht einmahl der Herren wider ih-
re Unterthanen (geschweige denn eines
Amts wider die Stadt,) etwas beweisen,
wenn sie nicht öffentlich vorgelesen, durch
ihre gemeinschafftliche Einwilligung con-
firmir
et und publiciret worden;
Carpzov. Resp. 61.
Myler. Hyparchol. c. 10. §. 11. n. 17.

Allwo er lehret, daß die Bücher der Be-
dienten niemahls wider einen Dritt-
mann, mit dem man nichts zu thun ge-
habt, etwas erweisen. Worzu denn (3)
kommt, daß die Stadt nichts desto we-
niger, wie zuvor, also auch hernach, in

der

zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
[Spaltenumbruch] wovon daſelbſt gehandelt wird. (4) Wenn
keine andere Vermuthung Platz finden
kan; Hingegentheil, wenn der Gebrauch
aus dem Eigenthum einer Sache oder ei-
ner Schuldigkeit herflieſt, ſo wird die
Bittweiſe zugelaſſene Handlung nicht
vermuthet.

Ja es iſt unmoͤglich, daß es eine bitt-
liche Handlung ſey, da der Rath in ſo
langer Zeit diſponirt gehabt, das Fehm-
Geld eingehoben, und davon dem Ge-
leitsmann zu Calbe etwas gewiſſes, als
von jedem Schwein nicht mehr, denn ei-
nen Groſchen, und dem Foͤrſter 4. Pfen-
nige zum Brenn-Geld zu gut kommen
laſſen, auch eine gewiſſe Zahl gehalten,
und einerley Gebrauch auf eine beſtaͤn-
dige Art beobachtet, inmaaſſen der Rath
auch ſo gar das Fehm-Geld zur Beſtal-
lung und Erhaltung der Maſt, und die
Hirten davon zu beſolden gebraucht;

Vid. Zeug. 1. 2. und 3. auf den II. Artic.
Und zwar noch das nechſte Jahr.

Vid. Regiſtratur von anno 1653.
Eines Tituli, wie ſie es uͤberkommen,
hat die Stadt nicht vonnoͤthen: Die
Hochloͤbliche Regierung zu Halle hat
durch ein Reſcript vom 28. Sept. 1681. der
Stadt injungiret, die Poſſesſion der frey-
en Maſt zu beſcheinigen, und daher die-
ſelbe vor faͤhig ſolches Maſt-Rechts er-
kannt; So ſtehet auch die Vermuthung
des gemeinen Rechts der Stadt nicht im
Wege; Denn warum wolte nicht eine
Gemeine faͤhig ſeyn, das Maſt-Recht
vor ihr Vieh in ihrem Gehoͤltze zu haben;
Denn ob es zwar wohl den Regalien mit
beygezehlet wird, wenn es unter eines
Fuͤrſtens Eigenthum mit begriffen, ſo-
wohl als das Recht zu huͤten und zu hol-
tzen, ſo koͤnnen doch ſolche nutzbare Jura
eben ſowohl den Privat-Perſonen unter
dem Namen der Privilegien oder auch
von ihren Eigenthum zuſtaͤndig ſeyn.
Ja wenn auch ſchon einem Beſitzer
die Vermuthung des gemeinen Rechts
entgegen ſtehet, ſo iſt er doch ſodann eini-
gen Titulum zu erweiſen nicht ſchuldig,
wenn er ſich in einer Poſſeſs von undenck-
lichen Zeiten her befindet;
Mynſ. I. O. 30.
Vult. II. Conſ. Marp. 32. n. 70.

Weil eben dieſe Poſſeſs, aus welcher die
Verjaͤhrung zuwege gebracht wuͤrde,
der rechtmaͤßige Weg iſt, nach welchem
das Eigenthum erlanget wird,
C. I. X. de Præſcript.
Weſenb. I. Conſ. 4. n. 79.

[Spaltenumbruch] Auch wider ſeinen Ober-Herrn,
Carpzov. III. Conſt. 24.
weil ſie die Krafft einer Special-Con-
cesſion
hat,
Sixtin. I. de Regal. c. 5. n. 137. ſeqv.
ſo, daß ſie ſich auch auff gewiſſe Maaſ-
ſe auff die Reſervaten erſtrecken,
Roſenthal. de Feud. C. V. Concl. 16.
num. 3.

Menoch. Conſ. 2. n. 70. ſeq.

Weniger dießfalls von einem rechtmaͤßi-
gen ehrlichen Wege, oder von der Wiſſen-
ſchafft des Herrn die Frage ſeyn kan.

Ja wo bey andern Verjaͤhrungen
eine Wiſſenſchafft vonnoͤthen, da iſt auch
die Wiſſenſchafft der Bedienten vor die
Wiſſenſchafft des Herrn zu halten;
Vid. Riminald. Jun. Conſ. 102. n. 18.
Surdus Dec. 4. n. 6.

Daher lehret auch Balbus uͤberhaupt d.
præſcript. II. p. 3.
daß es nicht noͤthig ſey,
daß der bona fides und die andern Requi-
ſita
der Præſcription bey einer undenck-
lichen Verjaͤhrung vonnoͤthen ſeyn, ja die
Vermuthung eines malæ fidei ſchlieſſe ſie
aus,
vid. Maſcardus Concl. 1213. num. 54.
und habe die Krafft eines oͤffentlichen In-
ſtruments,

Cravetta Conſil. 685. n. 21.
ſo, daß man in der Meynung ſtehet, daß,
wenn die undenckliche Zeit erwieſen, ſo
ſey auch das Eigenthum ſattſam beſchei-
niget,
Mynſ. I. O. 30.
Schvvanm. II. d. Proceſſ. c. 18. n. 48.

Und weil endlich das aus ihren eigenen
Schraͤncken vom Amt herfuͤr gebrachte
Erb-Buch der Stadt nicht ſchaden kan
in dieſem Fall, indem ſolches nur (1)
neulich, und von Anno 1642. auffgerich-
tet iſt, da die Stadt ihr Recht bereits er-
ſeſſen hat; (2) Einſeitig und ohne Zuzie-
hung derſelben, da doch dergleichen Buͤ-
cher nicht einmahl der Herren wider ih-
re Unterthanen (geſchweige denn eines
Amts wider die Stadt,) etwas beweiſen,
wenn ſie nicht oͤffentlich vorgeleſen, durch
ihre gemeinſchafftliche Einwilligung con-
firmir
et und publiciret worden;
Carpzov. Reſp. 61.
Myler. Hyparchol. c. 10. §. 11. n. 17.

Allwo er lehret, daß die Buͤcher der Be-
dienten niemahls wider einen Dritt-
mann, mit dem man nichts zu thun ge-
habt, etwas erweiſen. Worzu denn (3)
kommt, daß die Stadt nichts deſto we-
niger, wie zuvor, alſo auch hernach, in

der
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[31/0605] zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien. wovon daſelbſt gehandelt wird. (4) Wenn keine andere Vermuthung Platz finden kan; Hingegentheil, wenn der Gebrauch aus dem Eigenthum einer Sache oder ei- ner Schuldigkeit herflieſt, ſo wird die Bittweiſe zugelaſſene Handlung nicht vermuthet. Ja es iſt unmoͤglich, daß es eine bitt- liche Handlung ſey, da der Rath in ſo langer Zeit diſponirt gehabt, das Fehm- Geld eingehoben, und davon dem Ge- leitsmann zu Calbe etwas gewiſſes, als von jedem Schwein nicht mehr, denn ei- nen Groſchen, und dem Foͤrſter 4. Pfen- nige zum Brenn-Geld zu gut kommen laſſen, auch eine gewiſſe Zahl gehalten, und einerley Gebrauch auf eine beſtaͤn- dige Art beobachtet, inmaaſſen der Rath auch ſo gar das Fehm-Geld zur Beſtal- lung und Erhaltung der Maſt, und die Hirten davon zu beſolden gebraucht; Vid. Zeug. 1. 2. und 3. auf den II. Artic. Und zwar noch das nechſte Jahr. Vid. Regiſtratur von anno 1653. Eines Tituli, wie ſie es uͤberkommen, hat die Stadt nicht vonnoͤthen: Die Hochloͤbliche Regierung zu Halle hat durch ein Reſcript vom 28. Sept. 1681. der Stadt injungiret, die Poſſesſion der frey- en Maſt zu beſcheinigen, und daher die- ſelbe vor faͤhig ſolches Maſt-Rechts er- kannt; So ſtehet auch die Vermuthung des gemeinen Rechts der Stadt nicht im Wege; Denn warum wolte nicht eine Gemeine faͤhig ſeyn, das Maſt-Recht vor ihr Vieh in ihrem Gehoͤltze zu haben; Denn ob es zwar wohl den Regalien mit beygezehlet wird, wenn es unter eines Fuͤrſtens Eigenthum mit begriffen, ſo- wohl als das Recht zu huͤten und zu hol- tzen, ſo koͤnnen doch ſolche nutzbare Jura eben ſowohl den Privat-Perſonen unter dem Namen der Privilegien oder auch von ihren Eigenthum zuſtaͤndig ſeyn. Ja wenn auch ſchon einem Beſitzer die Vermuthung des gemeinen Rechts entgegen ſtehet, ſo iſt er doch ſodann eini- gen Titulum zu erweiſen nicht ſchuldig, wenn er ſich in einer Poſſeſs von undenck- lichen Zeiten her befindet; Mynſ. I. O. 30. Vult. II. Conſ. Marp. 32. n. 70. Weil eben dieſe Poſſeſs, aus welcher die Verjaͤhrung zuwege gebracht wuͤrde, der rechtmaͤßige Weg iſt, nach welchem das Eigenthum erlanget wird, C. I. X. de Præſcript. Weſenb. I. Conſ. 4. n. 79. Auch wider ſeinen Ober-Herrn, Carpzov. III. Conſt. 24. weil ſie die Krafft einer Special-Con- cesſion hat, Sixtin. I. de Regal. c. 5. n. 137. ſeqv. ſo, daß ſie ſich auch auff gewiſſe Maaſ- ſe auff die Reſervaten erſtrecken, Roſenthal. de Feud. C. V. Concl. 16. num. 3. Menoch. Conſ. 2. n. 70. ſeq. Weniger dießfalls von einem rechtmaͤßi- gen ehrlichen Wege, oder von der Wiſſen- ſchafft des Herrn die Frage ſeyn kan. Ja wo bey andern Verjaͤhrungen eine Wiſſenſchafft vonnoͤthen, da iſt auch die Wiſſenſchafft der Bedienten vor die Wiſſenſchafft des Herrn zu halten; Vid. Riminald. Jun. Conſ. 102. n. 18. Surdus Dec. 4. n. 6. Daher lehret auch Balbus uͤberhaupt d. præſcript. II. p. 3. daß es nicht noͤthig ſey, daß der bona fides und die andern Requi- ſita der Præſcription bey einer undenck- lichen Verjaͤhrung vonnoͤthen ſeyn, ja die Vermuthung eines malæ fidei ſchlieſſe ſie aus, vid. Maſcardus Concl. 1213. num. 54. und habe die Krafft eines oͤffentlichen In- ſtruments, Cravetta Conſil. 685. n. 21. ſo, daß man in der Meynung ſtehet, daß, wenn die undenckliche Zeit erwieſen, ſo ſey auch das Eigenthum ſattſam beſchei- niget, Mynſ. I. O. 30. Schvvanm. II. d. Proceſſ. c. 18. n. 48. Und weil endlich das aus ihren eigenen Schraͤncken vom Amt herfuͤr gebrachte Erb-Buch der Stadt nicht ſchaden kan in dieſem Fall, indem ſolches nur (1) neulich, und von Anno 1642. auffgerich- tet iſt, da die Stadt ihr Recht bereits er- ſeſſen hat; (2) Einſeitig und ohne Zuzie- hung derſelben, da doch dergleichen Buͤ- cher nicht einmahl der Herren wider ih- re Unterthanen (geſchweige denn eines Amts wider die Stadt,) etwas beweiſen, wenn ſie nicht oͤffentlich vorgeleſen, durch ihre gemeinſchafftliche Einwilligung con- firmiret und publiciret worden; Carpzov. Reſp. 61. Myler. Hyparchol. c. 10. §. 11. n. 17. Allwo er lehret, daß die Buͤcher der Be- dienten niemahls wider einen Dritt- mann, mit dem man nichts zu thun ge- habt, etwas erweiſen. Worzu denn (3) kommt, daß die Stadt nichts deſto we- niger, wie zuvor, alſo auch hernach, in der

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/605>, abgerufen am 21.11.2024.