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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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zur Jägerey gehörigen Materien.
[Spaltenumbruch] Bahn zu haben, oder der Wild-Bann,
weil darinnen das Wild gleichsam um-
schlossen odergeheget wird. Wehner. unter
dem Worte Forst-Recht,
vers. Forestalis.
pag. 112.
da er zugleich erweiset, daß sol-
ches sonst heisse Forestum bannale, die
Forst-Gerechtigkeit,
oder die Wild-
banns-Gerechtigkeit, zu hagen und
zu jagen;
Und ist diese Gerechtigkeit zu
hagen grösser als die Gerechtigkeit zu ja-
gen, indem in diesem letztern Fall das
Wild in seiner Freyheit gelassen wird,
zu gehen, wo es will, wenn aber der Wald
durch Niederhauung der Bäume, oder
sonsten gehäget und geschlossen wird, kan
durch Hemmung des Wildpräths denen
Benachbarten dadurch um das so viel
mehr ein Schaden zuwachsen, dahero
das Recht zu hagen ausser der sonder-
bahren Zulassung Niemand verstattet
wird, als in so ferne es ohne der Nach-
bahren Nachtheil kan exerciret werden.

Daher nicht ein Jeder, wer das Ja-
gen hat, hat auch das Hagen, VVehner.
Observat. Pract.
des Wortes Forst, vers.
nam alias
Jagen. Ob gleich solches affir-
mir
et wird von dem Gailio L. 2. Observ.
68. num. 6.
Denn das Jagen kan wohl oh-
ne dem Hagen durch Hunde und Netze
geschehen, indem solches gantz unterschie-
dene Rechte seyn, deshalb billig Gailii
Meynung als ungereimt nicht unbillig
angiebt Frid. Mindanus L. 2. c. 41. num. 1.
Noe Meurer.
vom Jagd- und Forst-
Recht,
p. 2.

Hingegen bleibt gewiß, daß, welchem
das Hagen zustehet, demselben auch die
völlige Jagd zustehen müsse, weil dieses
das einige Absehen des Hagens ist, damit
andere von dem Mißbrauch des Wal-
des und Fangung des Wildes ausge-
schlossen, und das Wild gleichsam dahero
gebannet werden möge, daß das Wild
hieselbst geheget werden möge; Daher
auch sonsten das Recht, Gehege zu ma-
chen, der Landes-Obrigkeit regulariter
allein zustehet: Daraus ferner unstreitig
folgen muß, daß, wenn das Jagen und
die Jagden zugleich von dem Principe zu-
gelassen, derselbe alles Wildpräth sowohl
hoch, als niedrig, zu jagen befugt sey, denn
solches conjungirte Jagen und Hagen ge-
höret zu der Forst-Gerechtigkeit und zum
völligen Wild-Bann, welches vor ein
hohes Regal geachtet wird. Und daß
solche Ausschliessung anderer von diesem
Recht zu jagen in denen gehegten Wild-
bahnen nicht allein der Landes-Obrig-
[Spaltenumbruch] keit, sondern auch andern von Adel, so
damit berechtiget seyn, zustehe, und im
gantzen Römischen Reich dergestalt her-
gebracht sey, bezeuget der Glorwürdigste
Chur-Fürst Augustus zu Sachsen in ei-
nem Rescript vom 10. Octobr. Anno 1584.
in diesen Worten:

Und aber in Krafft des über
viel undenckliche Zeiten im gan-
tzen Römischen Reich und Lan-
den hergebrachtem verjährtem
Gebrauche Niemand gebühret,
in zugerichteten und gehetzten
Wildbahnen und Wildfuhren
des Landes-Fürsten oder an-
dern, welche mit solchen Wild-
fuhren berechtiget sind, zum
Nachtheil zu jagen. etc.

Welches solenne Zeugniß von der Wür-
ckung eines Geheges und Wildbahn, so
aus des gantzen Teutschlandes verjähr-
ten Gewohnheit hergenommen, hieselbst
allerdings zu attendiren, und also die
Worte: mit Hagen und Jagden kei-
nes weges auff das Nieder-Wildpräth
zu ziehen.

10) Wird diese Generalitas Hagens
und Jagens, und also die völlige Forst-Ge-
rechtigkeit dadurch bestärcket, daß in sol-
chem Lehen-Brieff zugleich stehet:

Mit allem Rechte und Gerech-
tigkeit, höhest und siedest etc.

Welches zwar sein Absehen auf die Ober-
und Unter-Gerichte zu haben scheinet,
es zeiget aber der Context, daß dieser
Unterschied nicht bey den Worten Rich-
ten oder Gerichten, sondern Gerechtig-
keiten stehet, und darauff die Expres-
sion:

Mit allen Holten, Hagen, Ma-
sten und Jagden etc.

folget, ist aus solchem Contextu gnug-
sam zu ersehen, daß man keine Art von
Jagden ausgeschlossen, oder dem Lehen-
Herren reserviret wissen wollen; welches
abermahl dadurch bekräfftiget wird, daß
nach der gemeinen recipirten Meynung,
vom Anfange des vorigen Jahr-Hun-
derts, die Jagden mit der Gerichtsbar-
keit ihre beständige Connexitaet gehabt,
wie solches bezeuget Knipsch. de Civit.
Imp. L. 2. c. 7. num. 6.
Sebastian. Medic. de
Venat. qv. 2. p. 2.
Zasius Vol. 2. Cons. 6.
Dahe-
ro auch von der verlohrnen Gerichts-
barkeit auff das verlohrne Jagd-Recht
ein Schluß gemachet worden.

Ob nun gleich diese Sentenz heute
zu Tage nicht approbiret wird, sondern

Jagden
k

zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
[Spaltenumbruch] Bahn zu haben, oder der Wild-Bann,
weil darinnen das Wild gleichſam um-
ſchloſſen odeꝛgeheget wird. Wehner. unter
dem Worte Forſt-Recht,
verſ. Foreſtalis.
pag. 112.
da er zugleich erweiſet, daß ſol-
ches ſonſt heiſſe Foreſtum bannale, die
Forſt-Gerechtigkeit,
oder die Wild-
banns-Gerechtigkeit, zu hagen und
zu jagen;
Und iſt dieſe Gerechtigkeit zu
hagen groͤſſer als die Gerechtigkeit zu ja-
gen, indem in dieſem letztern Fall das
Wild in ſeiner Freyheit gelaſſen wird,
zu gehen, wo es will, wenn aber der Wald
durch Niederhauung der Baͤume, oder
ſonſten gehaͤget und geſchloſſen wird, kan
durch Hemmung des Wildpraͤths denen
Benachbarten dadurch um das ſo viel
mehr ein Schaden zuwachſen, dahero
das Recht zu hagen auſſer der ſonder-
bahren Zulaſſung Niemand verſtattet
wird, als in ſo ferne es ohne der Nach-
bahren Nachtheil kan exerciret werden.

Daher nicht ein Jeder, wer das Ja-
gen hat, hat auch das Hagen, VVehner.
Obſervat. Pract.
des Wortes Forſt, verſ.
nam alias
Jagen. Ob gleich ſolches affir-
mir
et wird von dem Gailio L. 2. Obſerv.
68. num. 6.
Denn das Jagen kan wohl oh-
ne dem Hagen durch Hunde und Netze
geſchehen, indem ſolches gantz unterſchie-
dene Rechte ſeyn, deshalb billig Gailii
Meynung als ungereimt nicht unbillig
angiebt Frid. Mindanus L. 2. c. 41. num. 1.
Noe Meurer.
vom Jagd- und Forſt-
Recht,
p. 2.

Hingegen bleibt gewiß, daß, welchem
das Hagen zuſtehet, demſelben auch die
voͤllige Jagd zuſtehen muͤſſe, weil dieſes
das einige Abſehen des Hagens iſt, damit
andere von dem Mißbrauch des Wal-
des und Fangung des Wildes ausge-
ſchloſſen, und das Wild gleichſam dahero
gebannet werden moͤge, daß das Wild
hieſelbſt geheget werden moͤge; Daher
auch ſonſten das Recht, Gehege zu ma-
chen, der Landes-Obrigkeit regulariter
allein zuſtehet: Daraus ferner unſtreitig
folgen muß, daß, wenn das Jagen und
die Jagden zugleich von dem Principe zu-
gelaſſen, derſelbe alles Wildpraͤth ſowohl
hoch, als niedrig, zu jagen befugt ſey, denn
ſolches conjungirte Jagen und Hagen ge-
hoͤret zu der Forſt-Gerechtigkeit und zum
voͤlligen Wild-Bann, welches vor ein
hohes Regal geachtet wird. Und daß
ſolche Ausſchlieſſung anderer von dieſem
Recht zu jagen in denen gehegten Wild-
bahnen nicht allein der Landes-Obrig-
[Spaltenumbruch] keit, ſondern auch andern von Adel, ſo
damit berechtiget ſeyn, zuſtehe, und im
gantzen Roͤmiſchen Reich dergeſtalt her-
gebracht ſey, bezeuget der Glorwuͤrdigſte
Chur-Fuͤrſt Auguſtus zu Sachſen in ei-
nem Reſcript vom 10. Octobr. Anno 1584.
in dieſen Worten:

Und aber in Krafft des uͤber
viel undenckliche Zeiten im gan-
tzen Roͤmiſchen Reich und Lan-
den hergebrachtem verjaͤhrtem
Gebrauche Niemand gebuͤhret,
in zugerichteten und gehetzten
Wildbahnen und Wildfuhren
des Landes-Fuͤrſten oder an-
dern, welche mit ſolchen Wild-
fuhren berechtiget ſind, zum
Nachtheil zu jagen. ꝛc.

Welches ſolenne Zeugniß von der Wuͤr-
ckung eines Geheges und Wildbahn, ſo
aus des gantzen Teutſchlandes verjaͤhr-
ten Gewohnheit hergenommen, hieſelbſt
allerdings zu attendiren, und alſo die
Worte: mit Hagen und Jagden kei-
nes weges auff das Nieder-Wildpraͤth
zu ziehen.

10) Wird dieſe Generalitas Hagens
und Jagens, und alſo die voͤllige Forſt-Ge-
rechtigkeit dadurch beſtaͤrcket, daß in ſol-
chem Lehen-Brieff zugleich ſtehet:

Mit allem Rechte und Gerech-
tigkeit, hoͤheſt und ſiedeſt ꝛc.

Welches zwar ſein Abſehen auf die Ober-
und Unter-Gerichte zu haben ſcheinet,
es zeiget aber der Context, daß dieſer
Unterſchied nicht bey den Worten Rich-
ten oder Gerichten, ſondern Gerechtig-
keiten ſtehet, und darauff die Expres-
ſion:

Mit allen Holten, Hagen, Ma-
ſten und Jagden ꝛc.

folget, iſt aus ſolchem Contextu gnug-
ſam zu erſehen, daß man keine Art von
Jagden ausgeſchloſſen, oder dem Lehen-
Herren reſerviret wiſſen wollen; welches
abermahl dadurch bekraͤfftiget wird, daß
nach der gemeinen recipirten Meynung,
vom Anfange des vorigen Jahr-Hun-
derts, die Jagden mit der Gerichtsbar-
keit ihre beſtaͤndige Connexitæt gehabt,
wie ſolches bezeuget Knipſch. de Civit.
Imp. L. 2. c. 7. num. 6.
Sebaſtian. Medic. de
Venat. qv. 2. p. 2.
Zaſius Vol. 2. Conſ. 6.
Dahe-
ro auch von der verlohrnen Gerichts-
barkeit auff das verlohrne Jagd-Recht
ein Schluß gemachet worden.

Ob nun gleich dieſe Sentenz heute
zu Tage nicht approbiret wird, ſondern

Jagden
k
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[73/0647] zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien. Bahn zu haben, oder der Wild-Bann, weil darinnen das Wild gleichſam um- ſchloſſen odeꝛgeheget wird. Wehner. unter dem Worte Forſt-Recht, verſ. Foreſtalis. pag. 112. da er zugleich erweiſet, daß ſol- ches ſonſt heiſſe Foreſtum bannale, die Forſt-Gerechtigkeit, oder die Wild- banns-Gerechtigkeit, zu hagen und zu jagen; Und iſt dieſe Gerechtigkeit zu hagen groͤſſer als die Gerechtigkeit zu ja- gen, indem in dieſem letztern Fall das Wild in ſeiner Freyheit gelaſſen wird, zu gehen, wo es will, wenn aber der Wald durch Niederhauung der Baͤume, oder ſonſten gehaͤget und geſchloſſen wird, kan durch Hemmung des Wildpraͤths denen Benachbarten dadurch um das ſo viel mehr ein Schaden zuwachſen, dahero das Recht zu hagen auſſer der ſonder- bahren Zulaſſung Niemand verſtattet wird, als in ſo ferne es ohne der Nach- bahren Nachtheil kan exerciret werden. Daher nicht ein Jeder, wer das Ja- gen hat, hat auch das Hagen, VVehner. Obſervat. Pract. des Wortes Forſt, verſ. nam alias Jagen. Ob gleich ſolches affir- miret wird von dem Gailio L. 2. Obſerv. 68. num. 6. Denn das Jagen kan wohl oh- ne dem Hagen durch Hunde und Netze geſchehen, indem ſolches gantz unterſchie- dene Rechte ſeyn, deshalb billig Gailii Meynung als ungereimt nicht unbillig angiebt Frid. Mindanus L. 2. c. 41. num. 1. Noe Meurer. vom Jagd- und Forſt- Recht, p. 2. Hingegen bleibt gewiß, daß, welchem das Hagen zuſtehet, demſelben auch die voͤllige Jagd zuſtehen muͤſſe, weil dieſes das einige Abſehen des Hagens iſt, damit andere von dem Mißbrauch des Wal- des und Fangung des Wildes ausge- ſchloſſen, und das Wild gleichſam dahero gebannet werden moͤge, daß das Wild hieſelbſt geheget werden moͤge; Daher auch ſonſten das Recht, Gehege zu ma- chen, der Landes-Obrigkeit regulariter allein zuſtehet: Daraus ferner unſtreitig folgen muß, daß, wenn das Jagen und die Jagden zugleich von dem Principe zu- gelaſſen, derſelbe alles Wildpraͤth ſowohl hoch, als niedrig, zu jagen befugt ſey, denn ſolches conjungirte Jagen und Hagen ge- hoͤret zu der Forſt-Gerechtigkeit und zum voͤlligen Wild-Bann, welches vor ein hohes Regal geachtet wird. Und daß ſolche Ausſchlieſſung anderer von dieſem Recht zu jagen in denen gehegten Wild- bahnen nicht allein der Landes-Obrig- keit, ſondern auch andern von Adel, ſo damit berechtiget ſeyn, zuſtehe, und im gantzen Roͤmiſchen Reich dergeſtalt her- gebracht ſey, bezeuget der Glorwuͤrdigſte Chur-Fuͤrſt Auguſtus zu Sachſen in ei- nem Reſcript vom 10. Octobr. Anno 1584. in dieſen Worten: Und aber in Krafft des uͤber viel undenckliche Zeiten im gan- tzen Roͤmiſchen Reich und Lan- den hergebrachtem verjaͤhrtem Gebrauche Niemand gebuͤhret, in zugerichteten und gehetzten Wildbahnen und Wildfuhren des Landes-Fuͤrſten oder an- dern, welche mit ſolchen Wild- fuhren berechtiget ſind, zum Nachtheil zu jagen. ꝛc. Welches ſolenne Zeugniß von der Wuͤr- ckung eines Geheges und Wildbahn, ſo aus des gantzen Teutſchlandes verjaͤhr- ten Gewohnheit hergenommen, hieſelbſt allerdings zu attendiren, und alſo die Worte: mit Hagen und Jagden kei- nes weges auff das Nieder-Wildpraͤth zu ziehen. 10) Wird dieſe Generalitas Hagens und Jagens, und alſo die voͤllige Forſt-Ge- rechtigkeit dadurch beſtaͤrcket, daß in ſol- chem Lehen-Brieff zugleich ſtehet: Mit allem Rechte und Gerech- tigkeit, hoͤheſt und ſiedeſt ꝛc. Welches zwar ſein Abſehen auf die Ober- und Unter-Gerichte zu haben ſcheinet, es zeiget aber der Context, daß dieſer Unterſchied nicht bey den Worten Rich- ten oder Gerichten, ſondern Gerechtig- keiten ſtehet, und darauff die Expres- ſion: Mit allen Holten, Hagen, Ma- ſten und Jagden ꝛc. folget, iſt aus ſolchem Contextu gnug- ſam zu erſehen, daß man keine Art von Jagden ausgeſchloſſen, oder dem Lehen- Herren reſerviret wiſſen wollen; welches abermahl dadurch bekraͤfftiget wird, daß nach der gemeinen recipirten Meynung, vom Anfange des vorigen Jahr-Hun- derts, die Jagden mit der Gerichtsbar- keit ihre beſtaͤndige Connexitæt gehabt, wie ſolches bezeuget Knipſch. de Civit. Imp. L. 2. c. 7. num. 6. Sebaſtian. Medic. de Venat. qv. 2. p. 2. Zaſius Vol. 2. Conſ. 6. Dahe- ro auch von der verlohrnen Gerichts- barkeit auff das verlohrne Jagd-Recht ein Schluß gemachet worden. Ob nun gleich dieſe Sentenz heute zu Tage nicht approbiret wird, ſondern Jagden k

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/647>, abgerufen am 21.11.2024.