Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].Poetischer Wälder Auch diesen Stoß den herben/verrückst du aus dem Ziel'; Es lest sich nicht so sterben/ als wie der Würger wil. Dem heissen Perser-Lande gefalle seine Gluht; Der Tartereyen Sande/ Sey seine Dürre gut. Jch lobe deine Felder/ Europe/ deine Lufft/ dein Wasser/ deine Wälder die wir so offt gerufft. Komm/ laß uns alle Mühen und was uns hat gekränckt/ mit Zucker über ziehen/ in Weine seyn vertränckt. Kein Wermuht ist so bitter/ der nicht auch Honig hält; So steht sichs wie ein Ritter/ So fällt sichs wie ein Held. Da lebt/ da stirbt sichs süße wo Lust kein' unlust hat/ komm mach dich auff die Füße: Diß schafft dir deine Stadt. Behalt dich deinen Freuden und deinen Freunden vor/ und weise deinem Leiden das auffgesperrte Thor. Komm Bruder laß uns eilen/ Wir haben hohe Zeit; Zerreisse diß verweilen/ und tödte selbst dein Leid. Der Donner ist verschwunden: Der Regen ist vorbey; Apollo wird empfunden/ und du bist frisch und frey. Auff
Poetiſcher Waͤlder Auch dieſen Stoß den herben/verꝛuͤckſt du aus dem Ziel’; Es leſt ſich nicht ſo ſterben/ als wie der Wuͤrger wil. Dem heiſſen Perſer-Lande gefalle ſeine Gluht; Der Tartereyen Sande/ Sey ſeine Duͤrꝛe gut. Jch lobe deine Felder/ Europe/ deine Lufft/ dein Waſſer/ deine Waͤlder die wir ſo offt gerufft. Komm/ laß uns alle Muͤhen und was uns hat gekraͤnckt/ mit Zucker uͤber ziehen/ in Weine ſeyn vertraͤnckt. Kein Wermuht iſt ſo bitter/ der nicht auch Honig haͤlt; So ſteht ſichs wie ein Ritter/ So faͤllt ſichs wie ein Held. Da lebt/ da ſtirbt ſichs ſuͤße wo Luſt kein’ unluſt hat/ komm mach dich auff die Fuͤße: Diß ſchafft dir deine Stadt. Behalt dich deinen Freuden und deinen Freunden vor/ und weiſe deinem Leiden das auffgeſperꝛte Thor. Komm Bruder laß uns eilen/ Wir haben hohe Zeit; Zerreiſſe diß verweilen/ und toͤdte ſelbſt dein Leid. Der Donner iſt verſchwunden: Der Regen iſt vorbey; Apollo wird empfunden/ und du biſt friſch und frey. Auff
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Poetiſcher Waͤlder
Auch dieſen Stoß den herben/
verꝛuͤckſt du aus dem Ziel’;
Es leſt ſich nicht ſo ſterben/
als wie der Wuͤrger wil.
Dem heiſſen Perſer-Lande
gefalle ſeine Gluht;
Der Tartereyen Sande/
Sey ſeine Duͤrꝛe gut.
Jch lobe deine Felder/
Europe/ deine Lufft/
dein Waſſer/ deine Waͤlder
die wir ſo offt gerufft.
Komm/ laß uns alle Muͤhen
und was uns hat gekraͤnckt/
mit Zucker uͤber ziehen/
in Weine ſeyn vertraͤnckt.
Kein Wermuht iſt ſo bitter/
der nicht auch Honig haͤlt;
So ſteht ſichs wie ein Ritter/
So faͤllt ſichs wie ein Held.
Da lebt/ da ſtirbt ſichs ſuͤße
wo Luſt kein’ unluſt hat/
komm mach dich auff die Fuͤße:
Diß ſchafft dir deine Stadt.
Behalt dich deinen Freuden
und deinen Freunden vor/
und weiſe deinem Leiden
das auffgeſperꝛte Thor.
Komm Bruder laß uns eilen/
Wir haben hohe Zeit;
Zerreiſſe diß verweilen/
und toͤdte ſelbſt dein Leid.
Der Donner iſt verſchwunden:
Der Regen iſt vorbey;
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