Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

Bild:
<< vorherige Seite

Der Oden
Der/ wie sehr man nach ihm greifft/
stetigs weicht und von uns läufft.

über das so große Leid/
daß der ungestüme Würger
nun so eine lange Zeit
gegen dich und seine Bürger
außgeübt/ und noch hält an/
war dein größtes nicht gethan.
Dein Raub aus so mancher Noth/
dein Trost/ deiner Jugend Freude/
alles ist auff einmahl todt/
Jhm zur Ruh und dir zu Leide.
Deine Liebsten von der Welt
hat das strenge Recht gefällt.
Drey auff einmahl ist zu viel.
Vater/ Mutter/ Schwester fallen.
Was ist deiner Hoffnung Ziel/
du betrübtster unter allen?
Eine Grufft hat sie und dich/
und den andern dich/ auch mich.
Wie ist aber ihm zu thun?
Was so hin ist kömmt nicht wieder.
Wol dem/ der in sich kan ruhn/
der läßt seine Segel nieder/
wenn das Wetter hat sein Spiel/
und der Wind nicht fugen wil.
Laß den Zeiten ihren Lauff.
Was der Himmel heißt geschehen/
das hält man vergebens auff.
Auff den Höchsten muß man sehen/
der uns dreyfach offt betrübt/
weil Er uns auch dreyfach liebt.
Tröste

Der Oden
Der/ wie ſehr man nach ihm greifft/
ſtetigs weicht und von uns laͤufft.

uͤber das ſo große Leid/
daß der ungeſtuͤme Wuͤrger
nun ſo eine lange Zeit
gegen dich und ſeine Buͤrger
außgeuͤbt/ und noch haͤlt an/
war dein groͤßtes nicht gethan.
Dein Raub aus ſo mancher Noth/
dein Troſt/ deiner Jugend Freude/
alles iſt auff einmahl todt/
Jhm zur Ruh und dir zu Leide.
Deine Liebſten von der Welt
hat das ſtrenge Recht gefaͤllt.
Drey auff einmahl iſt zu viel.
Vater/ Mutter/ Schweſter fallen.
Was iſt deiner Hoffnung Ziel/
du betruͤbtſter unter allen?
Eine Grufft hat ſie und dich/
und den andern dich/ auch mich.
Wie iſt aber ihm zu thun?
Was ſo hin iſt koͤm̃t nicht wieder.
Wol dem/ der in ſich kan ruhn/
der laͤßt ſeine Segel nieder/
wenn das Wetter hat ſein Spiel/
und der Wind nicht fugen wil.
Laß den Zeiten ihren Lauff.
Was der Himmel heißt geſchehen/
das haͤlt man vergebens auff.
Auff den Hoͤchſten muß man ſehen/
der uns dreyfach offt betruͤbt/
weil Er uns auch dreyfach liebt.
Troͤſte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="2">
            <pb facs="#f0348" n="328"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Oden</hi> </fw><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Der/ wie &#x017F;ehr man nach ihm greifft/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">&#x017F;tetigs weicht und von uns la&#x0364;ufft.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l> <hi rendition="#fr">u&#x0364;ber das &#x017F;o große Leid/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">daß der unge&#x017F;tu&#x0364;me Wu&#x0364;rger</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">nun &#x017F;o eine lange Zeit</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">gegen dich und &#x017F;eine Bu&#x0364;rger</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">außgeu&#x0364;bt/ und noch ha&#x0364;lt an/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">war dein gro&#x0364;ßtes nicht gethan.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <l> <hi rendition="#fr">Dein Raub aus &#x017F;o mancher Noth/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">dein Tro&#x017F;t/ deiner Jugend Freude/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">alles i&#x017F;t auff einmahl todt/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Jhm zur Ruh und dir zu Leide.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Deine Lieb&#x017F;ten von der Welt</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">hat das &#x017F;trenge Recht gefa&#x0364;llt.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <l> <hi rendition="#fr">Drey auff einmahl i&#x017F;t zu viel.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Vater/ Mutter/ Schwe&#x017F;ter fallen.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Was i&#x017F;t deiner Hoffnung Ziel/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">du betru&#x0364;bt&#x017F;ter unter allen?</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Eine Grufft hat &#x017F;ie und dich/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">und den andern dich/ auch mich.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <l> <hi rendition="#fr">Wie i&#x017F;t aber ihm zu thun?</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Was &#x017F;o hin i&#x017F;t ko&#x0364;m&#x0303;t nicht wieder.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Wol dem/ der in &#x017F;ich kan ruhn/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">der la&#x0364;ßt &#x017F;eine Segel nieder/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">wenn das Wetter hat &#x017F;ein Spiel/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">und der Wind nicht fugen wil.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="7">
            <l> <hi rendition="#fr">Laß den Zeiten ihren Lauff.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Was der Himmel heißt ge&#x017F;chehen/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">das ha&#x0364;lt man vergebens auff.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Auff den Ho&#x0364;ch&#x017F;ten muß man &#x017F;ehen/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">der uns dreyfach offt betru&#x0364;bt/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">weil Er uns auch dreyfach liebt.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Tro&#x0364;&#x017F;te</hi> </fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[328/0348] Der Oden Der/ wie ſehr man nach ihm greifft/ ſtetigs weicht und von uns laͤufft. uͤber das ſo große Leid/ daß der ungeſtuͤme Wuͤrger nun ſo eine lange Zeit gegen dich und ſeine Buͤrger außgeuͤbt/ und noch haͤlt an/ war dein groͤßtes nicht gethan. Dein Raub aus ſo mancher Noth/ dein Troſt/ deiner Jugend Freude/ alles iſt auff einmahl todt/ Jhm zur Ruh und dir zu Leide. Deine Liebſten von der Welt hat das ſtrenge Recht gefaͤllt. Drey auff einmahl iſt zu viel. Vater/ Mutter/ Schweſter fallen. Was iſt deiner Hoffnung Ziel/ du betruͤbtſter unter allen? Eine Grufft hat ſie und dich/ und den andern dich/ auch mich. Wie iſt aber ihm zu thun? Was ſo hin iſt koͤm̃t nicht wieder. Wol dem/ der in ſich kan ruhn/ der laͤßt ſeine Segel nieder/ wenn das Wetter hat ſein Spiel/ und der Wind nicht fugen wil. Laß den Zeiten ihren Lauff. Was der Himmel heißt geſchehen/ das haͤlt man vergebens auff. Auff den Hoͤchſten muß man ſehen/ der uns dreyfach offt betruͤbt/ weil Er uns auch dreyfach liebt. Troͤſte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/348
Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/348>, abgerufen am 16.06.2024.