Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].Der Oden XXJV. Auff einer abwesenden Jungfrauen Nahmens-Tag. Den jv. September. SEit daß die liebliche Korelle nicht hier gewesen ist zur stelle/ Seit hat man gantz von keiner Lust/ von keiner Zier von keinem lachen/ und was uns sonst kan frölich machen/ in dieser Gegend nichts gewust. Er selbst der Himmel steht betrübet/ weil er nicht sieht/ die er so liebet. Mit regnen weint die blasse Lufft. Die harten Seufftzer/ die sie führet/ die haben Land und See gerühret. Sie hört es nicht/ die wird gerufft. Die bleiche Sonne hat in dessen gantz ihres Glantzes hier vergessen. Sie/ ihres Scheines Schein ist hin. Und daß die Nächte dieser Erden nun finsterer und länger werden das kömmt von ihrem abeziehn. Den krancken Pohl/ die matten Nelcken/ sieht man/ wenn sie noch stehn/ verwelcken. Die Winter-Rosen schrumpeln ein. Kein Kraut ist frisch/ kein Baum ist grüne. Die Sonne die vor ihnen schiene/ hat auffgehöret hier zu seyn. Was
Der Oden XXJV. Auff einer abweſenden Jungfrauen Nahmens-Tag. Den jv. September. SEit daß die liebliche Korelle nicht hier geweſen iſt zur ſtelle/ Seit hat man gantz von keiner Luſt/ von keiner Zier von keinem lachen/ und was uns ſonſt kan froͤlich machen/ in dieſer Gegend nichts gewuſt. Er ſelbſt der Himmel ſteht betruͤbet/ weil er nicht ſieht/ die er ſo liebet. Mit regnen weint die blaſſe Lufft. Die harten Seufftzer/ die ſie fuͤhret/ die haben Land und See geruͤhret. Sie hoͤrt es nicht/ die wird gerufft. Die bleiche Sonne hat in deſſen gantz ihres Glantzes hier vergeſſen. Sie/ ihres Scheines Schein iſt hin. Und daß die Naͤchte dieſer Erden nun finſterer und laͤnger werden das koͤm̃t von ihrem abeziehn. Den krancken Pohl/ die matten Nelcken/ ſieht man/ wenn ſie noch ſtehn/ verwelcken. Die Winter-Roſen ſchrumpeln ein. Kein Kraut iſt friſch/ kein Baum iſt gruͤne. Die Sonne die vor ihnen ſchiene/ hat auffgehoͤret hier zu ſeyn. Was
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Der Oden
XXJV.
Auff einer abweſenden Jungfrauen
Nahmens-Tag.
Den jv. September.
SEit daß die liebliche Korelle
nicht hier geweſen iſt zur ſtelle/
Seit hat man gantz von keiner Luſt/
von keiner Zier von keinem lachen/
und was uns ſonſt kan froͤlich machen/
in dieſer Gegend nichts gewuſt.
Er ſelbſt der Himmel ſteht betruͤbet/
weil er nicht ſieht/ die er ſo liebet.
Mit regnen weint die blaſſe Lufft.
Die harten Seufftzer/ die ſie fuͤhret/
die haben Land und See geruͤhret.
Sie hoͤrt es nicht/ die wird gerufft.
Die bleiche Sonne hat in deſſen
gantz ihres Glantzes hier vergeſſen.
Sie/ ihres Scheines Schein iſt hin.
Und daß die Naͤchte dieſer Erden
nun finſterer und laͤnger werden
das koͤm̃t von ihrem abeziehn.
Den krancken Pohl/ die matten Nelcken/
ſieht man/ wenn ſie noch ſtehn/ verwelcken.
Die Winter-Roſen ſchrumpeln ein.
Kein Kraut iſt friſch/ kein Baum iſt gruͤne.
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