Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].Drittes Buch. Schau doch die Marter an/ in der ich mich verzehre.Wie lange soll denn noch diß Wetter schlagen ein? und hast du denn für mich gantz keinen Sonnen-schein? Jch bin darzu versehn/ daß ich mich stets beschwere. Ach mir! du und mein Lieb seyd eins nicht nach zu geben/ biß ihr mich tödtet gantz mein schon-gestorbnes Leben. Wie aber kanst du dir so stets zu wieder seyn? Sonst alles heissest du in stetem wechsel gehen. Drey Dinge sind es nur/ die ohne Wandel stehen: Dein Haß/ der Liebsten Zorn/ und diese meine Pein. XXXJJJ. WEnn ihr mir/ wie ihr dreut/ auch thätet meinen Todt/An seine Schmertzen. und hieltet einmahl mir/ was ihr mir stets versprechet/ So wär' es alles gut. Je mehr ihr aber brechet/ was ihr mir stets sagt zu/ je mehr hats mit mir noth. Auweh! was bin ich doch/ als mein selbst-eigner Spott. Jhr stärckt euch stets an mir/ dz ihr mich stets mehr schwächet. Die Waffen geb ich selbst/ darmit ihr auff mich stechet. Und daß ich werde blaß/ so machet ihr mich roth. O meine Peiniger/ wie soll ich euch versöhnen? Jch weiß/ ihr habt Befehl von meiner Basilenen/ daß ihr mich sperret ein in dieses harte Joch. Ach! daß sie wüste nur die kleinsten meiner Nöthen/ So würde sie mich doch auff einmahl lassen tödten. Nun sterb' ich immer hin/ und sterbe nimmer doch. Er
Drittes Buch. Schau doch die Marter an/ in der ich mich verzehre.Wie lange ſoll denn noch diß Wetter ſchlagen ein? und haſt du denn fuͤr mich gantz keinen Sonnen-ſchein? Jch bin darzu verſehn/ daß ich mich ſtets beſchwere. Ach mir! du und mein Lieb ſeyd eins nicht nach zu geben/ biß ihr mich toͤdtet gantz mein ſchon-geſtorbnes Leben. Wie aber kanſt du dir ſo ſtets zu wieder ſeyn? Sonſt alles heiſſeſt du in ſtetem wechſel gehen. Drey Dinge ſind es nur/ die ohne Wandel ſtehen: Dein Haß/ der Liebſten Zorn/ und dieſe meine Pein. XXXJJJ. WEnn ihr mir/ wie ihr dreut/ auch thaͤtet meinen Todt/An ſeine Schmertzen. und hieltet einmahl mir/ was ihr mir ſtets verſprechet/ So waͤr’ es alles gut. Je mehr ihr aber brechet/ was ihr mir ſtets ſagt zu/ je mehr hats mit mir noth. Auweh! was bin ich doch/ als mein ſelbſt-eigner Spott. Jhr ſtaͤrckt euch ſtets an mir/ dz ihr mich ſtets mehr ſchwaͤchet. Die Waffen geb ich ſelbſt/ darmit ihr auff mich ſtechet. Und daß ich werde blaß/ ſo machet ihr mich roth. O meine Peiniger/ wie ſoll ich euch verſoͤhnen? Jch weiß/ ihr habt Befehl von meiner Baſilenen/ daß ihr mich ſperret ein in dieſes harte Joch. Ach! daß ſie wuͤſte nur die kleinſten meiner Noͤthen/ So wuͤrde ſie mich doch auff einmahl laſſen toͤdten. Nun ſterb’ ich immer hin/ und ſterbe nimmer doch. Er
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Drittes Buch.
Schau doch die Marter an/ in der ich mich verzehre.
Wie lange ſoll denn noch diß Wetter ſchlagen ein?
und haſt du denn fuͤr mich gantz keinen Sonnen-ſchein?
Jch bin darzu verſehn/ daß ich mich ſtets beſchwere.
Ach mir! du und mein Lieb ſeyd eins nicht nach zu geben/
biß ihr mich toͤdtet gantz mein ſchon-geſtorbnes Leben.
Wie aber kanſt du dir ſo ſtets zu wieder ſeyn?
Sonſt alles heiſſeſt du in ſtetem wechſel gehen.
Drey Dinge ſind es nur/ die ohne Wandel ſtehen:
Dein Haß/ der Liebſten Zorn/ und dieſe meine Pein.
XXXJJJ.
An ſeine Schmertzen.
WEnn ihr mir/ wie ihr dreut/ auch thaͤtet meinen Todt/
und hieltet einmahl mir/ was ihr mir ſtets verſprechet/
So waͤr’ es alles gut. Je mehr ihr aber brechet/
was ihr mir ſtets ſagt zu/ je mehr hats mit mir noth.
Auweh! was bin ich doch/ als mein ſelbſt-eigner Spott.
Jhr ſtaͤrckt euch ſtets an mir/ dz ihr mich ſtets mehr ſchwaͤchet.
Die Waffen geb ich ſelbſt/ darmit ihr auff mich ſtechet.
Und daß ich werde blaß/ ſo machet ihr mich roth.
O meine Peiniger/ wie ſoll ich euch verſoͤhnen?
Jch weiß/ ihr habt Befehl von meiner Baſilenen/
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Ach! daß ſie wuͤſte nur die kleinſten meiner Noͤthen/
So wuͤrde ſie mich doch auff einmahl laſſen toͤdten.
Nun ſterb’ ich immer hin/ und ſterbe nimmer doch.
Er
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