Seitenfront befindet sich zwar ein "Wedell", doch ist dies ein älterer General desselben Namens, der schon 1745 bei Soor fiel, nicht der Wedell, der als Liebling und Vertrauensmann des Königs abgeschickt wurde, um (gegen die anrückenden Russen) den Grafen Dohna im Commando zu ersetzen, und der Tags darauf, trotz all seiner Tapferkeit, bei Kay geschlagen wurde. Alle die "besonderen Vertrauensmänner" des Königs fehlen auf dem Obe- lisk; die aber unter seiner Ungnade oder Ungerechtigkeit 'mal zu leiden hatten, sind ziemlich sicher, hier ihr Conto in Balance ge- bracht zu sehen. So der Herzog v. Bewern, v. d. Marwitz, Ge- neral Wobersnow etc. Der Letztere fiel bei Kay, "wo gegen seine Ansicht (Hieb gegen von Wedell und mittelbar gegen den König) geschlagen wurde". Dies Lob ist wie ein Gegenzug gegen den Tadel des Königs, der wenige Tage vor dem Gefecht bei Kay an Wobersnow schrieb: "Die Folgen Eurer übel ausgeführten Projecte äußern sich jetzt. Ihr hättet nicht wie die heiligen drei Könige aus Morgenland einherziehen müssen. Es konnte nunmehr mit den Russen schon aus sein."
Die Namen, die der Obelisk nennt, sind die folgenden:
Vorderfront: Keith, Schwerin, Leopold von Dessau, Prinz August Ferdinand, Seidlitz, Zieten, Herzog von Bewern, General von Platen (+ Kunersdorff).
Rechtsfront: v. Wedell (Soor), v. Hülfen, v. Tauentzien, v. Möllendorf, v. Haucharnoi (+ Prag), v. Retzow (deckte den Rückzug von Hochkirch, was auch mit feinbezüglichen Worten gesagt wird), v. Wobersnow (+ Kay).
Linksfront: v. Wünsch, v. Saldern, von Prittwitz, v. Kleist, v. Dieskau, v. Ingersleben, v. Henkel.
Hinterfront: v. Goltz, v. Blumenthal, v. Reder, v. d. Mar- witz, de Quede, v. Platen (+ Prag, als aide de camp Schwerins).
Prinz Heinrich bezeichnet die getroffene Wahl selbst als eine "choix d'une estime particuliere." Neben einem Gefühl der
Seitenfront befindet ſich zwar ein „Wedell“, doch iſt dies ein älterer General deſſelben Namens, der ſchon 1745 bei Soor fiel, nicht der Wedell, der als Liebling und Vertrauensmann des Königs abgeſchickt wurde, um (gegen die anrückenden Ruſſen) den Grafen Dohna im Commando zu erſetzen, und der Tags darauf, trotz all ſeiner Tapferkeit, bei Kay geſchlagen wurde. Alle die „beſonderen Vertrauensmänner“ des Königs fehlen auf dem Obe- lisk; die aber unter ſeiner Ungnade oder Ungerechtigkeit ’mal zu leiden hatten, ſind ziemlich ſicher, hier ihr Conto in Balance ge- bracht zu ſehen. So der Herzog v. Bewern, v. d. Marwitz, Ge- neral Wobersnow ꝛc. Der Letztere fiel bei Kay, „wo gegen ſeine Anſicht (Hieb gegen von Wedell und mittelbar gegen den König) geſchlagen wurde“. Dies Lob iſt wie ein Gegenzug gegen den Tadel des Königs, der wenige Tage vor dem Gefecht bei Kay an Wobersnow ſchrieb: „Die Folgen Eurer übel ausgeführten Projecte äußern ſich jetzt. Ihr hättet nicht wie die heiligen drei Könige aus Morgenland einherziehen müſſen. Es konnte nunmehr mit den Ruſſen ſchon aus ſein.“
Die Namen, die der Obelisk nennt, ſind die folgenden:
Vorderfront: Keith, Schwerin, Leopold von Deſſau, Prinz Auguſt Ferdinand, Seidlitz, Zieten, Herzog von Bewern, General von Platen († Kunersdorff).
Rechtsfront: v. Wedell (Soor), v. Hülfen, v. Tauentzien, v. Möllendorf, v. Haucharnoi († Prag), v. Retzow (deckte den Rückzug von Hochkirch, was auch mit feinbezüglichen Worten geſagt wird), v. Wobersnow († Kay).
Linksfront: v. Wünſch, v. Saldern, von Prittwitz, v. Kleiſt, v. Dieskau, v. Ingersleben, v. Henkel.
Hinterfront: v. Goltz, v. Blumenthal, v. Reder, v. d. Mar- witz, de Quede, v. Platen († Prag, als aide de camp Schwerins).
Prinz Heinrich bezeichnet die getroffene Wahl ſelbſt als eine „choix d’une estime particulière.“ Neben einem Gefühl der
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Seitenfront befindet ſich zwar ein „Wedell“, doch iſt dies ein
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nicht der Wedell, der als Liebling und Vertrauensmann des
Königs abgeſchickt wurde, um (gegen die anrückenden Ruſſen) den
Grafen Dohna im Commando zu erſetzen, und der Tags darauf,
trotz all ſeiner Tapferkeit, bei Kay geſchlagen wurde. Alle die
„beſonderen Vertrauensmänner“ des Königs fehlen auf dem Obe-
lisk; die aber unter ſeiner Ungnade oder Ungerechtigkeit ’mal zu
leiden hatten, ſind ziemlich ſicher, hier ihr Conto in Balance ge-
bracht zu ſehen. So der Herzog v. Bewern, v. d. Marwitz, Ge-
neral Wobersnow ꝛc. Der Letztere fiel bei Kay, „wo gegen ſeine
Anſicht (Hieb gegen von Wedell und mittelbar gegen den König)
geſchlagen wurde“. Dies Lob iſt wie ein Gegenzug gegen den
Tadel des Königs, der wenige Tage vor dem Gefecht bei Kay
an Wobersnow ſchrieb: „Die Folgen Eurer übel ausgeführten
Projecte äußern ſich jetzt. Ihr hättet nicht wie die heiligen drei
Könige aus Morgenland einherziehen müſſen. Es konnte nunmehr
mit den Ruſſen ſchon aus ſein.“
Die Namen, die der Obelisk nennt, ſind die folgenden:
Vorderfront: Keith, Schwerin, Leopold von Deſſau, Prinz
Auguſt Ferdinand, Seidlitz, Zieten, Herzog von Bewern,
General von Platen († Kunersdorff).
Rechtsfront: v. Wedell (Soor), v. Hülfen, v. Tauentzien,
v. Möllendorf, v. Haucharnoi († Prag), v. Retzow (deckte
den Rückzug von Hochkirch, was auch mit feinbezüglichen
Worten geſagt wird), v. Wobersnow († Kay).
Linksfront: v. Wünſch, v. Saldern, von Prittwitz, v. Kleiſt,
v. Dieskau, v. Ingersleben, v. Henkel.
Hinterfront: v. Goltz, v. Blumenthal, v. Reder, v. d. Mar-
witz, de Quede, v. Platen († Prag, als aide de camp
Schwerins).
Prinz Heinrich bezeichnet die getroffene Wahl ſelbſt als eine
„choix d’une estime particulière.“ Neben einem Gefühl der
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der erste Band "Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow" 1862 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/126>, abgerufen am 26.11.2024.
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