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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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kamen, oder Ausflüge, die gemacht wurden, dann und wann, aber
selten, eine wirkliche Festlichkeit.

Zum Besuch kamen Prinz Ferdinand, Prinzeß Amalie (noch
jetzt führen einige Zimmer ihren Namen), vor allem Prinz Louis
Ferdinand, der ein besonderer Liebling seines Oheims und die
Hoffnung desselben war. An diese fürstlichen Besuche (unter denen
auch das Erscheinen des Großfürsten Paul von Rußland zu nennen
ist), schloß sich der Besuch derer, die früher als Militair oder
Hofleute, in dienstlichen Beziehungen zum Prinzen gestanden hatten,
Namen, auf die wir weiterhin zurückkommen werden.

Die Ausflüge gingen näher und weiter. Der Winteraufent-
halt in Berlin (im Prinz Heinrich'schen Palais, der jetzigen Uni-
versität) wurde immer mehr gekürzt, aber die kleinen Reisen in
die Umgegend, die Besuche bei bewährten Anhängern blieben. Der
alte Zieten in Wustrau (bis 1786, wo er starb), Prinz Ferdinand
in seinem Ruppiner Palais (bis 1787, wo es niederbrannte)
wurden besucht, besonders aber galten diese Ausflüge dem Grafen
Wreech auf Tamsel und dem Major v. Kaphengst auf Meseberg.
Auf beide kommen wir ausführlich zu sprechen.

Der Festlichkeiten, an deren sinnige und glänzende Aus-
führung der Prinz in früheren Jahren so großen Aufwand von
Zeit und Mitteln gesetzt hatte, wurden weniger im Lauf der Jahre,
aber sie fanden wenigstens bei besonderen Gelegenheiten statt. Der
Jahrestag der Freiberger Schlacht (die er mit Recht als sein stra-
tegisches Meisterstück ansah) wurde alljährlich gefeiert und am
6. Mai 1787 gab er, zur Erinnerung an die Schlacht bei Prag,
allen Offizieren und Gemeinen des Regiments Itzenplitz, die jenen
Siegestag unter seiner Führung mit durchgemacht hatten, ein
glänzendes Fest. Er war zu dieser Feier doppelt berechtigt, einmal
durch die That selbst, zu deren Gedächtniß das Fest gegeben
wurde, noch mehr aber dadurch, daß sich die Neuzeit ein Ansehen
gab (der große König war seit kaum Jahresfrist todt), solche Tha-
ten vergessen zu dürfen. Der Prinz kommandirte am Tage der
Prager Schlacht bekanntlich den rechten Flügel. Es war das be-

kamen, oder Ausflüge, die gemacht wurden, dann und wann, aber
ſelten, eine wirkliche Feſtlichkeit.

Zum Beſuch kamen Prinz Ferdinand, Prinzeß Amalie (noch
jetzt führen einige Zimmer ihren Namen), vor allem Prinz Louis
Ferdinand, der ein beſonderer Liebling ſeines Oheims und die
Hoffnung deſſelben war. An dieſe fürſtlichen Beſuche (unter denen
auch das Erſcheinen des Großfürſten Paul von Rußland zu nennen
iſt), ſchloß ſich der Beſuch derer, die früher als Militair oder
Hofleute, in dienſtlichen Beziehungen zum Prinzen geſtanden hatten,
Namen, auf die wir weiterhin zurückkommen werden.

Die Ausflüge gingen näher und weiter. Der Winteraufent-
halt in Berlin (im Prinz Heinrich’ſchen Palais, der jetzigen Uni-
verſität) wurde immer mehr gekürzt, aber die kleinen Reiſen in
die Umgegend, die Beſuche bei bewährten Anhängern blieben. Der
alte Zieten in Wuſtrau (bis 1786, wo er ſtarb), Prinz Ferdinand
in ſeinem Ruppiner Palais (bis 1787, wo es niederbrannte)
wurden beſucht, beſonders aber galten dieſe Ausflüge dem Grafen
Wreech auf Tamſel und dem Major v. Kaphengſt auf Meſeberg.
Auf beide kommen wir ausführlich zu ſprechen.

Der Feſtlichkeiten, an deren ſinnige und glänzende Aus-
führung der Prinz in früheren Jahren ſo großen Aufwand von
Zeit und Mitteln geſetzt hatte, wurden weniger im Lauf der Jahre,
aber ſie fanden wenigſtens bei beſonderen Gelegenheiten ſtatt. Der
Jahrestag der Freiberger Schlacht (die er mit Recht als ſein ſtra-
tegiſches Meiſterſtück anſah) wurde alljährlich gefeiert und am
6. Mai 1787 gab er, zur Erinnerung an die Schlacht bei Prag,
allen Offizieren und Gemeinen des Regiments Itzenplitz, die jenen
Siegestag unter ſeiner Führung mit durchgemacht hatten, ein
glänzendes Feſt. Er war zu dieſer Feier doppelt berechtigt, einmal
durch die That ſelbſt, zu deren Gedächtniß das Feſt gegeben
wurde, noch mehr aber dadurch, daß ſich die Neuzeit ein Anſehen
gab (der große König war ſeit kaum Jahresfriſt todt), ſolche Tha-
ten vergeſſen zu dürfen. Der Prinz kommandirte am Tage der
Prager Schlacht bekanntlich den rechten Flügel. Es war das be-

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[118/0136] kamen, oder Ausflüge, die gemacht wurden, dann und wann, aber ſelten, eine wirkliche Feſtlichkeit. Zum Beſuch kamen Prinz Ferdinand, Prinzeß Amalie (noch jetzt führen einige Zimmer ihren Namen), vor allem Prinz Louis Ferdinand, der ein beſonderer Liebling ſeines Oheims und die Hoffnung deſſelben war. An dieſe fürſtlichen Beſuche (unter denen auch das Erſcheinen des Großfürſten Paul von Rußland zu nennen iſt), ſchloß ſich der Beſuch derer, die früher als Militair oder Hofleute, in dienſtlichen Beziehungen zum Prinzen geſtanden hatten, Namen, auf die wir weiterhin zurückkommen werden. Die Ausflüge gingen näher und weiter. Der Winteraufent- halt in Berlin (im Prinz Heinrich’ſchen Palais, der jetzigen Uni- verſität) wurde immer mehr gekürzt, aber die kleinen Reiſen in die Umgegend, die Beſuche bei bewährten Anhängern blieben. Der alte Zieten in Wuſtrau (bis 1786, wo er ſtarb), Prinz Ferdinand in ſeinem Ruppiner Palais (bis 1787, wo es niederbrannte) wurden beſucht, beſonders aber galten dieſe Ausflüge dem Grafen Wreech auf Tamſel und dem Major v. Kaphengſt auf Meſeberg. Auf beide kommen wir ausführlich zu ſprechen. Der Feſtlichkeiten, an deren ſinnige und glänzende Aus- führung der Prinz in früheren Jahren ſo großen Aufwand von Zeit und Mitteln geſetzt hatte, wurden weniger im Lauf der Jahre, aber ſie fanden wenigſtens bei beſonderen Gelegenheiten ſtatt. Der Jahrestag der Freiberger Schlacht (die er mit Recht als ſein ſtra- tegiſches Meiſterſtück anſah) wurde alljährlich gefeiert und am 6. Mai 1787 gab er, zur Erinnerung an die Schlacht bei Prag, allen Offizieren und Gemeinen des Regiments Itzenplitz, die jenen Siegestag unter ſeiner Führung mit durchgemacht hatten, ein glänzendes Feſt. Er war zu dieſer Feier doppelt berechtigt, einmal durch die That ſelbſt, zu deren Gedächtniß das Feſt gegeben wurde, noch mehr aber dadurch, daß ſich die Neuzeit ein Anſehen gab (der große König war ſeit kaum Jahresfriſt todt), ſolche Tha- ten vergeſſen zu dürfen. Der Prinz kommandirte am Tage der Prager Schlacht bekanntlich den rechten Flügel. Es war das be-

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/136>, abgerufen am 27.11.2024.