Wohl hab' ich euer Grüßen, Ihr Ahnen mein, gehört, Eure Reihe soll ich schließen, -- Wohl mir, ich bin es werth!
Nach längerem Verweilen im Norden der Grafschaft Ruppin, auf jenem Stück Land zwischen Boberow-Wald und Huvenow- See, das durch die Prinz-Heinrich-Zeit und mehr noch durch den vorübergehenden Aufenthalt des Kronprinzen Friedrich, ein histo- rischer Boden geworden ist, kehren wir nach dem Süden der Grafschaft zurück, in die Nähe des Ruppiner See's, von wo aus wir unsere Reise begannen.
Das Dorf Gantzer, ein alter Besitz der Familie Wahlen- Jürgaß, liegt 2 Meilen westlich von dem Alt-Zietenschen Wustrau und die Beziehungen, die zwischen diesen beiden alten Familien (nun beide ausgestorben) seit drei Jahrhunderten geherrscht haben, das Ansehn, das namentlich seit den Tagen Hans Joachims v. Zie- ten, die Jürgasse durch ihr langjähriges Versippt- und Verschwä- gertsein mit der berühmteren Nachbar-Familie gewonnen haben, diese Beziehungen sind es, die unsere Schritte nach Dorf Gantzer lenken, um Umschau zu halten nach allem, was von den Jürgasses geblieben ist, nach Haus und Hof, oder -- nach Grab und Kreuz.
Beide Familien, die Zieten und die Jürgaß, waren recht eigentlich Ruppinsche Geschlechter, seßhafte Leute, die durch die Jahr- hunderte hin schlicht gelebt und treu gedient und den Boden ihrer
Gantzer.
Wohl hab’ ich euer Grüßen, Ihr Ahnen mein, gehört, Eure Reihe ſoll ich ſchließen, — Wohl mir, ich bin es werth!
Nach längerem Verweilen im Norden der Grafſchaft Ruppin, auf jenem Stück Land zwiſchen Boberow-Wald und Huvenow- See, das durch die Prinz-Heinrich-Zeit und mehr noch durch den vorübergehenden Aufenthalt des Kronprinzen Friedrich, ein hiſto- riſcher Boden geworden iſt, kehren wir nach dem Süden der Grafſchaft zurück, in die Nähe des Ruppiner See’s, von wo aus wir unſere Reiſe begannen.
Das Dorf Gantzer, ein alter Beſitz der Familie Wahlen- Jürgaß, liegt 2 Meilen weſtlich von dem Alt-Zietenſchen Wuſtrau und die Beziehungen, die zwiſchen dieſen beiden alten Familien (nun beide ausgeſtorben) ſeit drei Jahrhunderten geherrſcht haben, das Anſehn, das namentlich ſeit den Tagen Hans Joachims v. Zie- ten, die Jürgaſſe durch ihr langjähriges Verſippt- und Verſchwä- gertſein mit der berühmteren Nachbar-Familie gewonnen haben, dieſe Beziehungen ſind es, die unſere Schritte nach Dorf Gantzer lenken, um Umſchau zu halten nach allem, was von den Jürgaſſes geblieben iſt, nach Haus und Hof, oder — nach Grab und Kreuz.
Beide Familien, die Zieten und die Jürgaß, waren recht eigentlich Ruppinſche Geſchlechter, ſeßhafte Leute, die durch die Jahr- hunderte hin ſchlicht gelebt und treu gedient und den Boden ihrer
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Gantzer.
Wohl hab’ ich euer Grüßen,
Ihr Ahnen mein, gehört,
Eure Reihe ſoll ich ſchließen, —
Wohl mir, ich bin es werth!
Nach längerem Verweilen im Norden der Grafſchaft Ruppin,
auf jenem Stück Land zwiſchen Boberow-Wald und Huvenow-
See, das durch die Prinz-Heinrich-Zeit und mehr noch durch den
vorübergehenden Aufenthalt des Kronprinzen Friedrich, ein hiſto-
riſcher Boden geworden iſt, kehren wir nach dem Süden der
Grafſchaft zurück, in die Nähe des Ruppiner See’s, von wo aus
wir unſere Reiſe begannen.
Das Dorf Gantzer, ein alter Beſitz der Familie Wahlen-
Jürgaß, liegt 2 Meilen weſtlich von dem Alt-Zietenſchen Wuſtrau
und die Beziehungen, die zwiſchen dieſen beiden alten Familien
(nun beide ausgeſtorben) ſeit drei Jahrhunderten geherrſcht haben,
das Anſehn, das namentlich ſeit den Tagen Hans Joachims v. Zie-
ten, die Jürgaſſe durch ihr langjähriges Verſippt- und Verſchwä-
gertſein mit der berühmteren Nachbar-Familie gewonnen haben,
dieſe Beziehungen ſind es, die unſere Schritte nach Dorf Gantzer
lenken, um Umſchau zu halten nach allem, was von den Jürgaſſes
geblieben iſt, nach Haus und Hof, oder — nach Grab und Kreuz.
Beide Familien, die Zieten und die Jürgaß, waren recht
eigentlich Ruppinſche Geſchlechter, ſeßhafte Leute, die durch die Jahr-
hunderte hin ſchlicht gelebt und treu gedient und den Boden ihrer
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der erste Band "Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow" 1862 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. [151]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/169>, abgerufen am 30.11.2024.
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