wiederkehrende Geschichte *) -- fesselt uns nicht und wir beginnen mit dem Jahre 1581. Die Geschichte Cossenblatts theilt sich seit der Zeit in drei bestimmte Epochen: in eine Oppensche, eine Barfussche und eine königliche Zeit.
Ueber die Oppensche Zeit (von 1581 -- 1699) gehen wir schnell hinweg. 1581 kam der brandenburgische Oberkammerherr, Georg von Oppen, in Besitz von Cossenblatt. Es blieb bei der Familie durch drei Generationen hindurch bis 1699. Vom Schloß war damals noch keine Spur vorhanden, vielmehr bewohnten die Oppen das alte Herrenhaus, dessen Kellergewölbe bis diesen Augen- blick vorhanden sind und eine Art Sehenswürdigkeit des jetzigen, im übrigen völlig modernen Amtshauses bilden. Diese hohen Keller- gewölbe, im einfachen Rundbogen, sind aus unbehauenen Feld- steinen aufgeführt und Sachverständige pflegen hervorzuheben, daß die Baumeister damals einen andern, rasch fest werdenden Mörtel benutzt, oder die Gewölbe jahrelang gestützt haben müssen. Diese gewölbten Fundamente gehen bis in die Oppensche Zeit zurück, vielleicht sind sie noch viel älter. Wir lassen aber diese Fundamente sammt einer Anzahl alter Bilder, die ebenfalls der Vorgeschichte Cossenblatts angehören, und wenden uns nunmehr seiner eigent- lichen historischen Zeit zu, die mit Feldmarschall von Barfus beginnt.
Im Jahr 1699 kaufte Hans Albrecht von Barfus, wie wir bereits in seiner Lebensgeschichte (siehe das vorige Kapitel: Predikow) bemerkt haben, die Herrschaft Cossenblatt und zahlte dafür die für die damalige Zeit ziemlich beträchtliche Summe von 32,000 Tha-
*) Der ganze mittelalterliche Sagen- und Geschichtenschatz tritt überall vielleicht, sicherlich aber in der Mark, völlig typisch auf. Es giebt Gruppen, Rubriken. Jede Rubrik hat ihre bestimmte Anzahl von Nummern. Rubrik "Teufelssee" acht Nummern, "heiliger See" acht Nummern. Dazu gesellen sich noch folgende Rubriken: schwarze Frau, weiße Frau, erstochener Bru- der, stummer Mönch, frommer Abt, der über den See schreitet etc. Die Rubriken "Unterirdischer Gang" und "vergrabener Schatz" haben, wie überall, die meisten Nummern.
wiederkehrende Geſchichte *) — feſſelt uns nicht und wir beginnen mit dem Jahre 1581. Die Geſchichte Coſſenblatts theilt ſich ſeit der Zeit in drei beſtimmte Epochen: in eine Oppenſche, eine Barfusſche und eine königliche Zeit.
Ueber die Oppenſche Zeit (von 1581 — 1699) gehen wir ſchnell hinweg. 1581 kam der brandenburgiſche Oberkammerherr, Georg von Oppen, in Beſitz von Coſſenblatt. Es blieb bei der Familie durch drei Generationen hindurch bis 1699. Vom Schloß war damals noch keine Spur vorhanden, vielmehr bewohnten die Oppen das alte Herrenhaus, deſſen Kellergewölbe bis dieſen Augen- blick vorhanden ſind und eine Art Sehenswürdigkeit des jetzigen, im übrigen völlig modernen Amtshauſes bilden. Dieſe hohen Keller- gewölbe, im einfachen Rundbogen, ſind aus unbehauenen Feld- ſteinen aufgeführt und Sachverſtändige pflegen hervorzuheben, daß die Baumeiſter damals einen andern, raſch feſt werdenden Mörtel benutzt, oder die Gewölbe jahrelang geſtützt haben müſſen. Dieſe gewölbten Fundamente gehen bis in die Oppenſche Zeit zurück, vielleicht ſind ſie noch viel älter. Wir laſſen aber dieſe Fundamente ſammt einer Anzahl alter Bilder, die ebenfalls der Vorgeſchichte Coſſenblatts angehören, und wenden uns nunmehr ſeiner eigent- lichen hiſtoriſchen Zeit zu, die mit Feldmarſchall von Barfus beginnt.
Im Jahr 1699 kaufte Hans Albrecht von Barfus, wie wir bereits in ſeiner Lebensgeſchichte (ſiehe das vorige Kapitel: Predikow) bemerkt haben, die Herrſchaft Coſſenblatt und zahlte dafür die für die damalige Zeit ziemlich beträchtliche Summe von 32,000 Tha-
*) Der ganze mittelalterliche Sagen- und Geſchichtenſchatz tritt überall vielleicht, ſicherlich aber in der Mark, völlig typiſch auf. Es giebt Gruppen, Rubriken. Jede Rubrik hat ihre beſtimmte Anzahl von Nummern. Rubrik „Teufelsſee“ acht Nummern, „heiliger See“ acht Nummern. Dazu geſellen ſich noch folgende Rubriken: ſchwarze Frau, weiße Frau, erſtochener Bru- der, ſtummer Mönch, frommer Abt, der über den See ſchreitet ꝛc. Die Rubriken „Unterirdiſcher Gang“ und „vergrabener Schatz“ haben, wie überall, die meiſten Nummern.
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wiederkehrende Geſchichte *) — feſſelt uns nicht und wir beginnen
mit dem Jahre 1581. Die Geſchichte Coſſenblatts theilt ſich ſeit
der Zeit in drei beſtimmte Epochen: in eine Oppenſche, eine
Barfusſche und eine königliche Zeit.
Ueber die Oppenſche Zeit (von 1581 — 1699) gehen wir
ſchnell hinweg. 1581 kam der brandenburgiſche Oberkammerherr,
Georg von Oppen, in Beſitz von Coſſenblatt. Es blieb bei der
Familie durch drei Generationen hindurch bis 1699. Vom Schloß
war damals noch keine Spur vorhanden, vielmehr bewohnten die
Oppen das alte Herrenhaus, deſſen Kellergewölbe bis dieſen Augen-
blick vorhanden ſind und eine Art Sehenswürdigkeit des jetzigen,
im übrigen völlig modernen Amtshauſes bilden. Dieſe hohen Keller-
gewölbe, im einfachen Rundbogen, ſind aus unbehauenen Feld-
ſteinen aufgeführt und Sachverſtändige pflegen hervorzuheben, daß
die Baumeiſter damals einen andern, raſch feſt werdenden Mörtel
benutzt, oder die Gewölbe jahrelang geſtützt haben müſſen. Dieſe
gewölbten Fundamente gehen bis in die Oppenſche Zeit zurück,
vielleicht ſind ſie noch viel älter. Wir laſſen aber dieſe Fundamente
ſammt einer Anzahl alter Bilder, die ebenfalls der Vorgeſchichte
Coſſenblatts angehören, und wenden uns nunmehr ſeiner eigent-
lichen hiſtoriſchen Zeit zu, die mit Feldmarſchall von Barfus
beginnt.
Im Jahr 1699 kaufte Hans Albrecht von Barfus, wie wir
bereits in ſeiner Lebensgeſchichte (ſiehe das vorige Kapitel: Predikow)
bemerkt haben, die Herrſchaft Coſſenblatt und zahlte dafür die für
die damalige Zeit ziemlich beträchtliche Summe von 32,000 Tha-
*) Der ganze mittelalterliche Sagen- und Geſchichtenſchatz tritt überall
vielleicht, ſicherlich aber in der Mark, völlig typiſch auf. Es giebt Gruppen,
Rubriken. Jede Rubrik hat ihre beſtimmte Anzahl von Nummern. Rubrik
„Teufelsſee“ acht Nummern, „heiliger See“ acht Nummern. Dazu geſellen
ſich noch folgende Rubriken: ſchwarze Frau, weiße Frau, erſtochener Bru-
der, ſtummer Mönch, frommer Abt, der über den See ſchreitet ꝛc. Die
Rubriken „Unterirdiſcher Gang“ und „vergrabener Schatz“ haben, wie
überall, die meiſten Nummern.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/120>, abgerufen am 27.07.2024.
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