Ihre Dächer sind gefallen Und der Wind streicht durch die Hallen, Wolken ziehen drüber hin. Franz Kugler. Und eh der Mittag kam, da lag Haufweis das Wild erschlagen. Chevy-Jagd.
Eine halbe Meile nördlich von Lichterfelde, schon auf ukermärki- schem Grund und Boden, begegnen wir dem sagenreichen Wer- belliner See, auch wohl in Kürze einfach "der Werbellin" genannt. Schön wie der Name, so schön ist auch der See, ein Zauber ist um ihn her, und was der "Blumenthal" unter den Forsten ist, das ist der Werbellin unter den Seen dieses Landestheils.
Es scheint, als ob alle Welt, auch in alten Tagen schon, ein Ohr für den Wohlklang dieses Namens gehabt hätte, denn alles, was um den See herum gelegen ist, hat den Namen von ihm entlehnt, und wir unterscheiden außer dem eigentlichen "Werbellin" (dem See) noch eine Stadt, ein Dorf und ein Schloß glei- ches Namens, wovon sich dann schließlich der Werbelliner Forst, dessen wir schon früher als des kostbarsten Jagdgrundes der Hohen- zollern gedachten, anreiht.
[Die Stadt Werbellin.] Sie ist sagenhaft. Sie soll an der Stelle des jetzigen Sees gestanden haben, so daß wir hier -- wenn der Sage irgend etwas Reales zu Grunde liegt -- einen
Am Werbellin.
Ihre Dächer ſind gefallen Und der Wind ſtreicht durch die Hallen, Wolken ziehen drüber hin. Franz Kugler. Und eh der Mittag kam, da lag Haufweis das Wild erſchlagen. Chevy-Jagd.
Eine halbe Meile nördlich von Lichterfelde, ſchon auf ukermärki- ſchem Grund und Boden, begegnen wir dem ſagenreichen Wer- belliner See, auch wohl in Kürze einfach „der Werbellin“ genannt. Schön wie der Name, ſo ſchön iſt auch der See, ein Zauber iſt um ihn her, und was der „Blumenthal“ unter den Forſten iſt, das iſt der Werbellin unter den Seen dieſes Landestheils.
Es ſcheint, als ob alle Welt, auch in alten Tagen ſchon, ein Ohr für den Wohlklang dieſes Namens gehabt hätte, denn alles, was um den See herum gelegen iſt, hat den Namen von ihm entlehnt, und wir unterſcheiden außer dem eigentlichen „Werbellin“ (dem See) noch eine Stadt, ein Dorf und ein Schloß glei- ches Namens, wovon ſich dann ſchließlich der Werbelliner Forſt, deſſen wir ſchon früher als des koſtbarſten Jagdgrundes der Hohen- zollern gedachten, anreiht.
[Die Stadt Werbellin.] Sie iſt ſagenhaft. Sie ſoll an der Stelle des jetzigen Sees geſtanden haben, ſo daß wir hier — wenn der Sage irgend etwas Reales zu Grunde liegt — einen
<TEI><text><body><pbfacs="#f0350"n="[338]"/><divn="1"><head><hirendition="#b">Am Werbellin.</hi></head><lb/><citrendition="#et"><quote> Ihre Dächer ſind gefallen<lb/>
Und der Wind ſtreicht durch die Hallen,<lb/>
Wolken ziehen drüber hin.</quote><lb/><bibl><hirendition="#b">Franz Kugler.</hi></bibl></cit><lb/><cit><quote> Und eh der Mittag kam, da lag<lb/>
Haufweis das Wild erſchlagen.</quote><lb/><bibl><hirendition="#g">Chevy-Jagd</hi>.</bibl></cit><lb/><p><hirendition="#in">E</hi>ine halbe Meile nördlich von Lichterfelde, ſchon auf ukermärki-<lb/>ſchem Grund und Boden, begegnen wir dem ſagenreichen Wer-<lb/>
belliner See, auch wohl in Kürze einfach „der Werbellin“ genannt.<lb/>
Schön wie der Name, ſo ſchön iſt auch der See, ein Zauber iſt<lb/>
um ihn her, und was der „Blumenthal“ unter den Forſten iſt,<lb/>
das iſt der Werbellin unter den Seen dieſes Landestheils.</p><lb/><p>Es ſcheint, als ob alle Welt, auch in alten Tagen ſchon, ein<lb/>
Ohr für den Wohlklang dieſes Namens gehabt hätte, denn alles,<lb/>
was um den See herum gelegen iſt, hat den Namen von ihm<lb/>
entlehnt, und wir unterſcheiden außer dem eigentlichen „Werbellin“<lb/>
(dem See) noch eine <hirendition="#g">Stadt</hi>, ein <hirendition="#g">Dorf</hi> und ein <hirendition="#g">Schloß</hi> glei-<lb/>
ches Namens, wovon ſich dann ſchließlich der Werbelliner <hirendition="#g">Forſt</hi>,<lb/>
deſſen wir ſchon früher als des koſtbarſten Jagdgrundes der Hohen-<lb/>
zollern gedachten, anreiht.</p><lb/><p>[<hirendition="#g">Die Stadt Werbellin</hi>.] Sie iſt ſagenhaft. Sie ſoll an<lb/>
der Stelle des jetzigen Sees geſtanden haben, ſo daß wir hier —<lb/>
wenn der Sage irgend etwas Reales zu Grunde liegt — einen<lb/></p></div></body></text></TEI>
[[338]/0350]
Am Werbellin.
Ihre Dächer ſind gefallen
Und der Wind ſtreicht durch die Hallen,
Wolken ziehen drüber hin.
Franz Kugler.
Und eh der Mittag kam, da lag
Haufweis das Wild erſchlagen.
Chevy-Jagd.
Eine halbe Meile nördlich von Lichterfelde, ſchon auf ukermärki-
ſchem Grund und Boden, begegnen wir dem ſagenreichen Wer-
belliner See, auch wohl in Kürze einfach „der Werbellin“ genannt.
Schön wie der Name, ſo ſchön iſt auch der See, ein Zauber iſt
um ihn her, und was der „Blumenthal“ unter den Forſten iſt,
das iſt der Werbellin unter den Seen dieſes Landestheils.
Es ſcheint, als ob alle Welt, auch in alten Tagen ſchon, ein
Ohr für den Wohlklang dieſes Namens gehabt hätte, denn alles,
was um den See herum gelegen iſt, hat den Namen von ihm
entlehnt, und wir unterſcheiden außer dem eigentlichen „Werbellin“
(dem See) noch eine Stadt, ein Dorf und ein Schloß glei-
ches Namens, wovon ſich dann ſchließlich der Werbelliner Forſt,
deſſen wir ſchon früher als des koſtbarſten Jagdgrundes der Hohen-
zollern gedachten, anreiht.
[Die Stadt Werbellin.] Sie iſt ſagenhaft. Sie ſoll an
der Stelle des jetzigen Sees geſtanden haben, ſo daß wir hier —
wenn der Sage irgend etwas Reales zu Grunde liegt — einen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. [338]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/350>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.