und excerpirt und unter der Ueberschrift "Bonapartiana" zusam- mengestellt. Dazu gesellten sich mündliche Mittheilungen und Aus- züge aus Briefen. Was der Tag brachte, wurde in bunter Rei- henfolge registrirt, und Oberst Spiegel, Genz, Brinkmann, Fürst Lichtenstein, Oberst Bentheim, Itzenplitz, Müffling, General Kruse- mark (1812 preußischer Gesandter in Paris) fanden sich hier auf denselben Blättern zusammen. "Chassez moi cette Canaille la!" (so erzählt Oberst Spiegel) donnerte Bonaparte einem sei- ner Kammerherrn zu, als er bei einer großen Cour jene dreizehn Cardinäle erblickte, die sich in der Scheidungs- und Wiederver- mählungsfrage gegen ihn erklärt hatten; und wenige Tage spä- ter -- so fährt derselbe Oberst Spiegel fort -- spuckte der Kai- ser, mit unverkennbarer Absicht, mitten in die Reihe der Könige hinein, die bei der großen Vermählungsceremonie (mit Marie Luise) unmittelbar hinter ihm standen.
Von besonderem Interesse unter diesen Aufzeichnungen ist die Ansprache Napoleons an eine Deputation märkischer Stände, die, wenn ich nicht irre, zu Dresden auf sein spezielles Geheiß vor ihm erschienen war. Es ist ersichtlich, daß der Kaiser die Deputirten, wenigstens einen Theil derselben, durch liberale Phrasen kir- ren und an sich und seine Sache fesseln wollte. Er sagte mit jener rücksichtslosen Offenheit, die er eben so gut wie List und Verschlagenheit zu handhaben wußte: "Vous etes gouvernes que cela fait pitie. Votre roi est -- Si l'empereur Ale- xandre avait tarde de trois jours de faire sa paix, j'au- rais detrone votre --, et je vous aurais fait une consti- tution, qui vous manque. Nous sommes tous des Romains, les Francais, les Italiens et les Allemands, nous sommes la meme nation. Je vous aime, vous etes de bons enfants. Mais par exemple je ne fais pas cas de vos militaires. D'un cote ils ne sont pas des heros, et de l'autre ils ont marche sur les tetes des bourgeois. -- Je suis militaire, et ce n'est pas moi, qui voudra jamais deroger aux privileges du militaire, mais je ne permettrai jamais
und excerpirt und unter der Ueberſchrift „Bonapartiana“ zuſam- mengeſtellt. Dazu geſellten ſich mündliche Mittheilungen und Aus- züge aus Briefen. Was der Tag brachte, wurde in bunter Rei- henfolge regiſtrirt, und Oberſt Spiegel, Genz, Brinkmann, Fürſt Lichtenſtein, Oberſt Bentheim, Itzenplitz, Müffling, General Kruſe- mark (1812 preußiſcher Geſandter in Paris) fanden ſich hier auf denſelben Blättern zuſammen. „Chassez moi cette Canaille lá!“ (ſo erzählt Oberſt Spiegel) donnerte Bonaparte einem ſei- ner Kammerherrn zu, als er bei einer großen Cour jene dreizehn Cardinäle erblickte, die ſich in der Scheidungs- und Wiederver- mählungsfrage gegen ihn erklärt hatten; und wenige Tage ſpä- ter — ſo fährt derſelbe Oberſt Spiegel fort — ſpuckte der Kai- ſer, mit unverkennbarer Abſicht, mitten in die Reihe der Könige hinein, die bei der großen Vermählungsceremonie (mit Marie Luiſe) unmittelbar hinter ihm ſtanden.
Von beſonderem Intereſſe unter dieſen Aufzeichnungen iſt die Anſprache Napoleons an eine Deputation märkiſcher Stände, die, wenn ich nicht irre, zu Dresden auf ſein ſpezielles Geheiß vor ihm erſchienen war. Es iſt erſichtlich, daß der Kaiſer die Deputirten, wenigſtens einen Theil derſelben, durch liberale Phraſen kir- ren und an ſich und ſeine Sache feſſeln wollte. Er ſagte mit jener rückſichtsloſen Offenheit, die er eben ſo gut wie Liſt und Verſchlagenheit zu handhaben wußte: „Vous êtes gouvernés que cela fait pitié. Votre roi est — Si l’empereur Ale- xandre avait tardé de trois jours de faire sa paix, j’au- rais détrôné votre —, et je vous aurais fait une consti- tution, qui vous manque. Nous sommes tous des Romains, les Français, les Italiens et les Allemands, nous sommes la même nation. Je vous aime, vous êtes de bons enfants. Mais par exemple je ne fais pas cas de vos militaires. D’un côté ils ne sont pas des héros, et de l’autre ils ont marché sur les têtes des bourgeois. — Je suis militaire, et ce n’est pas moi, qui voudra jamais déroger aux privilèges du militaire, mais je ne permettrai jamais
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und excerpirt und unter der Ueberſchrift „Bonapartiana“ zuſam-
mengeſtellt. Dazu geſellten ſich mündliche Mittheilungen und Aus-
züge aus Briefen. Was der Tag brachte, wurde in bunter Rei-
henfolge regiſtrirt, und Oberſt Spiegel, Genz, Brinkmann, Fürſt
Lichtenſtein, Oberſt Bentheim, Itzenplitz, Müffling, General Kruſe-
mark (1812 preußiſcher Geſandter in Paris) fanden ſich hier auf
denſelben Blättern zuſammen. „Chassez moi cette Canaille
lá!“ (ſo erzählt Oberſt Spiegel) donnerte Bonaparte einem ſei-
ner Kammerherrn zu, als er bei einer großen Cour jene dreizehn
Cardinäle erblickte, die ſich in der Scheidungs- und Wiederver-
mählungsfrage gegen ihn erklärt hatten; und wenige Tage ſpä-
ter — ſo fährt derſelbe Oberſt Spiegel fort — ſpuckte der Kai-
ſer, mit unverkennbarer Abſicht, mitten in die Reihe der Könige
hinein, die bei der großen Vermählungsceremonie (mit Marie Luiſe)
unmittelbar hinter ihm ſtanden.
Von beſonderem Intereſſe unter dieſen Aufzeichnungen iſt die
Anſprache Napoleons an eine Deputation märkiſcher Stände, die,
wenn ich nicht irre, zu Dresden auf ſein ſpezielles Geheiß vor ihm
erſchienen war. Es iſt erſichtlich, daß der Kaiſer die Deputirten,
wenigſtens einen Theil derſelben, durch liberale Phraſen kir-
ren und an ſich und ſeine Sache feſſeln wollte. Er ſagte mit
jener rückſichtsloſen Offenheit, die er eben ſo gut wie Liſt und
Verſchlagenheit zu handhaben wußte: „Vous êtes gouvernés
que cela fait pitié. Votre roi est — Si l’empereur Ale-
xandre avait tardé de trois jours de faire sa paix, j’au-
rais détrôné votre —, et je vous aurais fait une consti-
tution, qui vous manque. Nous sommes tous des Romains,
les Français, les Italiens et les Allemands, nous sommes
la même nation. Je vous aime, vous êtes de bons enfants.
Mais par exemple je ne fais pas cas de vos militaires.
D’un côté ils ne sont pas des héros, et de l’autre ils
ont marché sur les têtes des bourgeois. — Je suis
militaire, et ce n’est pas moi, qui voudra jamais déroger
aux privilèges du militaire, mais je ne permettrai jamais
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/416>, abgerufen am 21.11.2024.
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