seinen Aufenthalt an diesen kleinen märkischen Ortschaften interessante Mittheilungen.
Ueber Bischofswerder und Wöllner
schrieb W. Alexis sehr rich- tig: Die Herrschaft gedankenloser Roues, zu Ende der 80er Jahre, konnte nur dahin führen, den Boden zur Aufnahme einer andren Saat bereit zu machen. Ein Ekel mußte schließlich jede bessere Natur über- kommen ... Die Versuche der Wöllner und Bischofswerder, die jenen Verfall sehr wohl erkannten, kamen nur zu früh, zu unge- schickt.
Die Marquise Lucchesini,
so schreibt W. Alexis an andrer Stelle, haßte ihre Schwester, die Bischofswerder, auf Tod und Blut. Sie erklärte ihrem Gemahl (damals Gesandter in Paris), wenn sie mit ihr unter dem Himmel einer Stadt leben müßte, verginge sie an Krämpfen.
Geheime Gesellschaften.
Das Geisterbeschwören
war, in den ersten Jahren der Regierung Friedrich Wilhelms II., in Berlin an der Tagesordnung. Die Ver- ständigen lachten und deckten mal auf mal den Betrug auf, der oft von der gröbsten Art war; die Dinge hielten sich aber bis zum Thronwech- sel. So erschien 1789 der Geisterbeschwörer Mr. St. Philidor, der, am 30. März, eine Gesellschaft von 14 Männern, natürlich gegen Erlegung ebenso vieler Friedrichsd'ore, zu einer "Vorstellung" einlud. Der 13. Band der "Berlinischen Monatsschrift," herausgegeben von F. Gedike und F. E. Biester, bringt darüber folgendes:
"Vor der Thüre mußten die Geladenenen Mäntel (namentlich Pelze) und Stöcke ablegen, welch letztere Entwaffnung in nur allzu begründeter Vorsicht ihren Grund haben mochte. Die Geladenen wur- den darauf im zweiten Stockwerk in ein länglich-viereckiges Zimmer mit geweißten Mauern und mit zwei Fenstern und einer Thür, und in demselben auf einen mit Latten abgesonderten engen Platz geführt, auf welchen an beiden Ecken eine metallne Hand hervorstand. Nahe an der Thür stand ein Gehülfe des Geisterbeschwörers. Im Zimmer war sonst nichts als innerhalb einer auf dem Fußboden mit Kreide gezogenen Ellipse, ein zusammengeschlagenes schwarzes Tuch, eine bren- nende Lampe und ein Rauchfaß befindlich. Der Zauberer hielt über- dem im Anfange ein brennendes Wachslicht in der Hand und war ohne irgend eine Auszeichnung schwarz gekleidet. Er fragte seine Gesellschaft im pathetischen Tone: "ob sie fest entschlossen wären, Geister zu sehen" was allerseits bejaht wurde. Er erinnerte sie nunmehr, daß er nicht
ſeinen Aufenthalt an dieſen kleinen märkiſchen Ortſchaften intereſſante Mittheilungen.
Ueber Biſchofswerder und Wöllner
ſchrieb W. Alexis ſehr rich- tig: Die Herrſchaft gedankenloſer Roués, zu Ende der 80er Jahre, konnte nur dahin führen, den Boden zur Aufnahme einer andren Saat bereit zu machen. Ein Ekel mußte ſchließlich jede beſſere Natur über- kommen … Die Verſuche der Wöllner und Biſchofswerder, die jenen Verfall ſehr wohl erkannten, kamen nur zu früh, zu unge- ſchickt.
Die Marquiſe Luccheſini,
ſo ſchreibt W. Alexis an andrer Stelle, haßte ihre Schweſter, die Biſchofswerder, auf Tod und Blut. Sie erklärte ihrem Gemahl (damals Geſandter in Paris), wenn ſie mit ihr unter dem Himmel einer Stadt leben müßte, verginge ſie an Krämpfen.
Geheime Geſellſchaften.
Das Geiſterbeſchwören
war, in den erſten Jahren der Regierung Friedrich Wilhelms II., in Berlin an der Tagesordnung. Die Ver- ſtändigen lachten und deckten mal auf mal den Betrug auf, der oft von der gröbſten Art war; die Dinge hielten ſich aber bis zum Thronwech- ſel. So erſchien 1789 der Geiſterbeſchwörer Mr. St. Philidor, der, am 30. März, eine Geſellſchaft von 14 Männern, natürlich gegen Erlegung ebenſo vieler Friedrichsd’ore, zu einer „Vorſtellung“ einlud. Der 13. Band der „Berliniſchen Monatsſchrift,“ herausgegeben von F. Gedike und F. E. Bieſter, bringt darüber folgendes:
„Vor der Thüre mußten die Geladenenen Mäntel (namentlich Pelze) und Stöcke ablegen, welch letztere Entwaffnung in nur allzu begründeter Vorſicht ihren Grund haben mochte. Die Geladenen wur- den darauf im zweiten Stockwerk in ein länglich-viereckiges Zimmer mit geweißten Mauern und mit zwei Fenſtern und einer Thür, und in demſelben auf einen mit Latten abgeſonderten engen Platz geführt, auf welchen an beiden Ecken eine metallne Hand hervorſtand. Nahe an der Thür ſtand ein Gehülfe des Geiſterbeſchwörers. Im Zimmer war ſonſt nichts als innerhalb einer auf dem Fußboden mit Kreide gezogenen Ellipſe, ein zuſammengeſchlagenes ſchwarzes Tuch, eine bren- nende Lampe und ein Rauchfaß befindlich. Der Zauberer hielt über- dem im Anfange ein brennendes Wachslicht in der Hand und war ohne irgend eine Auszeichnung ſchwarz gekleidet. Er fragte ſeine Geſellſchaft im pathetiſchen Tone: „ob ſie feſt entſchloſſen wären, Geiſter zu ſehen“ was allerſeits bejaht wurde. Er erinnerte ſie nunmehr, daß er nicht
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ſeinen Aufenthalt an dieſen kleinen märkiſchen Ortſchaften intereſſante
Mittheilungen.
Ueber Biſchofswerder und Wöllner ſchrieb W. Alexis ſehr rich-
tig: Die Herrſchaft gedankenloſer Roués, zu Ende der 80er Jahre,
konnte nur dahin führen, den Boden zur Aufnahme einer andren Saat
bereit zu machen. Ein Ekel mußte ſchließlich jede beſſere Natur über-
kommen … Die Verſuche der Wöllner und Biſchofswerder, die
jenen Verfall ſehr wohl erkannten, kamen nur zu früh, zu unge-
ſchickt.
Die Marquiſe Luccheſini, ſo ſchreibt W. Alexis an andrer Stelle,
haßte ihre Schweſter, die Biſchofswerder, auf Tod und Blut. Sie
erklärte ihrem Gemahl (damals Geſandter in Paris), wenn ſie mit
ihr unter dem Himmel einer Stadt leben müßte, verginge ſie an
Krämpfen.
Geheime Geſellſchaften.
Das Geiſterbeſchwören war, in den erſten Jahren der Regierung
Friedrich Wilhelms II., in Berlin an der Tagesordnung. Die Ver-
ſtändigen lachten und deckten mal auf mal den Betrug auf, der oft von
der gröbſten Art war; die Dinge hielten ſich aber bis zum Thronwech-
ſel. So erſchien 1789 der Geiſterbeſchwörer Mr. St. Philidor, der,
am 30. März, eine Geſellſchaft von 14 Männern, natürlich gegen
Erlegung ebenſo vieler Friedrichsd’ore, zu einer „Vorſtellung“ einlud.
Der 13. Band der „Berliniſchen Monatsſchrift,“ herausgegeben von
F. Gedike und F. E. Bieſter, bringt darüber folgendes:
„Vor der Thüre mußten die Geladenenen Mäntel (namentlich
Pelze) und Stöcke ablegen, welch letztere Entwaffnung in nur allzu
begründeter Vorſicht ihren Grund haben mochte. Die Geladenen wur-
den darauf im zweiten Stockwerk in ein länglich-viereckiges Zimmer
mit geweißten Mauern und mit zwei Fenſtern und einer Thür, und
in demſelben auf einen mit Latten abgeſonderten engen Platz geführt,
auf welchen an beiden Ecken eine metallne Hand hervorſtand. Nahe
an der Thür ſtand ein Gehülfe des Geiſterbeſchwörers. Im Zimmer
war ſonſt nichts als innerhalb einer auf dem Fußboden mit Kreide
gezogenen Ellipſe, ein zuſammengeſchlagenes ſchwarzes Tuch, eine bren-
nende Lampe und ein Rauchfaß befindlich. Der Zauberer hielt über-
dem im Anfange ein brennendes Wachslicht in der Hand und war ohne
irgend eine Auszeichnung ſchwarz gekleidet. Er fragte ſeine Geſellſchaft
im pathetiſchen Tone: „ob ſie feſt entſchloſſen wären, Geiſter zu ſehen“
was allerſeits bejaht wurde. Er erinnerte ſie nunmehr, daß er nicht
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der dritte Band "Ost-Havelland. Die Landschaft um Spandau, Potsdam, Brandenburg" 1873 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/459>, abgerufen am 25.11.2024.
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