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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.

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Die Zeit des Kurprinzen Friedrich von 1682 bis 1688.

In welchem Jahre Kurprinz Friedrich seinen Einzug in
Schloß Cöpenick hielt, ist nicht genau mehr festzustellen, wahr-
scheinlich um 1680. Der Schloßbau wurde zwar vor 1681 nicht
beendet, ja, das Sandsteinportal, durch das wir in den Schloß-
hof eintraten, trägt sogar erst die Jahreszahl 1682, es ist indeß
eher wahrscheinlich als nicht, daß Kurprinz Friedrich die Vollen-
dung des ganzen Bau's nicht erst abwartete und sich bereits zwei
Jahre früher mit dem begnügte, was fertig war. Die Verhält-
nisse zwangen ihn fast dazu. Seiner alten Feindschaft mit seiner
Stiefmutter, der holsteinischen Dorothea, war im Jahre 1679,
bei Gelegenheit seiner Vermählung mit der hessischen Prinzessin,
zwar eine Versöhnungsscene gefolgt, aber diese Versöhnung hatte
die Abneigung der Mutter und das Mißtrauen des Sohnes um
nichts gebessert. Plötzliche Erkrankungen, auch Todesfälle, regten
den alten Verdacht wieder an und nachdem Kurprinz Friedrich
selbst und zwar bei Gelegenheit eines Festmahls, das ihm die
Stiefmutter gab, von einem heftigen Kolikanfall heimgesucht wor-
den war, steigerten sich seine Befürchtungen bis zu solchem Grade,
daß er seinen Vater um die Erlaubniß bat, sich nach Schloß Cöpe-
nick zurückziehen zu dürfen. Nicht in Freuden zog er in die schö-
nen Räume ein, die zum Theil noch ihrer Vollendung entgegen
sahen; das Schloß war ihm mehr ein rettendes Asyl als eine Stätte
heitrer Flitterwochen, und in Bangen und Einsamkeit vergingen
ihm die Tage selbstgewählter Verbannung. Sein schwacher Körper
verbot ihm die Freuden der Jagd, und die Decken-Gemälde, (die
Jagdzüge Diana's) die um ihn her entstanden, erinnerten ihn nur
an das, was ihm gebrach. Gleichförmig öde spannen sich die
Wochen ab und was diese Gleichförmigkeit von Zeit zu Zeit unter-
brach, waren meist frostige Feste, die dem Tode zu Ehren ge-
feiert wurden. Am 7. Juli 1683 starb des Kurprinzen Gemahlin
und immer dunkler und schwerer hing es über Schloß Cöpenick.

Da endlich kam Sonnenschein. Das Trauerjahr war um, der
Flor fiel, Hochzeit gab es wieder und Sophie Charlotte "die
philosophische Königin" hielt ihren Einzug in die Marken. Zwanzig

Die Zeit des Kurprinzen Friedrich von 1682 bis 1688.

In welchem Jahre Kurprinz Friedrich ſeinen Einzug in
Schloß Cöpenick hielt, iſt nicht genau mehr feſtzuſtellen, wahr-
ſcheinlich um 1680. Der Schloßbau wurde zwar vor 1681 nicht
beendet, ja, das Sandſteinportal, durch das wir in den Schloß-
hof eintraten, trägt ſogar erſt die Jahreszahl 1682, es iſt indeß
eher wahrſcheinlich als nicht, daß Kurprinz Friedrich die Vollen-
dung des ganzen Bau’s nicht erſt abwartete und ſich bereits zwei
Jahre früher mit dem begnügte, was fertig war. Die Verhält-
niſſe zwangen ihn faſt dazu. Seiner alten Feindſchaft mit ſeiner
Stiefmutter, der holſteiniſchen Dorothea, war im Jahre 1679,
bei Gelegenheit ſeiner Vermählung mit der heſſiſchen Prinzeſſin,
zwar eine Verſöhnungsſcene gefolgt, aber dieſe Verſöhnung hatte
die Abneigung der Mutter und das Mißtrauen des Sohnes um
nichts gebeſſert. Plötzliche Erkrankungen, auch Todesfälle, regten
den alten Verdacht wieder an und nachdem Kurprinz Friedrich
ſelbſt und zwar bei Gelegenheit eines Feſtmahls, das ihm die
Stiefmutter gab, von einem heftigen Kolikanfall heimgeſucht wor-
den war, ſteigerten ſich ſeine Befürchtungen bis zu ſolchem Grade,
daß er ſeinen Vater um die Erlaubniß bat, ſich nach Schloß Cöpe-
nick zurückziehen zu dürfen. Nicht in Freuden zog er in die ſchö-
nen Räume ein, die zum Theil noch ihrer Vollendung entgegen
ſahen; das Schloß war ihm mehr ein rettendes Aſyl als eine Stätte
heitrer Flitterwochen, und in Bangen und Einſamkeit vergingen
ihm die Tage ſelbſtgewählter Verbannung. Sein ſchwacher Körper
verbot ihm die Freuden der Jagd, und die Decken-Gemälde, (die
Jagdzüge Diana’s) die um ihn her entſtanden, erinnerten ihn nur
an das, was ihm gebrach. Gleichförmig öde ſpannen ſich die
Wochen ab und was dieſe Gleichförmigkeit von Zeit zu Zeit unter-
brach, waren meiſt froſtige Feſte, die dem Tode zu Ehren ge-
feiert wurden. Am 7. Juli 1683 ſtarb des Kurprinzen Gemahlin
und immer dunkler und ſchwerer hing es über Schloß Cöpenick.

Da endlich kam Sonnenſchein. Das Trauerjahr war um, der
Flor fiel, Hochzeit gab es wieder und Sophie Charlotte „die
philoſophiſche Königin“ hielt ihren Einzug in die Marken. Zwanzig

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[95/0111] Die Zeit des Kurprinzen Friedrich von 1682 bis 1688. In welchem Jahre Kurprinz Friedrich ſeinen Einzug in Schloß Cöpenick hielt, iſt nicht genau mehr feſtzuſtellen, wahr- ſcheinlich um 1680. Der Schloßbau wurde zwar vor 1681 nicht beendet, ja, das Sandſteinportal, durch das wir in den Schloß- hof eintraten, trägt ſogar erſt die Jahreszahl 1682, es iſt indeß eher wahrſcheinlich als nicht, daß Kurprinz Friedrich die Vollen- dung des ganzen Bau’s nicht erſt abwartete und ſich bereits zwei Jahre früher mit dem begnügte, was fertig war. Die Verhält- niſſe zwangen ihn faſt dazu. Seiner alten Feindſchaft mit ſeiner Stiefmutter, der holſteiniſchen Dorothea, war im Jahre 1679, bei Gelegenheit ſeiner Vermählung mit der heſſiſchen Prinzeſſin, zwar eine Verſöhnungsſcene gefolgt, aber dieſe Verſöhnung hatte die Abneigung der Mutter und das Mißtrauen des Sohnes um nichts gebeſſert. Plötzliche Erkrankungen, auch Todesfälle, regten den alten Verdacht wieder an und nachdem Kurprinz Friedrich ſelbſt und zwar bei Gelegenheit eines Feſtmahls, das ihm die Stiefmutter gab, von einem heftigen Kolikanfall heimgeſucht wor- den war, ſteigerten ſich ſeine Befürchtungen bis zu ſolchem Grade, daß er ſeinen Vater um die Erlaubniß bat, ſich nach Schloß Cöpe- nick zurückziehen zu dürfen. Nicht in Freuden zog er in die ſchö- nen Räume ein, die zum Theil noch ihrer Vollendung entgegen ſahen; das Schloß war ihm mehr ein rettendes Aſyl als eine Stätte heitrer Flitterwochen, und in Bangen und Einſamkeit vergingen ihm die Tage ſelbſtgewählter Verbannung. Sein ſchwacher Körper verbot ihm die Freuden der Jagd, und die Decken-Gemälde, (die Jagdzüge Diana’s) die um ihn her entſtanden, erinnerten ihn nur an das, was ihm gebrach. Gleichförmig öde ſpannen ſich die Wochen ab und was dieſe Gleichförmigkeit von Zeit zu Zeit unter- brach, waren meiſt froſtige Feſte, die dem Tode zu Ehren ge- feiert wurden. Am 7. Juli 1683 ſtarb des Kurprinzen Gemahlin und immer dunkler und ſchwerer hing es über Schloß Cöpenick. Da endlich kam Sonnenſchein. Das Trauerjahr war um, der Flor fiel, Hochzeit gab es wieder und Sophie Charlotte „die philoſophiſche Königin“ hielt ihren Einzug in die Marken. Zwanzig

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/111>, abgerufen am 24.11.2024.