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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.

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nöthigen Garantien bot, der erhielt ein Darlehn, um irgend etwas
Neues, von dem man sich Resultate versprach, in's Werk zu setzen.

Das ist alles, was ich aus Mund und Schrift über den Kien-
baumer Bienenconvent in Erfahrung bringen konnte. So wenig
es ist, so spricht sich doch Leben, Eifer und ein gewisses Organi-
sationstalent darin aus.

Die Bienenzucht in Kienbaum, darüber scheint kein Zweifel,
war von besonderer Vorzüglichkeit und diese Vorzüglichkeit hin-
wiederum war das natürliche Resultat einer vorzüglichen Bienen-
Lokalität, d. h. einer andauernden, nie erschöpften Bienenweide.
Solche Lokalitäten, wenn man die höchsten Anforderungen stellt,
sind nicht eben allzuhäufig, da sich's darum handelt, den Bienen eine
blühende Pflanzenwelt zu bieten, aus der sie fast sechs Monate lang
unausgesetzt ihren Bedarf einsammeln können. Wo der Raps blüht
da ist freilich für den Mai und Juni und wo die Linden blühn,
für den Juli gesorgt; aber erst aus dem Vorhandensein mannig-
fachster
Pflanzen und Bäume, die sich im Blühn unter einan-
der ablösen
und vom April bis in den September hinein eine
immer wechselnde Bienennahrung bieten, erst aus dem Vorhandensein
einer derartigen Vegetation ergiebt sich das eigentliche Bienen und
Honig-Terrain. Ein solches Terrain nun war Kienbaum. Ein
quadratmeilen-großer Forst schloß es ein und durch eben diesen
Forst hin schlängelte sich die zu beiden Seiten von üppigen breiten
Wiesenstreifen eingefaßte Löcknitz*). Unmittelbar das Flüßchen ent-

*) Die Löcknitz ist eines jener vielen Wässerchen in unsrer Mark, die plötz-
lich aus einem Luch oder See tretend, auf eine kurze Strecke hin einen Park-
streifen durch unser Sand- und Haideland ziehn. Keines unter all diesen
Wässerchen aber ist vielleicht reizvoller und unbekannter zugleich als die Löck-
nitz, die, aus dem rothen Luche kommend, in einem der Seen zwischen "Erk-
ner" und den Rüdersdorfer Kalkbergen verschwindet. Immer dieselben Requi-
siten, gewiß; und doch, wer an dieser Stelle Spätnachmittags an der
Grenzlinie zwischen Wald und Wiese hinfährt, dem eröffnet sich eine Reihe
der anmuthigsten Landschaftsbilder. Hier dringt der Wald von beiden Seiten
vor und schafft eine Schmälung, dort tritt er zurück und der schmale Wiesen-
streifen wird entweder ein Feld oder das Flüßchen selber ein Teich, auf dem
im Schimmer der untergehenden Sonne die stillen Nymphaeen schwim-
men. Dann und wann ein rauschendes Wehr, eine Sägemühle, dazwischen

nöthigen Garantien bot, der erhielt ein Darlehn, um irgend etwas
Neues, von dem man ſich Reſultate verſprach, in’s Werk zu ſetzen.

Das iſt alles, was ich aus Mund und Schrift über den Kien-
baumer Bienenconvent in Erfahrung bringen konnte. So wenig
es iſt, ſo ſpricht ſich doch Leben, Eifer und ein gewiſſes Organi-
ſationstalent darin aus.

Die Bienenzucht in Kienbaum, darüber ſcheint kein Zweifel,
war von beſonderer Vorzüglichkeit und dieſe Vorzüglichkeit hin-
wiederum war das natürliche Reſultat einer vorzüglichen Bienen-
Lokalität, d. h. einer andauernden, nie erſchöpften Bienenweide.
Solche Lokalitäten, wenn man die höchſten Anforderungen ſtellt,
ſind nicht eben allzuhäufig, da ſich’s darum handelt, den Bienen eine
blühende Pflanzenwelt zu bieten, aus der ſie faſt ſechs Monate lang
unausgeſetzt ihren Bedarf einſammeln können. Wo der Raps blüht
da iſt freilich für den Mai und Juni und wo die Linden blühn,
für den Juli geſorgt; aber erſt aus dem Vorhandenſein mannig-
fachſter
Pflanzen und Bäume, die ſich im Blühn unter einan-
der ablöſen
und vom April bis in den September hinein eine
immer wechſelnde Bienennahrung bieten, erſt aus dem Vorhandenſein
einer derartigen Vegetation ergiebt ſich das eigentliche Bienen und
Honig-Terrain. Ein ſolches Terrain nun war Kienbaum. Ein
quadratmeilen-großer Forſt ſchloß es ein und durch eben dieſen
Forſt hin ſchlängelte ſich die zu beiden Seiten von üppigen breiten
Wieſenſtreifen eingefaßte Löcknitz*). Unmittelbar das Flüßchen ent-

*) Die Löcknitz iſt eines jener vielen Wäſſerchen in unſrer Mark, die plötz-
lich aus einem Luch oder See tretend, auf eine kurze Strecke hin einen Park-
ſtreifen durch unſer Sand- und Haideland ziehn. Keines unter all dieſen
Wäſſerchen aber iſt vielleicht reizvoller und unbekannter zugleich als die Löck-
nitz, die, aus dem rothen Luche kommend, in einem der Seen zwiſchen „Erk-
ner“ und den Rüdersdorfer Kalkbergen verſchwindet. Immer dieſelben Requi-
ſiten, gewiß; und doch, wer an dieſer Stelle Spätnachmittags an der
Grenzlinie zwiſchen Wald und Wieſe hinfährt, dem eröffnet ſich eine Reihe
der anmuthigſten Landſchaftsbilder. Hier dringt der Wald von beiden Seiten
vor und ſchafft eine Schmälung, dort tritt er zurück und der ſchmale Wieſen-
ſtreifen wird entweder ein Feld oder das Flüßchen ſelber ein Teich, auf dem
im Schimmer der untergehenden Sonne die ſtillen Nymphaeen ſchwim-
men. Dann und wann ein rauſchendes Wehr, eine Sägemühle, dazwiſchen
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[246/0262] nöthigen Garantien bot, der erhielt ein Darlehn, um irgend etwas Neues, von dem man ſich Reſultate verſprach, in’s Werk zu ſetzen. Das iſt alles, was ich aus Mund und Schrift über den Kien- baumer Bienenconvent in Erfahrung bringen konnte. So wenig es iſt, ſo ſpricht ſich doch Leben, Eifer und ein gewiſſes Organi- ſationstalent darin aus. Die Bienenzucht in Kienbaum, darüber ſcheint kein Zweifel, war von beſonderer Vorzüglichkeit und dieſe Vorzüglichkeit hin- wiederum war das natürliche Reſultat einer vorzüglichen Bienen- Lokalität, d. h. einer andauernden, nie erſchöpften Bienenweide. Solche Lokalitäten, wenn man die höchſten Anforderungen ſtellt, ſind nicht eben allzuhäufig, da ſich’s darum handelt, den Bienen eine blühende Pflanzenwelt zu bieten, aus der ſie faſt ſechs Monate lang unausgeſetzt ihren Bedarf einſammeln können. Wo der Raps blüht da iſt freilich für den Mai und Juni und wo die Linden blühn, für den Juli geſorgt; aber erſt aus dem Vorhandenſein mannig- fachſter Pflanzen und Bäume, die ſich im Blühn unter einan- der ablöſen und vom April bis in den September hinein eine immer wechſelnde Bienennahrung bieten, erſt aus dem Vorhandenſein einer derartigen Vegetation ergiebt ſich das eigentliche Bienen und Honig-Terrain. Ein ſolches Terrain nun war Kienbaum. Ein quadratmeilen-großer Forſt ſchloß es ein und durch eben dieſen Forſt hin ſchlängelte ſich die zu beiden Seiten von üppigen breiten Wieſenſtreifen eingefaßte Löcknitz *). Unmittelbar das Flüßchen ent- *) Die Löcknitz iſt eines jener vielen Wäſſerchen in unſrer Mark, die plötz- lich aus einem Luch oder See tretend, auf eine kurze Strecke hin einen Park- ſtreifen durch unſer Sand- und Haideland ziehn. Keines unter all dieſen Wäſſerchen aber iſt vielleicht reizvoller und unbekannter zugleich als die Löck- nitz, die, aus dem rothen Luche kommend, in einem der Seen zwiſchen „Erk- ner“ und den Rüdersdorfer Kalkbergen verſchwindet. Immer dieſelben Requi- ſiten, gewiß; und doch, wer an dieſer Stelle Spätnachmittags an der Grenzlinie zwiſchen Wald und Wieſe hinfährt, dem eröffnet ſich eine Reihe der anmuthigſten Landſchaftsbilder. Hier dringt der Wald von beiden Seiten vor und ſchafft eine Schmälung, dort tritt er zurück und der ſchmale Wieſen- ſtreifen wird entweder ein Feld oder das Flüßchen ſelber ein Teich, auf dem im Schimmer der untergehenden Sonne die ſtillen Nymphaeen ſchwim- men. Dann und wann ein rauſchendes Wehr, eine Sägemühle, dazwiſchen

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/262>, abgerufen am 22.11.2024.