Frau rief aber: "Was hast Du für ein Kind zur Welt gebracht!" Auf welchen Zuruf die junge Mutter sofort vom Schlag gerührt wurde. Das Kind selbst war gesund und wohlgebildet.
II. Groeben und Siethen unter den neuen Schlabrendorfs.
Die vorstehenden Auszüge schließen mit dem Jahre 1786.
In eben diesem Jahre war auch Groeben -- wie Siethen schon acht Jahre früher -- der alten Schlabrendorfschen Linie verloren gegangen, aber nur um im Gegensatze zu Siethen, das auf Jahrzehnte hin der Familie verloren blieb, unmittelbar auf eine andere, jüngere Linie der Schlabrendorfs überzugehen.
Eine Klarstellung dieser Punkte fordert einen kleinen genealo- gischen Excurs.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts hatten die Groebenschen Schlabrendorfs, die bis dahin, den Bischof abgerechnet, in unsrer Landesgeschichte von nicht sonderlicher Bedeutung gewesen waren, einen Aufschwung genommen und zwar in dem Brüder- paare: Gustav Albrecht v. Schlabrendorf und Ernst Wilhelm v. Schlabrendorf.
Des ersteren (Gustav Albrecht) ist in Vorstehendem bereits ausführlich Erwähnung geschehen. Er war, um in Kürze zu recapituliren, einer der Helden des siebenjährigen Krieges, com- mandirte bei Zorndorf das Alt-Platensche Dragoner-Regiment und wurde später Generalmajor und Chef der zu Breslau garnisoniren- den Cürassiere. Nach seinem 1765 erfolgtem Ableben ward er nach Groeben übergeführt und in der Kirche daselbst in unmittel- barer Nähe des Altars beigesetzt. Es würde nun dem einen oder andern seiner überlebenden drei Söhne zugestanden haben, auf dem alten Familiengute sich niederzulassen, alle drei jedoch zogen den Dienst und ihre städtischen Garnisonen einem Groebner Auf- enthalte vor und einigten sich unschwer dahin, ein ihnen aus mehr als einem Grunde wenig begehrenswerth erscheinendes Besitzthum
Fontane, Wanderungen. IV. 24
Frau rief aber: „Was haſt Du für ein Kind zur Welt gebracht!“ Auf welchen Zuruf die junge Mutter ſofort vom Schlag gerührt wurde. Das Kind ſelbſt war geſund und wohlgebildet.
II. Groeben und Siethen unter den neuen Schlabrendorfs.
Die vorſtehenden Auszüge ſchließen mit dem Jahre 1786.
In eben dieſem Jahre war auch Groeben — wie Siethen ſchon acht Jahre früher — der alten Schlabrendorfſchen Linie verloren gegangen, aber nur um im Gegenſatze zu Siethen, das auf Jahrzehnte hin der Familie verloren blieb, unmittelbar auf eine andere, jüngere Linie der Schlabrendorfs überzugehen.
Eine Klarſtellung dieſer Punkte fordert einen kleinen genealo- giſchen Excurs.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts hatten die Groebenſchen Schlabrendorfs, die bis dahin, den Biſchof abgerechnet, in unſrer Landesgeſchichte von nicht ſonderlicher Bedeutung geweſen waren, einen Aufſchwung genommen und zwar in dem Brüder- paare: Guſtav Albrecht v. Schlabrendorf und Ernſt Wilhelm v. Schlabrendorf.
Des erſteren (Guſtav Albrecht) iſt in Vorſtehendem bereits ausführlich Erwähnung geſchehen. Er war, um in Kürze zu recapituliren, einer der Helden des ſiebenjährigen Krieges, com- mandirte bei Zorndorf das Alt-Platenſche Dragoner-Regiment und wurde ſpäter Generalmajor und Chef der zu Breslau garniſoniren- den Cüraſſiere. Nach ſeinem 1765 erfolgtem Ableben ward er nach Groeben übergeführt und in der Kirche daſelbſt in unmittel- barer Nähe des Altars beigeſetzt. Es würde nun dem einen oder andern ſeiner überlebenden drei Söhne zugeſtanden haben, auf dem alten Familiengute ſich niederzulaſſen, alle drei jedoch zogen den Dienſt und ihre ſtädtiſchen Garniſonen einem Groebner Auf- enthalte vor und einigten ſich unſchwer dahin, ein ihnen aus mehr als einem Grunde wenig begehrenswerth erſcheinendes Beſitzthum
Fontane, Wanderungen. IV. 24
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0385"n="369"/>
Frau rief aber: „Was haſt Du für ein Kind zur Welt gebracht!“<lb/>
Auf welchen Zuruf die junge Mutter ſofort vom Schlag gerührt<lb/>
wurde. Das Kind ſelbſt war geſund und wohlgebildet.</p></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><head><hirendition="#aq">II.</hi><lb/><hirendition="#b">Groeben und Siethen unter den neuen Schlabrendorfs.</hi></head><lb/><p>Die vorſtehenden Auszüge ſchließen mit dem Jahre 1786.</p><lb/><p>In eben dieſem Jahre war auch Groeben — wie Siethen<lb/>ſchon acht Jahre früher — der alten Schlabrendorfſchen Linie<lb/>
verloren gegangen, aber nur um im Gegenſatze zu Siethen, das<lb/>
auf Jahrzehnte hin der Familie verloren <hirendition="#g">blieb</hi>, unmittelbar auf<lb/>
eine andere, jüngere Linie der Schlabrendorfs überzugehen.</p><lb/><p>Eine Klarſtellung dieſer Punkte fordert einen kleinen genealo-<lb/>
giſchen Excurs.</p><lb/><p>Zu Beginn des 18. Jahrhunderts hatten die <hirendition="#g">Groebenſchen<lb/>
Schlabrendorfs</hi>, die bis dahin, den Biſchof abgerechnet, in<lb/>
unſrer Landesgeſchichte von nicht ſonderlicher Bedeutung geweſen<lb/>
waren, einen Aufſchwung genommen und zwar in dem Brüder-<lb/>
paare: <hirendition="#g">Guſtav Albrecht</hi> v. Schlabrendorf und <hirendition="#g">Ernſt Wilhelm</hi><lb/>
v. Schlabrendorf.</p><lb/><p>Des erſteren (Guſtav Albrecht) iſt in Vorſtehendem bereits<lb/>
ausführlich Erwähnung geſchehen. Er war, um in Kürze zu<lb/>
recapituliren, einer der Helden des ſiebenjährigen Krieges, com-<lb/>
mandirte bei Zorndorf das Alt-Platenſche Dragoner-Regiment und<lb/>
wurde ſpäter Generalmajor und Chef der zu Breslau garniſoniren-<lb/>
den Cüraſſiere. Nach ſeinem 1765 erfolgtem Ableben ward er<lb/>
nach Groeben übergeführt und in der Kirche daſelbſt in unmittel-<lb/>
barer Nähe des Altars beigeſetzt. Es würde nun dem einen oder<lb/>
andern ſeiner überlebenden drei Söhne zugeſtanden haben, auf<lb/>
dem alten Familiengute ſich niederzulaſſen, alle drei jedoch zogen<lb/>
den Dienſt und ihre ſtädtiſchen Garniſonen einem Groebner Auf-<lb/>
enthalte vor und einigten ſich unſchwer dahin, ein ihnen aus mehr<lb/>
als einem Grunde wenig begehrenswerth erſcheinendes Beſitzthum<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Fontane</hi>, Wanderungen. <hirendition="#aq">IV.</hi> 24</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[369/0385]
Frau rief aber: „Was haſt Du für ein Kind zur Welt gebracht!“
Auf welchen Zuruf die junge Mutter ſofort vom Schlag gerührt
wurde. Das Kind ſelbſt war geſund und wohlgebildet.
II.
Groeben und Siethen unter den neuen Schlabrendorfs.
Die vorſtehenden Auszüge ſchließen mit dem Jahre 1786.
In eben dieſem Jahre war auch Groeben — wie Siethen
ſchon acht Jahre früher — der alten Schlabrendorfſchen Linie
verloren gegangen, aber nur um im Gegenſatze zu Siethen, das
auf Jahrzehnte hin der Familie verloren blieb, unmittelbar auf
eine andere, jüngere Linie der Schlabrendorfs überzugehen.
Eine Klarſtellung dieſer Punkte fordert einen kleinen genealo-
giſchen Excurs.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts hatten die Groebenſchen
Schlabrendorfs, die bis dahin, den Biſchof abgerechnet, in
unſrer Landesgeſchichte von nicht ſonderlicher Bedeutung geweſen
waren, einen Aufſchwung genommen und zwar in dem Brüder-
paare: Guſtav Albrecht v. Schlabrendorf und Ernſt Wilhelm
v. Schlabrendorf.
Des erſteren (Guſtav Albrecht) iſt in Vorſtehendem bereits
ausführlich Erwähnung geſchehen. Er war, um in Kürze zu
recapituliren, einer der Helden des ſiebenjährigen Krieges, com-
mandirte bei Zorndorf das Alt-Platenſche Dragoner-Regiment und
wurde ſpäter Generalmajor und Chef der zu Breslau garniſoniren-
den Cüraſſiere. Nach ſeinem 1765 erfolgtem Ableben ward er
nach Groeben übergeführt und in der Kirche daſelbſt in unmittel-
barer Nähe des Altars beigeſetzt. Es würde nun dem einen oder
andern ſeiner überlebenden drei Söhne zugeſtanden haben, auf
dem alten Familiengute ſich niederzulaſſen, alle drei jedoch zogen
den Dienſt und ihre ſtädtiſchen Garniſonen einem Groebner Auf-
enthalte vor und einigten ſich unſchwer dahin, ein ihnen aus mehr
als einem Grunde wenig begehrenswerth erſcheinendes Beſitzthum
Fontane, Wanderungen. IV. 24
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der vierte Band "Spreeland. Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow" 1882 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/385>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.