den sie, von der Vorahnung erfüllt, daß sie das Ende desselben nicht mehr erleben würde, durch Capitals-Deponirungen sicher stellte.
Den 2. September 1858 starb sie, sechzig Jahr alt, und wurde, den dritten Tag danach, ihrem ausdrücklichen Willen ge- mäß, auf dem protestantischen Kirchhofe der Gemeinde beigesetzt.
Groeben selbst aber fiel an die Schwägerin der Gräfin, an die noch lebende Schwester des bereits 1851 verstorbenen Grafen Leo.
Frau Johanna v. Scharnhorst, geb. Gräfin v. Schlabrendorf.
Diese noch lebende Schwester des Grafen Leo war Frau Johanna von Scharnhorst, geb. Gräfin v. Schlabrendorf. Sie trat ihr Erbe (Gut Groeben) an und da sie, wie weiterhin erzählt werden wird, einige Jahrzehnte vorher auch in den Besitz von Siethen gekommen war, so waren jetzt beide altschlabrendorfschen Güter wieder in Händen einer geborenen Schlabrendorf ver- einigt. Freilich nur auf kurze Zeit. Ein Jahr nur von 1858 bis 59. Eh ich aber von diesem Wiederaufgeben des Gesammt- Besitzes spreche, sprech' ich, zurückgreifend, über den Lebensgang der Frau von Scharnhorst bis zu jenem Zeitpunkte (1858) wo Groeben ihr zufiel.
Comtesse Johanna wurde, wie schon hervorgehoben, am 22. April 1803 aus der zweiten Ehe des Grafen Heinrich v. Schlabren- dorf, die derselbe mit einem Fräulein v. Meklenburg geschlossen hatte, geboren. Es scheint, die Mutter starb früh und überließ Erziehung und Fürsorge dem excentrischen Vater, der sich dieser Aufgabe denn auch auf seine Weise, d. h. widerspruchsvoll unter- zog. Er liebte die Kleine schwärmerisch und duldete beispielsweise nicht, daß sie von jemand anderem als von ihm oder einer ihr beigegebenen Bonne berührt wurde. Sollte sie spatzierenfahren, so stand er bereit, um ihr cavaliermäßig die Hand zu reichen, oder sie, so lange sie noch klein war, in den Wagen hinein zu heben. Aber diese Galanterien erfuhren doch auch wieder Ausnahmen und waren jedenfalls von nicht allzu langer Dauer. Als die Reise-
den ſie, von der Vorahnung erfüllt, daß ſie das Ende deſſelben nicht mehr erleben würde, durch Capitals-Deponirungen ſicher ſtellte.
Den 2. September 1858 ſtarb ſie, ſechzig Jahr alt, und wurde, den dritten Tag danach, ihrem ausdrücklichen Willen ge- mäß, auf dem proteſtantiſchen Kirchhofe der Gemeinde beigeſetzt.
Groeben ſelbſt aber fiel an die Schwägerin der Gräfin, an die noch lebende Schweſter des bereits 1851 verſtorbenen Grafen Leo.
Frau Johanna v. Scharnhorſt, geb. Gräfin v. Schlabrendorf.
Dieſe noch lebende Schweſter des Grafen Leo war Frau Johanna von Scharnhorſt, geb. Gräfin v. Schlabrendorf. Sie trat ihr Erbe (Gut Groeben) an und da ſie, wie weiterhin erzählt werden wird, einige Jahrzehnte vorher auch in den Beſitz von Siethen gekommen war, ſo waren jetzt beide altſchlabrendorfſchen Güter wieder in Händen einer geborenen Schlabrendorf ver- einigt. Freilich nur auf kurze Zeit. Ein Jahr nur von 1858 bis 59. Eh ich aber von dieſem Wiederaufgeben des Geſammt- Beſitzes ſpreche, ſprech’ ich, zurückgreifend, über den Lebensgang der Frau von Scharnhorſt bis zu jenem Zeitpunkte (1858) wo Groeben ihr zufiel.
Comteſſe Johanna wurde, wie ſchon hervorgehoben, am 22. April 1803 aus der zweiten Ehe des Grafen Heinrich v. Schlabren- dorf, die derſelbe mit einem Fräulein v. Meklenburg geſchloſſen hatte, geboren. Es ſcheint, die Mutter ſtarb früh und überließ Erziehung und Fürſorge dem excentriſchen Vater, der ſich dieſer Aufgabe denn auch auf ſeine Weiſe, d. h. widerſpruchsvoll unter- zog. Er liebte die Kleine ſchwärmeriſch und duldete beiſpielsweiſe nicht, daß ſie von jemand anderem als von ihm oder einer ihr beigegebenen Bonne berührt wurde. Sollte ſie ſpatzierenfahren, ſo ſtand er bereit, um ihr cavaliermäßig die Hand zu reichen, oder ſie, ſo lange ſie noch klein war, in den Wagen hinein zu heben. Aber dieſe Galanterien erfuhren doch auch wieder Ausnahmen und waren jedenfalls von nicht allzu langer Dauer. Als die Reiſe-
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den ſie, von der Vorahnung erfüllt, daß ſie das Ende deſſelben
nicht mehr erleben würde, durch Capitals-Deponirungen ſicher
ſtellte.
Den 2. September 1858 ſtarb ſie, ſechzig Jahr alt, und
wurde, den dritten Tag danach, ihrem ausdrücklichen Willen ge-
mäß, auf dem proteſtantiſchen Kirchhofe der Gemeinde beigeſetzt.
Groeben ſelbſt aber fiel an die Schwägerin der Gräfin,
an die noch lebende Schweſter des bereits 1851 verſtorbenen
Grafen Leo.
Frau Johanna v. Scharnhorſt, geb. Gräfin v. Schlabrendorf.
Dieſe noch lebende Schweſter des Grafen Leo war Frau
Johanna von Scharnhorſt, geb. Gräfin v. Schlabrendorf. Sie
trat ihr Erbe (Gut Groeben) an und da ſie, wie weiterhin erzählt
werden wird, einige Jahrzehnte vorher auch in den Beſitz von
Siethen gekommen war, ſo waren jetzt beide altſchlabrendorfſchen
Güter wieder in Händen einer geborenen Schlabrendorf ver-
einigt. Freilich nur auf kurze Zeit. Ein Jahr nur von 1858
bis 59. Eh ich aber von dieſem Wiederaufgeben des Geſammt-
Beſitzes ſpreche, ſprech’ ich, zurückgreifend, über den Lebensgang
der Frau von Scharnhorſt bis zu jenem Zeitpunkte (1858) wo
Groeben ihr zufiel.
Comteſſe Johanna wurde, wie ſchon hervorgehoben, am 22.
April 1803 aus der zweiten Ehe des Grafen Heinrich v. Schlabren-
dorf, die derſelbe mit einem Fräulein v. Meklenburg geſchloſſen
hatte, geboren. Es ſcheint, die Mutter ſtarb früh und überließ
Erziehung und Fürſorge dem excentriſchen Vater, der ſich dieſer
Aufgabe denn auch auf ſeine Weiſe, d. h. widerſpruchsvoll unter-
zog. Er liebte die Kleine ſchwärmeriſch und duldete beiſpielsweiſe
nicht, daß ſie von jemand anderem als von ihm oder einer ihr
beigegebenen Bonne berührt wurde. Sollte ſie ſpatzierenfahren,
ſo ſtand er bereit, um ihr cavaliermäßig die Hand zu reichen, oder
ſie, ſo lange ſie noch klein war, in den Wagen hinein zu heben.
Aber dieſe Galanterien erfuhren doch auch wieder Ausnahmen und
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der vierte Band "Spreeland. Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow" 1882 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/399>, abgerufen am 22.11.2024.
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