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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
zu übernehmen. Aber als Ihr Herr Gemahl vor
drei Jahren hierher kam, lebte sie noch und hatte
noch ganz die Feueraugen. Er wird es mir be¬
stätigen. Ich persönlich bin mehr ins Gieshübler'sche
geschlagen, Leute von wenig Exterieur, aber sonst
leidlich im Stande. Wir sitzen hier schon in der
vierten Generation, volle hundert Jahre, und wenn
es einen Apothekeradel gäbe ..."

"So würden Sie ihn beanspruchen dürfen.
Und ich meinerseits nehme ihn für bewiesen an und
sogar für bewiesen ohne jede Einschränkung. Uns,
aus den alten Familien, wird das am leichtesten,
weil wir, so wenigstens bin ich von meinem Vater
und auch von meiner Mutter her erzogen, jede gute
Gesinnung, sie komme woher sie wolle, mit Freudig¬
keit gelten lassen. Ich bin eine geborene Briest und
stamme von dem Briest ab, der, am Tage vor der
Fehrbelliner Schlacht, den Überfall von Rathenow
ausführte, wovon Sie vielleicht einmal gehört
haben ..."

"O, gewiß, meine Gnädigste, das ist ja meine
Spezialität."

"Eine Briest also. Und mein Vater, da reichen
keine hundertmale, daß er zu mir gesagt hat: Effi
(so heiße ich nämlich) Effi, hier sitzt es, bloß hier,
und als Froben das Pferd tauschte, da war er von

Effi Brieſt
zu übernehmen. Aber als Ihr Herr Gemahl vor
drei Jahren hierher kam, lebte ſie noch und hatte
noch ganz die Feueraugen. Er wird es mir be¬
ſtätigen. Ich perſönlich bin mehr ins Gieshübler'ſche
geſchlagen, Leute von wenig Exterieur, aber ſonſt
leidlich im Stande. Wir ſitzen hier ſchon in der
vierten Generation, volle hundert Jahre, und wenn
es einen Apothekeradel gäbe …“

„So würden Sie ihn beanſpruchen dürfen.
Und ich meinerſeits nehme ihn für bewieſen an und
ſogar für bewieſen ohne jede Einſchränkung. Uns,
aus den alten Familien, wird das am leichteſten,
weil wir, ſo wenigſtens bin ich von meinem Vater
und auch von meiner Mutter her erzogen, jede gute
Geſinnung, ſie komme woher ſie wolle, mit Freudig¬
keit gelten laſſen. Ich bin eine geborene Brieſt und
ſtamme von dem Brieſt ab, der, am Tage vor der
Fehrbelliner Schlacht, den Überfall von Rathenow
ausführte, wovon Sie vielleicht einmal gehört
haben …“

„O, gewiß, meine Gnädigſte, das iſt ja meine
Spezialität.“

„Eine Brieſt alſo. Und mein Vater, da reichen
keine hundertmale, daß er zu mir geſagt hat: Effi
(ſo heiße ich nämlich) Effi, hier ſitzt es, bloß hier,
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[104/0113] Effi Brieſt zu übernehmen. Aber als Ihr Herr Gemahl vor drei Jahren hierher kam, lebte ſie noch und hatte noch ganz die Feueraugen. Er wird es mir be¬ ſtätigen. Ich perſönlich bin mehr ins Gieshübler'ſche geſchlagen, Leute von wenig Exterieur, aber ſonſt leidlich im Stande. Wir ſitzen hier ſchon in der vierten Generation, volle hundert Jahre, und wenn es einen Apothekeradel gäbe …“ „So würden Sie ihn beanſpruchen dürfen. Und ich meinerſeits nehme ihn für bewieſen an und ſogar für bewieſen ohne jede Einſchränkung. Uns, aus den alten Familien, wird das am leichteſten, weil wir, ſo wenigſtens bin ich von meinem Vater und auch von meiner Mutter her erzogen, jede gute Geſinnung, ſie komme woher ſie wolle, mit Freudig¬ keit gelten laſſen. Ich bin eine geborene Brieſt und ſtamme von dem Brieſt ab, der, am Tage vor der Fehrbelliner Schlacht, den Überfall von Rathenow ausführte, wovon Sie vielleicht einmal gehört haben …“ „O, gewiß, meine Gnädigſte, das iſt ja meine Spezialität.“ „Eine Brieſt alſo. Und mein Vater, da reichen keine hundertmale, daß er zu mir geſagt hat: Effi (ſo heiße ich nämlich) Effi, hier ſitzt es, bloß hier, und als Froben das Pferd tauſchte, da war er von

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/113>, abgerufen am 27.11.2024.