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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
Kunst gerühmt wurde. Beide, Herr und Frau von
Crampas, waren vor vierzehn Tagen bei uns, um
uns ihren Besuch zu machen; es war eine sehr
peinliche Situation, denn Frau von Crampas be¬
obachtete ihren Mann so, daß er in eine halbe und
ich in eine ganze Verlegenheit kam. Daß er selbst
sehr anders sein kann, ausgelassen und übermütig,
davon überzeugte ich mich, als er vor drei Tagen
mit Innstetten allein war, und ich, von meinem
Zimmer her, dem Gang ihrer Unterhaltung folgen
konnte. Nachher sprach auch ich ihn. Vollkommener
Kavalier, ungewöhnlich gewandt. Innstetten war
während des Krieges in derselben Brigade mit ihm,
und sie haben sich im Norden von Paris bei Graf
Gröben öfter gesehen. Ja, meine liebe Mama, das
wäre nun also etwas gewesen, um in Kessin neues
Leben beginnen zu können; er, der Major, hat auch
nicht die pommerschen Vorurteile, trotzdem er in
Schwedisch-Pommern zu Hause sein soll. Aber die
Frau! Ohne sie geht es natürlich nicht, und mit
ihr erst recht nicht."


Effi hatte ganz recht gehabt, und es kam wirklich zu
keiner weiteren Annäherung mit dem Crampas'schen
Paare. Man sah sich 'mal bei der Borcke'schen Familie
draußen, ein andermal ganz flüchtig auf dem Bahn¬

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Effi Brieſt
Kunſt gerühmt wurde. Beide, Herr und Frau von
Crampas, waren vor vierzehn Tagen bei uns, um
uns ihren Beſuch zu machen; es war eine ſehr
peinliche Situation, denn Frau von Crampas be¬
obachtete ihren Mann ſo, daß er in eine halbe und
ich in eine ganze Verlegenheit kam. Daß er ſelbſt
ſehr anders ſein kann, ausgelaſſen und übermütig,
davon überzeugte ich mich, als er vor drei Tagen
mit Innſtetten allein war, und ich, von meinem
Zimmer her, dem Gang ihrer Unterhaltung folgen
konnte. Nachher ſprach auch ich ihn. Vollkommener
Kavalier, ungewöhnlich gewandt. Innſtetten war
während des Krieges in derſelben Brigade mit ihm,
und ſie haben ſich im Norden von Paris bei Graf
Gröben öfter geſehen. Ja, meine liebe Mama, das
wäre nun alſo etwas geweſen, um in Keſſin neues
Leben beginnen zu können; er, der Major, hat auch
nicht die pommerſchen Vorurteile, trotzdem er in
Schwediſch-Pommern zu Hauſe ſein ſoll. Aber die
Frau! Ohne ſie geht es natürlich nicht, und mit
ihr erſt recht nicht.“


Effi hatte ganz recht gehabt, und es kam wirklich zu
keiner weiteren Annäherung mit dem Crampas'ſchen
Paare. Man ſah ſich 'mal bei der Borcke'ſchen Familie
draußen, ein andermal ganz flüchtig auf dem Bahn¬

12 *
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[179/0188] Effi Brieſt Kunſt gerühmt wurde. Beide, Herr und Frau von Crampas, waren vor vierzehn Tagen bei uns, um uns ihren Beſuch zu machen; es war eine ſehr peinliche Situation, denn Frau von Crampas be¬ obachtete ihren Mann ſo, daß er in eine halbe und ich in eine ganze Verlegenheit kam. Daß er ſelbſt ſehr anders ſein kann, ausgelaſſen und übermütig, davon überzeugte ich mich, als er vor drei Tagen mit Innſtetten allein war, und ich, von meinem Zimmer her, dem Gang ihrer Unterhaltung folgen konnte. Nachher ſprach auch ich ihn. Vollkommener Kavalier, ungewöhnlich gewandt. Innſtetten war während des Krieges in derſelben Brigade mit ihm, und ſie haben ſich im Norden von Paris bei Graf Gröben öfter geſehen. Ja, meine liebe Mama, das wäre nun alſo etwas geweſen, um in Keſſin neues Leben beginnen zu können; er, der Major, hat auch nicht die pommerſchen Vorurteile, trotzdem er in Schwediſch-Pommern zu Hauſe ſein ſoll. Aber die Frau! Ohne ſie geht es natürlich nicht, und mit ihr erſt recht nicht.“ Effi hatte ganz recht gehabt, und es kam wirklich zu keiner weiteren Annäherung mit dem Crampas'ſchen Paare. Man ſah ſich 'mal bei der Borcke'ſchen Familie draußen, ein andermal ganz flüchtig auf dem Bahn¬ 12 *

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/188>, abgerufen am 21.11.2024.