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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Siebzehntes Kapitel.

Es schlug zwei Uhr, als man zurück war.
Crampas verabschiedete sich und ritt in die Stadt
hinein, bis er vor seiner am Marktplatz gelegenen
Wohnung hielt. Effi ihrerseits kleidete sich um und
versuchte zu schlafen; es wollte aber nicht glücken,
denn ihre Verstimmung war noch größer als ihre
Müdigkeit. Daß Innstetten sich seinen Spuk parat
hielt, um ein nicht ganz gewöhnliches Haus zu be¬
wohnen, das mochte hingehen, das stimmte zu seinem
Hange, sich von der großen Menge zu unterscheiden;
aber das andere, daß er den Spuk als Erziehungs¬
mittel brauchte, das war doch arg und beinahe be¬
leidigend. Und "Erziehungsmittel", darüber war sie
sich klar, sagte nur die kleinere Hälfte; was Crampas
gemeint hatte, war viel, viel mehr, war eine Art
Angstapparat aus Kalkül. Es fehlte jede Herzens¬
güte darin und grenzte schon fast an Grausamkeit.
Das Blut stieg ihr zu Kopf, und sie ballte ihre

Siebzehntes Kapitel.

Es ſchlug zwei Uhr, als man zurück war.
Crampas verabſchiedete ſich und ritt in die Stadt
hinein, bis er vor ſeiner am Marktplatz gelegenen
Wohnung hielt. Effi ihrerſeits kleidete ſich um und
verſuchte zu ſchlafen; es wollte aber nicht glücken,
denn ihre Verſtimmung war noch größer als ihre
Müdigkeit. Daß Innſtetten ſich ſeinen Spuk parat
hielt, um ein nicht ganz gewöhnliches Haus zu be¬
wohnen, das mochte hingehen, das ſtimmte zu ſeinem
Hange, ſich von der großen Menge zu unterſcheiden;
aber das andere, daß er den Spuk als Erziehungs¬
mittel brauchte, das war doch arg und beinahe be¬
leidigend. Und „Erziehungsmittel“, darüber war ſie
ſich klar, ſagte nur die kleinere Hälfte; was Crampas
gemeint hatte, war viel, viel mehr, war eine Art
Angſtapparat aus Kalkül. Es fehlte jede Herzens¬
güte darin und grenzte ſchon faſt an Grauſamkeit.
Das Blut ſtieg ihr zu Kopf, und ſie ballte ihre

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[[231]/0240] Siebzehntes Kapitel. Es ſchlug zwei Uhr, als man zurück war. Crampas verabſchiedete ſich und ritt in die Stadt hinein, bis er vor ſeiner am Marktplatz gelegenen Wohnung hielt. Effi ihrerſeits kleidete ſich um und verſuchte zu ſchlafen; es wollte aber nicht glücken, denn ihre Verſtimmung war noch größer als ihre Müdigkeit. Daß Innſtetten ſich ſeinen Spuk parat hielt, um ein nicht ganz gewöhnliches Haus zu be¬ wohnen, das mochte hingehen, das ſtimmte zu ſeinem Hange, ſich von der großen Menge zu unterſcheiden; aber das andere, daß er den Spuk als Erziehungs¬ mittel brauchte, das war doch arg und beinahe be¬ leidigend. Und „Erziehungsmittel“, darüber war ſie ſich klar, ſagte nur die kleinere Hälfte; was Crampas gemeint hatte, war viel, viel mehr, war eine Art Angſtapparat aus Kalkül. Es fehlte jede Herzens¬ güte darin und grenzte ſchon faſt an Grauſamkeit. Das Blut ſtieg ihr zu Kopf, und ſie ballte ihre

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. [231]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/240>, abgerufen am 23.11.2024.