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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
An dem Besitze mehr oder weniger alltäglicher Dinge
lag Effi nicht viel, aber wenn sie mit der Mama
die Linden hinauf- und hinunterging und nach
Musterung der schönsten Schaufenster in den De¬
muth'schen Laden eintrat, um für die gleich nach
der Hochzeit geplante italienische Reise allerlei Ein¬
käufe zu machen, so zeigte sich ihr wahrer Charakter.
Nur das Eleganteste gefiel ihr, und wenn sie das
Beste nicht haben konnte, so verzichtete sie auf das
Zweitbeste, weil ihr dies Zweite nun nichts mehr
bedeutete. Ja, sie konnte verzichten, darin hatte die
Mama recht, und in diesem Verzichtenkönnen lag
etwas von Anspruchslosigkeit; wenn es aber aus¬
nahmsweise 'mal wirklich etwas zu besitzen galt, so
mußte dies immer 'was ganz Apartes sein. Und
darin war sie anspruchsvoll.


Effi Brieſt
An dem Beſitze mehr oder weniger alltäglicher Dinge
lag Effi nicht viel, aber wenn ſie mit der Mama
die Linden hinauf- und hinunterging und nach
Muſterung der ſchönſten Schaufenſter in den De¬
muth'ſchen Laden eintrat, um für die gleich nach
der Hochzeit geplante italieniſche Reiſe allerlei Ein¬
käufe zu machen, ſo zeigte ſich ihr wahrer Charakter.
Nur das Eleganteſte gefiel ihr, und wenn ſie das
Beſte nicht haben konnte, ſo verzichtete ſie auf das
Zweitbeſte, weil ihr dies Zweite nun nichts mehr
bedeutete. Ja, ſie konnte verzichten, darin hatte die
Mama recht, und in dieſem Verzichtenkönnen lag
etwas von Anſpruchsloſigkeit; wenn es aber aus¬
nahmsweiſe 'mal wirklich etwas zu beſitzen galt, ſo
mußte dies immer 'was ganz Apartes ſein. Und
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[31/0040] Effi Brieſt An dem Beſitze mehr oder weniger alltäglicher Dinge lag Effi nicht viel, aber wenn ſie mit der Mama die Linden hinauf- und hinunterging und nach Muſterung der ſchönſten Schaufenſter in den De¬ muth'ſchen Laden eintrat, um für die gleich nach der Hochzeit geplante italieniſche Reiſe allerlei Ein¬ käufe zu machen, ſo zeigte ſich ihr wahrer Charakter. Nur das Eleganteſte gefiel ihr, und wenn ſie das Beſte nicht haben konnte, ſo verzichtete ſie auf das Zweitbeſte, weil ihr dies Zweite nun nichts mehr bedeutete. Ja, ſie konnte verzichten, darin hatte die Mama recht, und in dieſem Verzichtenkönnen lag etwas von Anſpruchsloſigkeit; wenn es aber aus¬ nahmsweiſe 'mal wirklich etwas zu beſitzen galt, ſo mußte dies immer 'was ganz Apartes ſein. Und darin war ſie anſpruchsvoll.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/40>, abgerufen am 21.11.2024.