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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
es 'was Trauriges ist. Ja, darauf freue ich mich
schon ordentlich. Dann sollen Sie 'mal sehen, das
verstehe ich. Und wenn ich es nicht verstünde, dann
wollte ich es schon lernen. Denn, gnädige Frau, das
hab' ich nicht vergessen, als ich da auf dem Kirchhof
saß, mutterwindallein und bei mir dachte, nun wäre
es doch wohl das beste, ich läge da gleich mit in
der Reihe. Wer kam da? Wer hat mich da bei
Leben erhalten? Ach, ich habe so viel durchzumachen
gehabt. Als mein Vater damals mit der glühenden
Stange auf mich los kam ..."

"Ich weiß schon, Roswitha ..."

"Ja, das war schlimm genug. Aber als ich da
auf dem Kirchhof saß, so ganz arm und verlassen,
das war doch noch schlimmer. Und da kam die
gnädige Frau. Und ich will nicht selig werden,
wenn ich das vergesse."

Und dabei stand sie auf und ging aufs Fenster
zu. "Sehen Sie, gnädige Frau, den müssen Sie
doch auch noch sehen."

Und nun trat auch Effi heran.

Drüben, auf der anderen Seite der Straße, saß
Rollo und sah nach den Fenstern der Pension hinauf.


Wenige Tage danach bezog Effi, von Roswitha

Effi Brieſt
es 'was Trauriges iſt. Ja, darauf freue ich mich
ſchon ordentlich. Dann ſollen Sie 'mal ſehen, das
verſtehe ich. Und wenn ich es nicht verſtünde, dann
wollte ich es ſchon lernen. Denn, gnädige Frau, das
hab' ich nicht vergeſſen, als ich da auf dem Kirchhof
ſaß, mutterwindallein und bei mir dachte, nun wäre
es doch wohl das beſte, ich läge da gleich mit in
der Reihe. Wer kam da? Wer hat mich da bei
Leben erhalten? Ach, ich habe ſo viel durchzumachen
gehabt. Als mein Vater damals mit der glühenden
Stange auf mich los kam …“

„Ich weiß ſchon, Roswitha …“

„Ja, das war ſchlimm genug. Aber als ich da
auf dem Kirchhof ſaß, ſo ganz arm und verlaſſen,
das war doch noch ſchlimmer. Und da kam die
gnädige Frau. Und ich will nicht ſelig werden,
wenn ich das vergeſſe.“

Und dabei ſtand ſie auf und ging aufs Fenſter
zu. „Sehen Sie, gnädige Frau, den müſſen Sie
doch auch noch ſehen.“

Und nun trat auch Effi heran.

Drüben, auf der anderen Seite der Straße, ſaß
Rollo und ſah nach den Fenſtern der Penſion hinauf.


Wenige Tage danach bezog Effi, von Roswitha

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[464/0473] Effi Brieſt es 'was Trauriges iſt. Ja, darauf freue ich mich ſchon ordentlich. Dann ſollen Sie 'mal ſehen, das verſtehe ich. Und wenn ich es nicht verſtünde, dann wollte ich es ſchon lernen. Denn, gnädige Frau, das hab' ich nicht vergeſſen, als ich da auf dem Kirchhof ſaß, mutterwindallein und bei mir dachte, nun wäre es doch wohl das beſte, ich läge da gleich mit in der Reihe. Wer kam da? Wer hat mich da bei Leben erhalten? Ach, ich habe ſo viel durchzumachen gehabt. Als mein Vater damals mit der glühenden Stange auf mich los kam …“ „Ich weiß ſchon, Roswitha …“ „Ja, das war ſchlimm genug. Aber als ich da auf dem Kirchhof ſaß, ſo ganz arm und verlaſſen, das war doch noch ſchlimmer. Und da kam die gnädige Frau. Und ich will nicht ſelig werden, wenn ich das vergeſſe.“ Und dabei ſtand ſie auf und ging aufs Fenſter zu. „Sehen Sie, gnädige Frau, den müſſen Sie doch auch noch ſehen.“ Und nun trat auch Effi heran. Drüben, auf der anderen Seite der Straße, ſaß Rollo und ſah nach den Fenſtern der Penſion hinauf. Wenige Tage danach bezog Effi, von Roswitha

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/473>, abgerufen am 22.11.2024.