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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
gelben Mummeln. Ich habe da viel an Ihre Hertha
denken müssen ..."

"Nun, ja, ja, Hertha ... Aber Sie wollten
von dem Hertha-See sprechen ..."

"Ja, das wollt' ich ... Und denken Sie sich,
Jahnke, dicht an dem See standen zwei große Opfer¬
steine, blank und noch die Rinnen drin, in denen
vordem das Blut ablief. Ich habe von der Zeit an
einen Widerwillen gegen die Wenden."

"Ach, gnäd'ge Frau verzeihen. Aber das waren
ja keine Wenden. Das mit den Opfersteinen und
mit dem Hertha-See, das war ja schon wieder viel,
viel früher, ganz vor Christum natum; reine
Germanen, von denen wir alle abstammen ..."

"Versteht sich," lachte Effi, "von denen wir alle
abstammen, die Jahnke's gewiß und vielleicht auch
die Briest's."

Und dann ließ sie Rügen und den Hertha-See
fallen und fragte nach seinen Enkeln und welche ihm
lieber wären die von Bertha oder die von Hertha.

Ja, Effi stand gut zu Jahnke. Aber trotz seiner
intimen Stellung zu Hertha-See, Skandinavien und
Wisby, war er doch nur ein einfacher Mann, und
so konnte es nicht wohl ausbleiben, daß der verein¬
samten jungen Frau die Plaudereien mit Niemeyer
um vieles lieber waren. Im Herbst, so lange sich

Effi Brieſt
gelben Mummeln. Ich habe da viel an Ihre Hertha
denken müſſen …“

„Nun, ja, ja, Hertha … Aber Sie wollten
von dem Hertha-See ſprechen …“

„Ja, das wollt' ich … Und denken Sie ſich,
Jahnke, dicht an dem See ſtanden zwei große Opfer¬
ſteine, blank und noch die Rinnen drin, in denen
vordem das Blut ablief. Ich habe von der Zeit an
einen Widerwillen gegen die Wenden.“

„Ach, gnäd'ge Frau verzeihen. Aber das waren
ja keine Wenden. Das mit den Opferſteinen und
mit dem Hertha-See, das war ja ſchon wieder viel,
viel früher, ganz vor Christum natum; reine
Germanen, von denen wir alle abſtammen …“

„Verſteht ſich,“ lachte Effi, „von denen wir alle
abſtammen, die Jahnke's gewiß und vielleicht auch
die Brieſt's.“

Und dann ließ ſie Rügen und den Hertha-See
fallen und fragte nach ſeinen Enkeln und welche ihm
lieber wären die von Bertha oder die von Hertha.

Ja, Effi ſtand gut zu Jahnke. Aber trotz ſeiner
intimen Stellung zu Hertha-See, Skandinavien und
Wisby, war er doch nur ein einfacher Mann, und
ſo konnte es nicht wohl ausbleiben, daß der verein¬
ſamten jungen Frau die Plaudereien mit Niemeyer
um vieles lieber waren. Im Herbſt, ſo lange ſich

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[493/0502] Effi Brieſt gelben Mummeln. Ich habe da viel an Ihre Hertha denken müſſen …“ „Nun, ja, ja, Hertha … Aber Sie wollten von dem Hertha-See ſprechen …“ „Ja, das wollt' ich … Und denken Sie ſich, Jahnke, dicht an dem See ſtanden zwei große Opfer¬ ſteine, blank und noch die Rinnen drin, in denen vordem das Blut ablief. Ich habe von der Zeit an einen Widerwillen gegen die Wenden.“ „Ach, gnäd'ge Frau verzeihen. Aber das waren ja keine Wenden. Das mit den Opferſteinen und mit dem Hertha-See, das war ja ſchon wieder viel, viel früher, ganz vor Christum natum; reine Germanen, von denen wir alle abſtammen …“ „Verſteht ſich,“ lachte Effi, „von denen wir alle abſtammen, die Jahnke's gewiß und vielleicht auch die Brieſt's.“ Und dann ließ ſie Rügen und den Hertha-See fallen und fragte nach ſeinen Enkeln und welche ihm lieber wären die von Bertha oder die von Hertha. Ja, Effi ſtand gut zu Jahnke. Aber trotz ſeiner intimen Stellung zu Hertha-See, Skandinavien und Wisby, war er doch nur ein einfacher Mann, und ſo konnte es nicht wohl ausbleiben, daß der verein¬ ſamten jungen Frau die Plaudereien mit Niemeyer um vieles lieber waren. Im Herbſt, ſo lange ſich

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/502>, abgerufen am 22.11.2024.