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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
Macpherson, einen richtigen Schotten und Hoch¬
länder."

"Und trägt sich auch noch so?"

"Nein, Gott sei Dank nicht, denn es ist ein
verhutzeltes Männchen, auf das weder sein Clan noch
Walter Scott besonders stolz sein würden. Und
dann haben wir in demselben Hause, wo dieser
Macpherson wohnt, auch noch einen alten Wundarzt,
Beza mit Namen, eigentlich bloß Barbier; der stammt
aus Lissabon, gerade daher, wo auch der berühmte
General de Meza herstammt, -- Meza, Beza, Du
hörst die Landesverwandtschaft heraus. Und dann
haben wir flußaufwärts am Bollwerk, -- das ist
nämlich der Quai, wo die Schiffe liegen -- einen
Goldschmied namens Stedingk, der aus einer alten
schwedischen Familie stammt; ja, ich glaube, es giebt
sogar Reichsgrafen, die so heißen, und des weiteren,
und damit will ich dann vorläufig abschließen, haben
wir den guten alten Doktor Hannemann, der natür¬
lich ein Däne ist und lange in Island war und
sogar ein kleines Buch geschrieben hat über den
letzten Ausbruch des Hekla oder Krabla."

"Das ist ja aber großartig, Geert. Das ist
ja wie sechs Romane, damit kann man ja gar nicht
fertig werden. Es klingt erst spießbürgerlich und ist
doch hinterher ganz apart. Und dann müßt ihr ja

Effi Brieſt
Macpherſon, einen richtigen Schotten und Hoch¬
länder.“

„Und trägt ſich auch noch ſo?“

„Nein, Gott ſei Dank nicht, denn es iſt ein
verhutzeltes Männchen, auf das weder ſein Clan noch
Walter Scott beſonders ſtolz ſein würden. Und
dann haben wir in demſelben Hauſe, wo dieſer
Macpherſon wohnt, auch noch einen alten Wundarzt,
Beza mit Namen, eigentlich bloß Barbier; der ſtammt
aus Liſſabon, gerade daher, wo auch der berühmte
General de Meza herſtammt, — Meza, Beza, Du
hörſt die Landesverwandtſchaft heraus. Und dann
haben wir flußaufwärts am Bollwerk, — das iſt
nämlich der Quai, wo die Schiffe liegen — einen
Goldſchmied namens Stedingk, der aus einer alten
ſchwediſchen Familie ſtammt; ja, ich glaube, es giebt
ſogar Reichsgrafen, die ſo heißen, und des weiteren,
und damit will ich dann vorläufig abſchließen, haben
wir den guten alten Doktor Hannemann, der natür¬
lich ein Däne iſt und lange in Island war und
ſogar ein kleines Buch geſchrieben hat über den
letzten Ausbruch des Hekla oder Krabla.“

„Das iſt ja aber großartig, Geert. Das iſt
ja wie ſechs Romane, damit kann man ja gar nicht
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[72/0081] Effi Brieſt Macpherſon, einen richtigen Schotten und Hoch¬ länder.“ „Und trägt ſich auch noch ſo?“ „Nein, Gott ſei Dank nicht, denn es iſt ein verhutzeltes Männchen, auf das weder ſein Clan noch Walter Scott beſonders ſtolz ſein würden. Und dann haben wir in demſelben Hauſe, wo dieſer Macpherſon wohnt, auch noch einen alten Wundarzt, Beza mit Namen, eigentlich bloß Barbier; der ſtammt aus Liſſabon, gerade daher, wo auch der berühmte General de Meza herſtammt, — Meza, Beza, Du hörſt die Landesverwandtſchaft heraus. Und dann haben wir flußaufwärts am Bollwerk, — das iſt nämlich der Quai, wo die Schiffe liegen — einen Goldſchmied namens Stedingk, der aus einer alten ſchwediſchen Familie ſtammt; ja, ich glaube, es giebt ſogar Reichsgrafen, die ſo heißen, und des weiteren, und damit will ich dann vorläufig abſchließen, haben wir den guten alten Doktor Hannemann, der natür¬ lich ein Däne iſt und lange in Island war und ſogar ein kleines Buch geſchrieben hat über den letzten Ausbruch des Hekla oder Krabla.“ „Das iſt ja aber großartig, Geert. Das iſt ja wie ſechs Romane, damit kann man ja gar nicht fertig werden. Es klingt erſt ſpießbürgerlich und iſt doch hinterher ganz apart. Und dann müßt ihr ja

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/81>, abgerufen am 27.11.2024.